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Rezepte im September 2020
Zitronenschnitzel und
Zucchetti alla crema
Manchmal wissen wir in der Küche wirklich nicht mehr, wo
anfangen. Die Bohnen müssten verarbeitet werden, dann ist von allen
möglichen Dingen ebenfalls der Endtermin knapp, ja, lassen wir heute
die Bohnen Bohnen sein und kümmern uns um die Zucchetti. Da haben wir
ein tolles italienisches Rezept. Dazu mache ich Zitronenschnitzel.
Meine Lieblingsmarinade kommt heute für ganz gewöhnliche
Truthahnschnitzel, die ich etwas präpariert habe.
Zuerst kommen drei Zehen gepresster Knobli darüber,
anschliessend streue ich grobes Salz und etwas Pfeffer. Dann
pressen wir Zitronensaft über die Fleischstücke. Zum Schluss wird noch
mit Olivenöl alles eingebadet. Jetzt muss die Marinade nur noch etwas
wirken, und in der Zwischenzeit machen wir die Zucchetti.
Das Rezept ist etwas raffinierter. Die Lori hat nämlich
vorsichtshalber unsere relativ grossen Zucchetti vorgegart. 15 Minuten
haben sie weicher werden lassen, aber wir können sie noch gut längs
halbieren und das Fruchtfleisch entlöffeln. Wir werfen dieses aber
nicht in den Kompost sondern es kommt vollumfänglich nachher wieder in
die Füllung rein. Dies birgt allerdings eine enorme Schwierigkeit. Wie
bringt man doppelt so viel Füllung in die kleinen Löcher. Wir könnten
am Schluss zu viel Füllung haben... ha ha. Die Grundlage sind
vier Eier, die man zuerst einmal trennen muss.
Dann benötigen wir eine Bechamelsosse, die mir anfangs
etwas zu
dick wird, aber nach Zufügen aller restlichen Zutaten wie Eigelben,
Parmesan und Zucchettifleisch - und dem geschlagenen Eiweiss, dann doch
eine gute Konsistenz ergibt. Das Phänomen von zu viel Füllung ist hier
ganz deutlich zu sehen. Deswegen haben wir gleich nochmals eine gute
Portion Parmesan dazugegeben. Wenn schon, denn schon.
Durch das geschlagene Eiweiss und den Parmesan gibt es
dann eine
schöne Färbung über dem Gemüse und wir müssen nur noch schnell unsere
Schnitzelchen braten. Dass das Ganze natürlich extrem lecker schmeckt
muss ich wohl nicht mehr gross betonen. Ich könnte jeweils schon allein
die Marinade leerschlecken.
Viele Grüsse aus dem Kochstudio. Ottilio und Loredana.
Powidl -
Powidltatschkerln
Angesichts der vielen Zwetschgen und meiner Abwesenheit
infolge
Ferien musste sich Tante Loredana alleine etwas einfallen lassen. Edi
und Cirillo haben in mühevoller Kleinarbeit die Zwetschgen entsteint
und in der Küche abgeliefert. Natürlich gab es den üblichen
Pflaumenkuchen für Tom Sawyer und Huckleberry Finn, aber dann wollte
Lori eben doch noch Powidl machen. Das ist, wenn man dieses
Rezept beachtet, nicht schwierig, aber vielleicht etwas ungewohnt. Man
nimmt auf 5 Kilo Zwetschgen (mit Steinen gewogen) ein Kilo Zucker.
Lori hat einfach den Zuckersack genommen und so nach Gefühl
über
die
erste Lage Zwetschgen Zucker gestreut, bis man die Zwetschgen nicht
mehr gesehen hat.
Dann kommen die restlichen Früchte darüber und
das Ganze
muss über Nacht ziehen. Eigentlich käme über die zweite
Zwetschgenschicht nochmal Zucker, aber es hatte keinen Platz mehr. Nun
wird die ganze Pfanne in den Backofen geschoben, wo das Zwetschgenzeug
4-5 Stunden bei kleiner
Hitze (150 Grad) köcheln soll. Ganz wichtig: Nicht ein
einziges
Mal umrühren, sonst hängt die Masse an und könnte ein ständiges
Umrühren erforderlich machen. Obwohl das ganze etwas schwärzlich
anmutet, ist der Lori nichts
angebrannt und darüber ist sie natürlich mächtig
stolz.
Der fertige Powidl
wird püriert, nochmals kurz erhitzt und in Gläser abgefüllt. Ich habe
selber probiert, es ist unwahrscheinlich fruchtig und sehr lecker. Man
kann das Resultat für verschiedene Süssspeisen verwenden, zum Beispiel Germknödel
oder, was wir heute machen, für Powidltatschkerln. In dem
alten Wiener Kochbuch
haben wir zwar noch andere interessante Süssspeisen entdeckt, aber wir
machen heute eben diese Powidltatschkerln, was eigentlich nichts
anderes ist, als Kartoffelteigtaschen mit Zwetschgenmus gefüllt.
Der Kartoffelteig ist immer ein kleiner Problempunkt,
weil es
mehlige Kartoffeln benötigt, und wir nie wissen, ob wir die Richtigen
im Sortiment haben. Die Zutaten habe ich schon bei den Aprikosenknödeln
erwähnt. Heute haben unsere Kartoffel unendlich lang, bis sie
gar
sind, deshalb hat Lori ein neues Spiel erfunden. Weil wir ja die Uhr im
Auge behalten müssen, spielen wir ein wenig. Man muss mit seinem Ei auf
eine Zahl schiessen, ohne das andere Ei oder sein eigenes zu gefährden.
Wer am meisten Punkte hat, hat gewonnen. Weil wir
beide
geschummelt haben, gab es keinen Sieger. Dafür ist beim Teigkneten bei
Lori das Temperament mit ihr durchgegangen und sie hat den einzigen
guten Teigschaber zerlegt.
Immerhin konnte man dann den Teig wenigstens platt
walken, aber
wir haben doch etwas mehr Mehl benötigt, als erwartet. Die Kartoffeln
waren zu wenig mehlig. Der Rest ist ein Kinderspiel. Man macht kleine
Vierecke, gibt einen Klecks Powidl rein und klappt quer zusammen. Wenn
man die Ränder mit Eiweiss bestreicht, hält es besser. Dann werden die
Teigtaschen in Salzwasser gegart bis sie hochkommen. Unsere
Powidltatschkerln sind dann nicht unbedingt schöne Täschchen geworden,
aber mit viel Brösel und Zucker ein beliebtes Wiener Schmankerl.
Wir wünschen allen noch einen schönen Herbst und immer
viel Spass in der Küche.
Gefülltes Huhn
Wo sind die Hühner, Lori, wo hast du sie versteckt, und
warum?
Sie hat sie nur zugedeckt, damit sie nicht so nackt herumstehen müssen.
Zuerst zu unserer Beilage. Wie man weiss hat Grünling Anfang des Jahres
Pech mit seinen Bohnensetzlingen gehabt, aber nachdem sie dann
doch erblüht sind, ergab sich noch die übliche Bohnenschwemme. Also
werden wir ein paar gekocht für die Füllung vom Huhn nehmen. Ansonsten
weicht Loredana Toastbrotscheiben in Weisswein ein. Das ist eigentlich
schon das ganze Geheimrezept.
Während sie die gewaschenen und präparierten Hühner nun
noch
innen und aussen zünftig mit Salz einreibt, hacke ich derweil ein paar
Kräuter. Der Rosmarin ist nicht mehr so zart wie im Frühling, dafür
geschmacklich reifer und die Petersilie hat ebenfalls schon bessere
Zeiten gesehen. Also Kräuter hacken und die gekochten Bohnen ebenfalls,
wir nehmen so drei, vier Pfoten voll. Man kann für die Füllung
natürlich
nehmen, was man möchte. Etliche Knofizehen sind sowohl in den Bohnen
wie zusätzlich im Huhn drin.
Wir braten die Hühner im Backofen nur in Butter ohne
weitere
Flüssigkeit. Deshalb nehme ich genügend Butter, hi hi. Loredana stopft
nun die Vögel mit der Füllung voll und befestigt alles mit
Zahnstochern, weil sie sich, wie sie sagt, blöd vorkäme, mit Nadel und
Faden Hühner zuzunähen. Kann man aber machen, wie man will.
Jetzt kommen die Hühner in den Ofen, und wir haben Zeit
für ein
kleines Spiel. Allerdings nur so lange, bis die Poulets oben Farbe
bekommen haben, dann ist es Zeit, sie umzudrehen. Man sollte sie öfters
mit dem eigenen Saft übergiessen, dann werden sie besonders lecker.
Dafür ist während des Spiels natürlich Zeit, wenn der andere
wieder seinen nächsten Zug überlegen muss.
Nachdem die Vögel umgedreht sind, wird noch die
Rückseite schön
gebraten und eben übergossen. Aber das geschieht nicht sehr
oft,
da bereits nach einer Stunde alles
gar ist. Man guckt, ob beim Kippen der Hühner der Saft weiss ist, dann
sind sie durchgebraten. So ist schwuppdiwupp alles fertig. Beim
Mühlespiel hat übrigens die Lori gewonnen.
Wir wünschen allen viel Spass in der Küche - und viele
Grüsse bis zum nächsten Mal.
Savarin au Cointreau
So, die Ferien sind vorüber, man geht wieder frisch ans
Werk.
Loredana zieht zwar einen Flunsch, weil ich ihr nichts mitgebracht
habe, aber sie weiss eben noch nicht, was wir kochen werden. Zuerst
aber muss sie mir einiges erklären. "Woher kommt denn dieses komische
Schwänzchen an der Rührschüssel?" Du meine Güte, man stellt ja auch
keine Schüssel fünfzehn Minuten in die Mikrowelle, um ein Rezept vom
Internet zu probieren! Lori, Lori!
Loredana soll nun drei Eier mit 60 Gramm Puderzucker
vermischen.
Aber die nächste Horrorentdeckung harrt meiner, als ich den Puderzucker
suche. Vier angebrochene Schachteln, überall nur Klümpchen drinnen.
Noch nie was von sieben gehört? Loredana beteuert hoch und heilig, sie
sei das nicht gewesen, "Na schön, weisst du jetzt langsam, was wir
heute kochen?" Loredana guckt noch etwas zweifelnd die Savarin-Form an,
die ich nun mit Butter einstreiche.
Sie findet dann, drei Eier wären etwas wenig, da gäbe es
nur
einen kleinen Kuchen, noch dazu, wenn jetzt nur noch 120 Gramm Mehl
dazukommen. In das Mehl habe ich aber Trocken-Hefe reingetan, was man
natürlich nicht sieht. Ebenfalls eine Prise Salz und 2 Esslöffel Milch
kommen noch in den Teig. Dann rührt man vorsichtig den Eischnee
darunter und gibt alles in die gebutterte und bemehlte Form.
Loredana macht einen Zuckersirup und dann überrasche ich sie
mit
meiner Flasche Cointreau. "Alles für dich, wir benötigen nur etwa einen
Drittel für das Savarin, hi hi."
Natürlich keinen Drittel sondern höchstens eins- zwei
Gläschen,
wir mischen nämlich die Flüssigkeit noch mit frisch gepresstem
Orangensaft. Der fertig gebackene Kuchen wird nun in dieser Mischung
getränkt. Lori macht extra noch Löcher hinein, damit alles schneller
einziehen kann. Dann kippen wir noch ein paar Deckel von der farblosen
Cointreau-Flüssigkeit darüber. Sicher ist sicher. Probieren können wir
ja noch nicht.
Als wir das Gefühl haben, der Kuchen wäre jetzt richtig
voll gesoffen,
pinseln wir ihn mit erwärmter, passierter Aprikosenmarmelade ein, damit
er noch schöner glänzt. In die Mitte, also ins Loch kommt dann zuerst
eine Vanillecreme und darüber noch Schlagsahne. Garniert wird mit
verschiedenen Früchten, die wir zuerst gepflückt und dann im
Zuckersirup gebadet haben.
Man kann ein Savarin natürlich ebenso gut mit Rum
machen, aber
Cointreau haben wir eben nicht immer da, darum ist es heute etwas
Besonderes. Wir wünschen viel Spass in der Küche und eine schöne
Woche.
Ottilio und Loredana