Monat
2016
Monat
2017
Monat
2018
Monat
2019
Monat
2020
Monat
2021
Monat
2022
Monat
2023
Monat
2024
Monat
Festtagsstress
"Was ist das für eine freche Anspielung hier, was ist
drin, in
dieser Giftflasche?" Loredana hat eben immer eine Überraschung für mich
bereit. Sie sagt, sie hat die Flasche zu Weihnachten bekommen. "Und ein
ganzes Buch dazu, wie man sie verwenden soll?" Wenden wir uns lieber
unserem heutigen Meisterwerk zu, wir wollen eine Nusstorte backen, denn
wir haben noch viele Walnüsse, die wir eigentlich für Weihnachtskekse
verwenden wollten. Dann sind wir aber wegen dem ganzen Festtagsstress
nicht mehr dazu gekommen.
Damit die Nüsse ihr bestes Aroma bekommen, geben wir sie
vor dem
Reiben noch kurz ins Backrohr. Dann klingelt unverhoft mein Telefon. Es
ist natürlich, wie so oft in diesen Tagen, die Verwandschaft. Bei Lori
piepst und fidelt ebenfalls das Handy. Damit man sich besser
unterhalten kann, gehen wir zwischendurch an die frische Luft mit
unseren Apparaten. Ja, so Gespräche mit der Verwandtschaft gehen oft
länger als man denkt.
Unsere Nusstorte können wir angesichts der
verkohlten Nüsse
abschreiben. Wir sind uns ja so Schlappen gewöhnt und machen uns gleich
Gedanken, was wir sonst noch machen könnten. Ein glutenfreies Tiramisu,
das ist die Lösung, denn wir haben ja noch Gäste, die man verwöhnen
könnte. Lori ist gleich wieder im Element und stellt schon
mal
den Kaffee her, während ich die Stimmung etwas hebe. "Wir könnten ja
den bösen Kater probieren."
Während ich daran schnuppere, wirft die Lori Eigelbe,
Zucker
und Mascarpone herum. Normalerweise machen wir ein Tiramisu etwas
sorgfältiger, aber heute ist irgendwie der Wurm drin. Die glutenfreien
Kekse sind nämlich etwas widerspenstig und wollen den Kaffee nicht
annehmen. "Wir könnten es ja mit Kaffeelikör probieren." Aber Lori gibt
zu bedenken, dass es da Alkohol drin habe.
Schliesslich und schlussendlich macht dieser böse Kater
doch
noch eine Superstimmung in der Küche, was natürlich nicht heissen soll,
dass man immer, wenn etwas schief geht, gleich zur Schnappsflasche
greifen soll. Aber bei dem ganzen Festtagsstress wird man uns das
hoffentlich verzeihen. Die Nusstorte wird bestimmt noch nachgereicht.
Und noch ein Trost: Die Nüsse waren vom Händler, wir haben sie nicht
mühsam selber geknackt. Ha, ha.
Prosit Neujahr!
Ottilio und Loredana
Festliche Vorspeisen
So kurz vor Weihnachten ist immer viel Stress in der
Küche, weil
die Einkäufe für das Fest meist erst in letzter Minute getätigt werden,
da man sonst wieder die Hälfte vergisst. So versuchen wir wiedermal,
mit dem was wir haben, schon etwas vorzubereiten. Sulz ist immer gut
und benötigt viel Zeit zum Abkühlen. Also rühren wir schon mal einen
Liter an. Die Mischung von einem halben Liter Wasser mit 4dl Weisswein
und 1 dl Brandy und zwei Sulzwürfel ist nicht unbedingt üblich, aber
uns gefällt es so. Ich habe festgestellt, dass bei gewissen Festen
gewisse Leute alles essen, wenn man sagt, dass es Alkohol drin hat.
Natürlich glitzert so ein Sülzchen im Kerzenschein immer
sehr festlich.
Aber was hineintun? Zum Glück haben wir ja noch die Wagenladung an
Schwarzwurzeln. Die wirken ebenfalls sehr festlich und sind hierzulande
natürlich eine Delikatesse, weil man sie gar nicht kennt.
Allerdings geht es wieder einmal nicht ohne
Schwierigkeiten. Es
sind nur noch drei Eier da. Aber das müsste reichen, man nimmt ja nur
das schöne Mittelstück. Loredana hatte dann noch eine Superidee, die
leider in die Hose gegangen ist. Sie wollte etwas mit Brickteig machen.
(Unser Einkäufer hat versehentlich daneben gegriffen, wir hatten
Blätterteig bestellt.) Man könnte damit alles einwickeln und frittieren
oder backen, aber es hat uns nicht geschmeckt.
Wir haben noch vom Vortag einige Leberschnitzel übrig.
Damit
könnten wir ja wieder eine Leberterrine oder Streichwurst machen. Lori
schneidet die Leber in möglichst kleine Würfel. Da fällt ihr ein, dass
wir uns noch gar nicht bedankt haben, denn es sind Spenden für ihr
neues Küchenmesser eingegangen.
Wir machen also eigene
Streichleberwurst. Nur, der Kräutergarten gibt im Moment nicht mehr
allzuviel her. Aber was wir an Kräuter-Geschmack nicht haben, machen
wir einfach wieder mit Brandy wett, ha, ha. Zudem tut noch Speck,
Zwiebel und Knofi seine Wirkung. Jetzt darf nur der Pürierstab wegen
Überbelastung nicht das Handtuch werfen, wie so oft kurz vor
den
Festtagen.
Wir wechseln uns ab mit der Würzung, und natürlich immer
wieder
mischen und probieren. Man muss dabei vorsichtig sein, es ist schnell
mal zu viel von etwas drin, aber was wir neben Pfeffer, Petersilie und
Brandy alles reingetan haben, kann ich jetzt nicht mehr sagen. Fast von
allem ein wenig. Zum Schluss sogar noch ein bisschen getrockneten
Oregano.
So, das war es für heute, wir müssen noch die Liste für
den
Einkäufer schreiben und wünschen allen fröhliche Weihnachten und gutes
Gelingen hinter den Kochtöpfen.
Ottilio und Loredana
Chili con carne
"Na, ich seh' nicht recht, Lori ohne kleine Kochschüler,
gibt's
denn sowas?" Ist
heute Streik oder Feiertag, von dem ich nichts weiss?" Die Tante ist
aber gar nicht verärgert, als ich sie so anblaffe, sie meint nur, wir
könnten heute ja mal was Schnelles machen, dann wären wir eher fertig.
Kluge Frau, meine Tante, ha, ha. "Und was ist bei dir schnell? Hast ja
noch nicht einmal die Zwiebeln geschält."
Sie hätte das längstens gemacht, wenn sie ihr altes
Küchenmesser
wieder hätte, nörgelt sie, macht dann aber doch Anstalten, mit der
Arbeit zu beginnen. Wir machen heute Chili con Carne, weil wir wirklich
etwas Schnelles benötigen, da wir noch unsere Weihnachtsexperimente
durchprobieren wollen. Allerdings ist unser heutiges
Problem nicht
das "Carne" sondern der Chili. Wenn man das als Gewürzdose in
der
Küche hat, vereinfacht es die Herstellung erheblich.
Wir haben lediglich unseren Dekobusch, von dem wir noch
kein
Früchtchen probiert haben. Loredana säbelt an einer Knolle Knofi herum,
demonstrativ, weil sie ja noch immer ihr Schweizer
Küchenmesser
vermisst. Aber dann sieht sie doch, wie ich hinter dem Rücken ein paar
Speckwürfel Richtung Kochherd schiebe. Naja, wir arbeiten heute mal
nicht nach Rezept, sondern nach Gefühl.
Nachdem wir die Zwiebeln, Knofi und Peperoni
geschnippelt haben, das Fleisch schön angebraten ist,
wagen wir uns an den ersten Peperoncino. "Du probierst den grünen, ich
den roten!" schlage ich vor. Natürlich putzen wir zuerst die Kerne weg,
die sind ja meist am Schärfsten. Es zeugt nicht von grosser Kochkunst,
dass wir nun fast eine halbe Stunde lang darüber diskutieren, was gut
scharf, was bombenscharf und ungeniessbar scharf ist. Wir machen
schlussendlich einen Kompromiss. Jeder schmeisst seine Pfefferschote
ins Gericht und wir würzen mit Paprika und Cayennepfeffer.
Das Resultat ist erschütternd. Kein bisschen scharf! Vor
allem,
wenn nun noch Tomaten und Bohnen, von denen wir eine ganze
Zirkusladung anmarschieren lassen, das Gericht eher lieblicher machen
sollen. Also kräftig weiter würzen. Als wir von unserem fertigen
Eintopf die ersten Löffel probieren, verbreitet dieser bereits seine
magische Faszination. Wie von Marionettenfäden gezogen, muss sich der
Löffel immer wieder eintunken, und man müsste eine Kanone abschiessen,
damit er endlich mal stillsteht.
Dann haben Lori und ich noch eine kleine
Schlussdiskussion. "Das
ist Koriander, der passt." Und sie fuchtelt mir mit irgendwelchem
selbstgezüchtetem Blattwerk vor der Nase rum. "Das ist Unkraut! Lori!"
Tatsächlich kann keiner von uns das Gegenteil beweisen, also lassen
wir's gut sein und wünschen einen guten Apettit. Lori und Otti
Egg Benedict
Als ich in die Küche komme, wird mir schlagartig
bewusst, dass
ja Advent ist und Lori sicher schon wieder Kekse backen will. Dazu ist
immer sehr viel Butter notwendig. Aber ich benötige ebenfalls Butter
für meine benediktinischen Eier. "Das hier sind 250 Gramm." stelle ich
fachmännisch fest. Mir gehören Hundert und wenn ihr 200 braucht, haben
wir ein Problem." Für ihre Wiener Kipferln muss die Lori also nochmals
ein Stück Butter besorgen.
Dann kommt die Streiterei um die Eier. Obwohl es
genügend hat,
entbrennt eine Riesendiskussion, nachdem sie sorgfältig getrennt
wurden. "Wir brauchen sicher zwei Eigelbe für unsere Kekse." mutmasst
Cuscus, aber er hat natürlich keine Ahnung. Die zwei Eigelbe sind für
meine holländische Sosse reserviert. Egg Benedict wird nämlich
folgendermassen hergestellt. Toast, Speck, pochiertes Ei und
holländische Sosse. In meiner Variante ersetze ich den Speck zugunsten
der Gesundheit.
Es geht eine Weile bis die ganzen Schildkröten und
sonstigen
Kinder begriffen haben, dass sie nur ein Eigelb für ihren Teig
bekommen. Lori hat mich schon schief und verächtlich angeguckt. Aber
nachdem sie dann überflüssigerweise alle noch ein wenig mit meine
Zucchini gespielt haben, sind sie endlich abgedampft. "Wenn ich Egg
bededict machen will, mache ich Egg benedict. Verstanden?"
Die englische Küche ist ja nicht gerade für grosse
Gourmet-Küche
bekannt, aber wenn sie eines können, die Engländer, dann ist das
Frühstück machen. Ausser Toast und Butter fährt da von der
Tomate
bis zum Spiegelei alles an, möglichst noch mit Speck und Cornflakes.
Ha, ha, nein, mein heutiges Rezept ass man schon bei den Angelsachsen
zum Frühstück. Da waren aber wahrscheinlich schon Franzosen mit am
Tisch oder Holländer.
Denn das Wichtigste an den Eggs Benedict ist die Holländische
Sosse.
Zuerst braten wir den Speck an. Besser gesagt, eben
nicht, weil
wir wollen es ja nicht zu cholesterinlastig. Wir nehmen Zucchini, die
wir alllerdings gut würzen und schön anrösten. Die holländische Sosse
machen wir mit Trick 77. Wir nehmen 100 Gramm Butter, lassen ihn in der
Mikrowelle im Defrost-Verfahren schmelzen, dann mischen wir die zwei
Eigelbe, die wir mit viel Zitronensaft und etwas Lieblingsgewürz
verfeinert haben, dazu. Die Sosse ist nun allerdings sehr schnell
abgekühlt und darin besteht das grosse Problem. Beim Erwärmen könnte
sie gerinnen.
Unsere Eier sind sehr schnell gemacht, allerdings merke
ich gerade,
dass das Machen schneller geht, als das Erklären "wie". Die Eier werden
zum Pochieren in siedendes Wasser gegeben, dem ein wenig Essig
beigefügt wurde. Vorher muss ein Soldat mit der Kelle kräftig das
Wasser umrühren, damit ein Strudel entsteht. Dann einfach rein mit dem
Ei. Sorgfältig wieder entnehmen, über die getoasteten Brötchen geben
und
mit der holländischen Sosse übergiessen. Schleck.
Zitronen Cookies
Ja, ja, ich weiss, die Weihnachtszeit kommt, man muss
wieder
backen und geheimniskrämern. Als ich heute in die Küche komme, wundert
es mich, dass nirgends eine Feuerquelle lodert und keine einzige Kerze
brennt. Auch Blumensträusse sind keine zu sehen. Ich muss direkt
nachgucken, ob wirklich schon Dezember ist. "Was ist denn los, Lori?
Keine Adventsstimmung?" Meine Tante wedelt mir nur mit ein
paar
Blättern vor der Nase rum und sagt, sie hätte ein tolles
Weihnachtsgebäck-Rezept vom Internet.
Ich bin natürlich nicht begeistert und gucke mir die
drei
flatternden Seiten an. Schon der Titel ist ominös. Lemon
Cheesecake Cookies. Was soll denn das
sein? Zitronenkäsekuchenkekse? Ha, ha, ha. Aber Lori guckt
beleidigt und versichert, das Rezept wäre supereinfach, gelinge immer
und hätte Riesenerfolg bei diesen Cookie-Wechseldingern über die die
Ente geschrieben habe. Da ich nur Bahnhof verstehe, schimpfe ich
erstmal, dass ich heute eigentlich Egg Benedict ottiliönisch machen
wolle und keine Internetkekse.
Wir fangen dann aber doch ihr superleichtes Rezept an,
das
angeblich für 65 (fünfundsechzig) Kekse berechnet ist. "Du willst 65
Kekse backen mit nur 125 Gramm Butter und 50 Gramm Frischkäse?" Während
ich mich wieder am Boden rolle vor Lachen, liest sie selber wieder in
den Blättern und gesteht, übersehen zu haben, dass noch 350 Gramm Mehl
reinkommen. "Ich dachte es wäre glutenfrei." seufzt sie und tut mir
schon ein wenig leid.
"Gut, machen wir eben deine Kekse, was benötigen wir denn noch?"
Tatsächlich kommt neben Zitrone, Zucker und Vanille
nicht mehr
viel in diesen Wunderteig. Aber jetzt das Problem: Wir benötigen "ein
Glas mit Strukturboden oder einen Prägestempel". Nachdem wir die ganze
Bar nach geeigneten Gläsern abgesucht haben, werden wir fündig.
Allerdings ist das mit dem Puderzucker, den man zum Formen verwenden
soll, eine blöde Idee, denn dann klebt alles und man muss das Glas
ständig reinigen.Trotzdem haben wir es bei der Plätzchenproduktion
relativ lustig und schieben die erste Ladung erstmal in den
Kühlschrank.
Die zweite Ladung geht dann schon etwas besser, weil wir
den
Puderzucker weglassen. Damit wird ja dann noch eine Glasur angerührt.
Als wir das erste Blech in den Ofen schieben, ist bereits klar, dass
ich
mit meinen Benediktiner Eiern heute wohl keine Chance mehr bekomme,
denn Lori ist nun völlig im Plätzchenbackfieber. Je mehr, desto besser.
Ich frage mal zwischendurch, ob es eigentlich 65 Stück seien. Aber da
trifft mich nur ein böser Blick.
Zugegeben, sie schmecken nicht schlecht, man könnte sie
noch
etwas weihnachtlicher gestalten, und wenn man die Kekse nur halb so
gross macht, bekommt man vielleicht 65 Stück hin.
Das Rezept findet man online unter Swissmilk Lemon
Cheesecake Cookies.