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Profiteroles
Diese italienisch/französische Nachspeise ist ein
hiesiger
Knüller, aber der Name ist, finden wir, zum Wegwerfen. Wie kann man ein
feines Dessert benennen als wäre es ein Gummipneu? Man benötigt dazu
keine grossartigen Zutaten.
100 Gramm Butter, 240 ml Wasser, 1 Prise Salz, 180 Gramm
Mehl, 4 Eier.
Nach Belieben Vanillefüllung und Schokoüberzug.
Zuerst Wasser und Butter mit einer Prise Salz zum Kochen
bringen. Pfanne vom Herd ziehen. Dann das Mehl dazuwerfen und rühren
bis ein Teig entsteht. Noch etwas bei kleiner Flamme weiterrühren bis
der Teig anfängt am Pfannenboden Spuren zu hinterlassen. Jetzt muss der
Teig erst abkühlen, bevor man die Eier daruntermischt. Die
Vanillecreme hat Tante Loredana schon vorher gemacht. Sie hat natürlich
wieder ein Geheimrezept, aber soviel ich mitkriegen konnte, hat sie
einfach anstelle Milch, einen Teil durch Rahm ersetzt, Eigelbe und
Stärkepulver, Vanillezucker, Zitronenabrieb und Zucker - und hi hi hi,
eine ganze Flasche gelben Farbstoff verwendet.
Wenn der Brühteig abgekühlt ist, kann man mit den Eiern
fortfahren. Sie werden einzeln eingearbeitet. Das erfordert ziemlich
guten Mut, denn während des Rührens sieht alles ziemlich "schlüdderig"
drein. Wenn alle Eier drin sind, hat man den fertigen Teig und kann mit
zwei Kaffeelöffeln kleine Bällchen formen. Die kommen dann in ein
Backblech und werden bei 180 Grad etwa 30 Minuten gebacken.
Nach 10 Minuten Backzeit öffnen wir die Backofentüre
einen Spalt, damit der Dampf abziehen
kann. Und nach den 30 Minuten wird der Backofen abgedreht und die
Küchlein müssen darin langsam abkühlen. So haben wir viel Zeit zum
Vertrödeln und spielen ein wenig. Ich bin leider ein ziemlich
schlechter Verlierer und die Loredana will immer gewinnen. So
sind eben immer die Spiele schuld, wenn wir nicht gleicher Meinung
sind. Endlich kann unser Geköche weitergehen.
Jetzt kommt die Vanillecreme in eine Spritztülle und wir
bugsieren sie duch eine Öffnung direkt hinein in die Brühkugeln. Eine
Schwäche von mir ist, dass ich alles und jedes in der Backstube immer
reichlich mache, so sind diese Dinger eben ziemlich gross geworden und
benötigen die ganze Füllung. Wer klug ist und etwas geizig, macht alles
kleiner, es hat dann eine optisch bessere Wirkung, schmeckt aber
natürlich nicht gleich wie meine Riesendinger.
Der Schokoladeüberzug ist das Typische an den
Profiteroles. Am
besten wäre er als Totalumhang rundherum. Man könnte anstelle von
Vanillecreme ebenso Eiscreme hineinfüllen, das macht es etwas
sommerlicher. Aber unsere Profiteroles haben schon bei der Herstellung
gut geschmeckt. Das Zeug klebt immer und überall, so dass man es nicht
vermeiden kann, damit in Berührung zu kommen. Schleck. Schmatz. Das
absolute I-Tüpfelchen ist dann am Schluss noch die Schlagsahne, die man
beliebig drüberspritzt. Ottilio und Loredana.
Die eigentliche Arbeit bei diesem Rezept ist das
Warten. Aber es lohnt sich. Wir wünschen allen Köchen und Essern eine
schöne Woche. Lasst es euch gut gehen.
Grüne Feigen
Wir haben verschiedene Feigenbäume in Gugellandia. Die
Grünen
sind Mitte Juli reif. Die Violetten kommen erst so richtig im
September.
Aber es hat eben leider viele Siebenschläfer, die in dieser Zeit nicht
schlafen und einen Feigenhunger haben. Da muss man immer schnell sein,
damit man noch ein paar erwischt. Lori hat gepflückt und ich sagte, da
machen wir etwas Feines damit. Das Problem war nur: der
Umweltminister. Er hat unseren nicht selbst gemachten Teig inspiziert
und festgestellt, dass da sage und schreibe Palmöl drin ist. Uns hat es
gerade den Appetit verschlagen.
Weil der Peso grad so im Schuss war, hat er gleich alles
Restliche ebenfalls kontrolliert, das Backpapier, den Vanillezucker -
die Lori musste ihn die ganze Zeit ablenken, sonst wäre unsere
hochkomplizierte Feigentorte niemals entstanden. Ich bin ja eigentlich
der gleichen Meinung wie unser Umweltminister. Gewisse Dinge haben in
der Küche nichts verloren. Dazu gehört das billige Zeug, das nichts
wert ist -wie eben dieser Teig. Aber was sollten wir machen? Wir
konnten
ja nicht sagen, ok, Herr Umweltminister, wir schmeissen alles das Tobel
hinunter. In der Küche herrscht man, um den Leuten was vorzusetzen,
nicht um das Tal mit Unrat zuzuschütten. Da hat der Peso genickt und
wir haben weitergemacht.
Wenn ich bedenke, dass ich eigentlich einen Job in
Jesolo hätte,
und mich hier mit Umweltministern und schummelnden Tanten herumschlagen
muss, kommen mir ja schon ein paar Bedenken. Aber Gugellandia benötigt
einen anständigen Koch und faires Essen, deshalb bleibe ich diesen
Sommer hier. Ohne mich werden die es hier nämlich nie lernen. Die Tante
ist
aber schon sehr küchenintelligent, mit der kann man gut zusammen
arbeiten.
Die Lori kann nicht nur Rad fahren, Teigwaren kochen und
Zigeunerinnen spielen, sie hat ihre Pfoten ein bisschen überall drin.
Es ist ja gut, wenn man sich mit den anderen Leuten versteht.
Inzwischen ist unser "blind
gebackene" Teigboden da, und die Lori geht Pfefferminze
pflücken,
die
den geschmacklichen Pfiff in der Mascarponefüllung geben soll. Ich habe
mich
schon gefreut, aber leider zu früh, denn der Umwelt-Peso ist immernoch
da.
"Uns ist es völlig wurscht, wer an dem Pfefferminz
schon
herumgeschnuppert
hat, wir waschen unsere Kräuter nicht." Und schon macht Peso wieder
seinen
klapprigen Schnabel, dass einem Angst und Bange wird, er könnte mit
Schliessung des Lokals drohen. Aber da kommt zum Glück die Tante mit
der Pfefferminze und
alles ist gut. Ja, der Kuchen ist an und für sich gut, nur wenn man
ehrlich sein will. Im Sommer mit frischen Feigen einen Kuchen backen,
ist das nicht etwas übertrieben?
Eben. Wir sind ja
keine Laien. Wir wissen schon, wie man hungrige Mäuler stopft,
aber was soll man machen? Wenn das Rezept nach vier Bildern schon eine
hervorragende Mahlzeit ist? Unser Supervorschlag mit
grünen Feigen
besteht aus Speck oder Schinken - Feigen - und Martini. Schmatz.
Schlürf. Lasst euch von überkandidelten Rezepten nicht
kirre machen. Man kann im Sommer alles vom Ast essen, das ist ja das
Schöne.
Eine herrliche Woche im Schlaraffenland wünschen euch
Ottilio und Loredana.
Gefüllte Patisson
Das Gemüse vom Garten direkt in den Kochtopf und den
Teller, so
soll es sein. Wir haben von Grünling hier Patisson, Zucchini, Oberginen
und Tomaten bekommen. Der Patisson ist eine originelle Kürbisart, und
es gibt sie in verschiedenen Farben. Die Füllung machen wir mit
Hackfleisch und Reis. Die Tante kann es natürlich wieder nicht lassen
und bringt mir Spinat anstelle von Petersilie.
Den Reis haben wir in etwas Bouillon vorgekocht, die
Zwiebeln,
ein paar Karotten und das Grünzeug wird ebenfalls kurz angebraten und
dann wieder abgekühlt. Das Fleisch würzen wir mit - hm - etwas Salz und
Pfeffer. Normalerweise geben wir noch viele Kräuter in die Mischung,
aber heute nicht, man soll ja noch den Patisson durchschmecken.
Aber eine Knöblizehe muss dann eben doch noch rein.
Jetzt wird
den Patisson oben ein Deckel abgeschnitten. Es wäre hübsch gewesen,
wenn der Pflücker noch den Stiel dran gelassen hätte, so wie einen
Henkel, aber Grünlig sagte, das sei nicht möglich gewesen,
denn
sie hätten praktisch keinen Stiel gehabt. Jetzt muss das Innere mit den
Kernen entfernt werden, damit wir eine Höhlung für die Füllung haben.
Man kann die Innenseite nun etwas salzen, wenn man
möchte. Nun
kommt die Füllung in die Kürbisse, Deckel druff und - ach das andere
Gemüse müssen wir ja ebenfalls zuerst füllbereit machen. Es hat sowieso
nicht alles in einer Pfanne Platz. Unten in die Kasserole gibt man zum
Braten noch etwas Brühe, damit das Gemüse schneller weich wird. Dann
kommt alles in den Ofen und man kann Zeitung lesen gehen.
Bevor alles in die Backröhre geschoben wird, haben wir
natürlich
noch Parmesankäse über alles drüber gestreut. Und was wir noch an
Zwiebelkarottenspinatgemüse
übrig hatten, haben wir mit dem Reis
vermischt, so dass er einen etwas wilden Anblick bietet.
Normalerweise geht so ein Patisson relativ lange bis er weich ist. Da
unsere noch so jung waren, sind sie fast etwas zu weich geworden.
Nichts desto Trotz hat das Essen fabelhaft geschmeckt. So richtig nach
Sommer.
Nächste Woche machen wir dann wieder etwas Süsses. Wir
wünschen
viel Spass mit dem Sommerlinkkalender und melden uns nächste Woche
wieder. Ottilio und Loredana.
Marinierte Peperoni
Ganz überraschend sind wir zu einer grösseren Menge
Paprika
gekommen, die nach Verarbeitung gerufen haben. Eine besondere
Delikatesse sind die Peperoni, wie wir ihnen hier sagen, wenn sie
geschält sind. Die Schale ist nämlich sozusagen magenfeindlich, denn
sie ist unzerstörbar. Für gewisse Hungerleider ist sie jedoch gut, weil
sie eben sehr lange im Magen liegt. Wir wollen heute aber die Arbeit
machen, und die Peperoni schön schälen.
Die Peperoni kommen nun ganz, wie sie sind, in die
Backröhre, wo
der Grill eingeschaltet ist. Man könnte es natürlich ebenso gut am
Grillfeuer versuchen. Jetzt müssen sie einigermassen schwarz gegrillt
werden, damit sich die Schale entfernen lässt. Lori hat dazu ihre
eigene Wissenschaft. Sie holt ein nasses Tuch und wickelt die
gegrillten Peperoni darin ein. Ich warte, bis sie ihre Wäsche
gewaschen hat, denn ich will unbedingt zu den Sardellen noch ein
Wörtchen sagen.
Die Schälerei von den Paprikaschoten ist eine oftmals
mühsame, denn
nicht alle Peperoni sind vom eigenen Garten. Da weiss man ja nicht,
wo die gewachsen und warum sie so zäh sind. Aber wir schälen
pickelhart, denn wir machen diese Vorspeise wirklich nur ein- bis
zweimal im Sommer, weil es eben wirklich wunderbar schmeckt. Über die
geschälten Peperoni kommt dann eine Farce von Sardellen, Knobli und
Petersilie. Wir haben natürlich wiedermal keine Petersilie. Grünling
soll sich was schämen. Also wenden wir Trick No 3 von Loredana an.
Sardellen sind nicht gleich Sardellen. Es gibt diese
Döschen, in
denen kleine engrätete Sardellenfilets
in Olivenöl hängen. Die sind nur salzig und haben keinen Geschmack. Wir
nehmen die Sardellen, die in grobes Salz eingelegt sind und noch ihre
Fischstruktur haben. Man muss sie nun unter fliessendem Wasser
entgräten, dann hat man eine Vorstellung wie eine gut gewässerte
Sardelle schmecken soll. Himmlisch, sage ich euch.
Lori wässert und entgrätet also die Sardellen, während
ich die
Wuwatis in Schach halte. Jetzt ist eben nicht genügend Petersilie da,
also nehmen wir einen tiefgekühlten Spinatwürfel, der macht sich
optisch und geschmacklich fast so gut. Die Peperoni sind schon während
des Schälens merkwürdigerweise immer weniger geworden, die Sardellen
ebenfalls. Es hat sich während unserer Kocherei sogar noch ein Gewitter
angekündigt und das macht natürlich noch mehr Hunger.
Schlussendlich haben wir eine delikate Vorspeise
gebastelt. Die
gehackte
Knobli-Peterli-Sardellen-Masse wird gleichmässig gerecht (bei uns
natürlich sehr ungleichmässig) über die Peperonifilets
gestrichen. Man hätte anstelle von Petersilie noch Basilikum nehmen
können, aber das ist uns zu spät eingefallen. Am Schluss kommt noch,
wer hätte das nicht schon vermutet, der
berühmte "Filo d'Olio" (Olivenölfaden) darüber. Buon appetito!