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Rückblick auf
internationale Klassiker
Im Grunde sind wir eine richtige Volksküche, wir
produzieren
Essen für jeden, der kommt, bis an den Sankt Nimmerleinstag. Wenn etwas
mehr kommen, als erwartet, nimmt Lori einfach die Butter aus dem
Kühlschrank oder schiebt noch ein paar Teigkrümel in den Ofen. Aber wir
haben auch die hohe Schule gemacht.
Wir wissen, was schmeckt.
Die ganze Welt macht sich seine Leibspeise, und wir sind
noch
nicht einmal richtig in Asien angekommen. Das liegt an den Gewürzen.
Entweder sind sie nicht erhältlich oder finden keinen Anklang. Ottilio,
also ich, mag zum Beispiel Kurkuma nicht, aber das liegt daran, dass
das, was die an Kurkuma verkaufen, gar kein Kurkuma ist. Aber es kommt
noch schlimmer. Salbei ist mir auch zu penetrant.
Silvester steht bevor, ich sage euch nun gleich noch
etwas. Ein
guter Koch geht nicht servieren. Er kocht. Aber was die da in diesen
Küchenschlachtsendungen machen, ist unter jedem Handschuh.
Tellerservice. Ich erinnere mich, dass man früher in der Kantine zuerst
einen Teller nahm, dann das Besteck und später sich alles drüber
klatschen konnte, je nachdem einem Wunsch und Wurst
war.
Aber man muss ja essen. Wir verteidigen die
Grossmutterküche, wo
der Topf auf den Tisch kommt, jeder kann schöpfen, so viel er will. Wir
machen neuerdings ja auch vegane, glutenfreie oder kalorienarme
Gerichte, aber man sieht es dem Ganzen nicht an. Die viele Arbeit, die
hinter einer einzigen Malzeit steckt, würdigt heutzutage wahrscheinlich
niemand mehr.
Lori trinkt gern mal ein Schlückchen während dem Kochen.
Das
kann manchmal verherend und manchmal total inspirierend sein. Damit
soll
gesagt werden, dass ein jedes Gericht, was in der Küche entsteht, ein
persönliches Kunstwerk ist und mit vielen Einflüssen negativ oder
positiv enden kann. Ein Abenteuer, jedes Mal. Wir haben über die
Festtage mindestens jeder einmal die Pfoten verbrannt, dann einmal in
die Krallen geschnitten und..
Aber es hat immer super geschmeckt. Doch jetzt müssen
wir uns mal in die Hängematte schmeissen und alles Revue passieren
lassen, denn heute gibt es Selbstbedienung. Wir haben alles
vorbereitet.
Willkommen am Silvesterbüffet, wir wünschen allen einen
guten Rutsch.
Steinpilz auf Polenta
Obwohl wir den ganzen Sommer keinen Steinpilz gefunden
haben,
wollen wir heute an unsere Vorräte. Weil wir vorübergehend eingeschneit
waren, sind noch keine Weihnachtseinkäufe getätigt worden. Wie immer
alles in letzter Sekunde. Die Gäste sind allerdings bereits
eingetroffen und wir müssen wieder einmal Hokuspokus machen.
Loredana geht Pilze suchen. Anstatt im Wald in der Vorratskammer.
Neben Dosenpilzen bringt sie ein Glas Rotfüsse, und in
einem ganz
kleinen Gläschen ist tatsächlich ein getrockneter Steinpilz drin. Der
muss jetzt mit seinem Aroma das ganze Essen retten. Tatsächlich sind
wir bereits nach dem Öffnen des Deckels beruhigt. Er wird es schaffen,
die ganze Küche riecht schon, nachdem wir die Pilze erst eingeweicht
haben. Zuerst machen wir aber die Polenta. Statt nur Wasser,
nehmen wir die Hälfte Milch und etwas von dem Pilzwasser.
Dann benötigen wir ein kalt gespültes Backblech und
streichen
den Maisbrei gleichmässig drüber. Dann geht es damit ab in die
Winterlandschaft zum Abkühlen. Um das Zwiebel schneiden komme ich
herum, Lori hat noch welche übrig vom Kartoffelsalat von zu Mittag. Das
Pilzwasser wird natürlich nicht weggeschüttet, erst baden wir noch die
Dosenpilze darin, man kann es für die Sosse noch verwenden.
"Was hast du denn da wieder für Mückenzeug gesammelt?"
Aber Lori
ist unschuldig, es handelt sich um irgendwelche Kräuter, in denen die
Büchsenpilze eingelegt waren. Meine ursprüngliche Idee, dass wir mit
der Polenta weihnachtliche
Sterne backen, müssen wir leider fallen lassen. Obwohl ich eine ganz
ansehnliche Vorlage gezeichnet habe,.
Sterne sind empfindliche Wesen und
man kann sie nicht einfach so in der Pfanne herumschleudern. Beim
Wenden könnten die Zacken abbrechen und dann ade du schöner Stern. Also
werden wir nur Rondellen servieren. Damit alles etwas umfangreicher
wird, belegen wir die gebratene Polenta noch mit Mozzarella, dann kommt
die Pilzsosse drüber und als Farbeinlage noch etwas grüner Spinat, dann
alles nochmals kurz ins Backrohr, bis der Käse schmilzt
Die restlichen Polentastücke haben wir anderntags
gebraten und
mit Zucker bestreut serviert. So genannte Maisribel, ein
Ururgrossvaterrezept, das man mit weihnachtlichen Gewürzen noch etwas
peppiger machen könnte.
Fröhliche Weihnachten. Ottilio und Loredana
Brokkoli-Suppe mit
Sojaspiesschen
Welche Knüppel werden mir heute wohl wieder zwischen die
Füsse
geworfen? Als ich in die Küche komme, brennt nicht mal eine Kerze, aber
so ein karnevalistischer Typ ist da. Mit Bart und falschem Grinsen.
Meine Tante will mir einreden, es wäre der Babbo Natale, aber ich falle
natürlich nicht herein. Mit einer Kralle bugsiere ich den falschen Bart
durch die Küchentür. "Was kochen wir heute?"
Die ersten herben Enttäuschungen muss ich schon mal
hinnehmen.
Der Schinken ist weg. Einfach verschwunden. Und die Polenta? Kein
Krümel Polentapulver mehr da, einfach verschwunden. Aha, und dein
Superhacker hat jegliches so klein gemacht, dass es verschwunden ist?
Nein, der ist nämlich ebenfalls verschwunden. Wäre ja ziemlich
ungewohnt, wenn wir mal keine Zwiebeln hacken müssten.
Es geht jedem Küchenprofi in der ganzen Welt nicht
besser, man
muss nehmen, was da ist. Also ran an den Brokkoli. Ich bin natürlich
andere Masse an Zutaten gewöhnt, aber ich bin doch froh, dass Harry den
elektrischen Hacker noch nicht zurückgebracht hat. So ist es noch
ziemlich gemütlich in der Küche. Allerdings bahnt sich etwas
Ungemütliches an. "Hat es neuerdings Sesamkerne in der
Sojasosse?
Ach. Du lieber Himmel, das sind alles ersoffene Fruchtfliegen. Das
können wir nicht bringen Lori, du musst das Fleisch abwaschen.
Das Fleisch ist vom Hühnchen, und die Sojasosse war
grün. Das
heisst ein geringer Salzanteil, deswegen haben sich die Fruchtfliegen,
ha ha, Fluchtmücken darin verkrochen und sehen jetzt Sesamkernen sehr
ähnlich. (Ich wollte immer schon mal den Koch kennen lernen, der die
Pfeffermühle erfunden hat.) Aber nie würde ich meinen Leuten etwas
Dubioses vorsetzen. Also geht Lori die Mücken abwaschen und jetzt
stellen wir tatsächlich fest, dass die Sojasosse mit
Salz keine Mücken
angezogen hat. Man hat eben immer viel Spass in der Küche.
Um zurück zum Essen zu kommen. Wir haben den Brokkoli
weich
gekocht, mit Zwiebeln, Weisswein und spannender Gemüsesuppe. Dann haben
wir die Hühnchenstücke in Mehl gewendet, in Evo (extravergine Olivenöl)
gebraten und mit Brandy abgelöscht (flambiert). Jetzt musste nur noch
unser
Sambatänzer seine Einlage bringen, und unsere Suppe ist perfekt. Weil
sie etwas dicklich ist, kann man sie entweder verdünnen oder anderntags
als Sossengrundlage verwenden.
Wir wünschen allen eine stressfreie Weihnachtszeit mit
vielen leckeren Ideen.
Lori und Ottilio
Hackfleischkuchen
Lori hat eine Höllenmaschine bekommen. Ein vorzeitiges
Weihnachtsgeschenk, sagt sie. Wahrscheinlich steckt sie selber sogar
dahinter und versucht, den neuen Modekram meiner Küche schmackhaft zu
machen. "Was ist das?" Sie weiss es auch nicht, aber es sei ein Hacker
oder Mixer, vielleicht sogar ein Smoosiemaker. Wir lassen den Fachmann
kommen. "Habt ihr einen Kassazettel und eine Modifikationsanweisung,
dann gebt mir das Zeug, ich melde mich, wenn ich mehr weiss." Harry
nimmt das Gerät mit. "Hey, warte, hier noch das Buch dazu!"
Harry ist ganz von seiner neuen Aufgabe in Beschlag
genommen.
"Ich habe auch keine Ahnung, wofür dieses Ding gut sein soll, aber die
Küche muss es wertschätzen, wenn ich es zurückbringe. Inzwischen haben
wir unser Rezept erarbeitet. Es gibt Hackfleischkuchen de Luxe. Ich
habe mir das immer zu Weihnachten gewünscht, aber nie macht jemand
Hackfleischkuchen. Die Piroschki, die wir letztes Jahr gemacht haben,
kommen ein bisschen in diese Richtung.
Lori träumt immer noch ihrem Universalhacker nach. "Das
ist ein
Quatsch, liebe Tante, damit machst du nur Mus." Die Stimmung ist
allerdings nicht lange getrübt, als wir unser Fleisch anbraten. Es ist
normales Hack, sogar schon zwei Tage über Datum, aber das kriegen wir
hin. Zuerst ein paar Prisen Zucker drüber, wegen der Farbe, dann die
Zutaten, Zwiebel, Stangensellerie, Pilze, sogar Porree und vor allem
Rotwein.
Wir hatten anfangs nur 500 Gramm Hackfleisch bearbeitet,
dann
fiel uns ins Visier, dass mehr viel besser wäre und mit dem ganzen
Rotwein wurde das Ganze dann eine tolle Sache. Wir haben als Gewürz vor
allem Salz und Pfeffer genommen, dann Piment und frischen Majoran. Die
Champignons hat Lori separat gewürzt. Sie wollte nicht, dass die
heiligen Pilze mit Rotwein in Berührung kommen. Aber schlussendlich hat
sich alles wohlwollend vereinigt.
Damit unser Kuchen ein Kuchen wird, benötigen wir
natürlich
einen Teig. Man kann diesen selber herstellen, oder mit einem
Fertigprodukt ganz sanft einlullen. Damit die Füllung nicht zu sehr den
Teigboden durchtränkt, legen wir ein paar fesche Schinkenscheiben
darnieder. Dann kommt schon die Füllung. Ich gestehe, dass wir uns
nicht
besonders zivilisiert benommen haben, aber zum Glück gibt es davon kein
Foto.
Das ganze kommt gelocht und mit Eigelb bestrichen in
den 220 Grad
vorgeheizten Ofen. Als der Kuchen fertig ist, benimmt sich erst recht
keiner mehr zivilisiert, man stürzt sich in den Fleischkuchen, etwas
Herrlicheres hat man noch nie gegessen. "Soll ich noch die
Rotweinetikette vorlesen?"
Mailänderli und Nutella-Kekse
Als ich heute in die Küche komme, bin ich überrascht,
dass
nichts los ist. Normalerweise ist in der Adventszeit hier ein
Tohuwabohu, weil Lori ihren Schützlingen zeigen will, wie man Kekse
oder Weckmänner bäckt. Aber heute ist alles ruhig und nichts als eine
Kerze und eine rote Socke als Dekoration. "Du erwartest aber nicht,
dass ich mit dir Weihnachtskekse backe. Das machst du sonst doch immer
mit einer Horde Kleinkinder." Lori ist beleidigt und geht in den
Garten.
Als sie wiederkommt, entschuldige ich mich und sage, die
Dekoration mit der Kerze und dem Socken sei ganz reizend, aber die Idee
mit dem Rührgerät und der steinkalten Butter eher etwas futuristisch.
"Unsere Grossmütter haben das Weihnachtsgebäck doch noch von Hand
geschafft." Nachdem sich Lori mit dem Rührgerät beinahe zum Karussell
gemacht hat, wirft sie ihren Teig in den Mehlberg und fängt an, zu
kneten. Unser Mailänderliteig ist ganz klassisch und enthält nicht mal
Backpulver. 250 g Butter, 250 g Zucker, Zitronenabrieb, Vanille, 2 Eier
und 500 Gramm Mehl.
Der Teig wird schön durchgeknetet und kommt dann für
zwei
Stunden in den Kühlschrank. In der Zwischenzeit probieren wir heute ein
Internetrezept für Nutella-Kekse. Unser angebrochenes Nutellaglas
steht schon ein halbes Jahr herum und hat schon Patina angesetzt. Es
ist aber kein Schimmel, nur kristallisiertes Fett. Ich mache die
Nussnougatcreme im Wasserbad wieder flüssig und Lori lässt sich 400 g
abmessen.
Da kommt nun noch ein Teelöffel Backpulver hinein. Dem
muss ich
ebenfalls etwas zur Puderisierung nachhelfen. Feste hüpfen heisst das
Lösungswort. Dann fehlt noch Ei und Mehl und schon haben wir wieder
einen Teig zum Kekse backen. 200 g Nutella, 1 Ei, 160 g Mehl,
1
Teelöffel Backpulver. Wir haben das Doppelte genommen und haben zu
dieser Stunde noch einiges zu Backen. Man macht runde Bällchen, schiebt
sie für 10 Minuten bei 180 Grad ins Rohr.
Durch das Backpulver bekommen die Kekse beim Backen
Risse, die
stäubt man dann einfach mit Puderzucker zu. Dafür, dass das Rezept vom
Internet kommt, hat es tadellos geklappt und die Leute waren
begeistert. Aber nun kommen die klassischen Mailänderli. Ich wollte
Lori gerade fragen, ob sie nicht doch ein paar Kleine zum Helfen holen
möchte, da rannten uns die ganzen Internatschüler und das halbe Dorf
die Küchentür ein.
Meine Tante hat sich natürlich ins Fäustchen gelacht,
als
ich so blöd da stand und guckte, als werde ich wie ein Teig
platt gewallt. Aber die haben sich alle ganz geschickt angestellt und
im
Nu hatten wir unsere ersten Mailänderli. Aber es ist noch sehr
viel unbearbeiteter Teig da. "Jetzt könnt ihr die nächste Schulklasse
rufen, dann starten wir eine neue Keksrunde."
Wir wünschen eine schöne Adventszeit: Tante Loredana,
Ottilio und eine ungestüme Schar süsser Schüler.