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Jägerschnitzel
Wir schreiben den 28. Oktober und Lori ist immer noch
mit dem
Kürbis von letzter Woche beschäftigt. Immerhin hat er eine ganze Woche
im Kühlschrank überstanden. Aber wir wollen heute Jägerschnitzel
machen. Na und, ein wenig Kürbisgemüse dazu passt sicher. Wir geraten
uns gleich schon in die Haare, weil ich finde, dass die Pommes dann
vielleicht am Schluss zu sehr wie Kürbisgemüse aussehen.
Nach dem Motto "Wichtig ist, dass es schmeckt!"
präparieren wir
also zuerst die Kartoffeln. Früher hatten wir mal so einen
Pommes-Schneider, der dann aber durch die edle Messerfunktion eines
anständigen Kochs irgendwie im Mülluniversum gelandet ist. Man
habe ihn selig. Sogar Loredana will keinen mehr haben. Sie hat in ihrer
Zeit am christlichen Knabengymnasium jeden Dienstag vierzehn Portionen
Pommes gebacken. Das sind 28 mal 10 Minuten.
Die Tante hat heute wieder versucht, mich reinzulegen.
Sie hat
bereits geschnittene Champignons bestellt und so alibihaft gegrinst
während sie mir ihre tiefgefrorenen Pfifferlinge präsentiert. Ich bin
froh, dass sie die Zwiebeln alleine schält und hackt, aber ich muss
sagen, dass ich mir unter Jägerschnitzel eigentlich etwas anderes
vorgestellt habe.
"Du willst die Schnitzel panieren? Und dann mit der
Sosse anrichten?"
Es ist sogar noch schlimmer. Sie will die Schnitzel plattklopfen.
Jetzt meldet sich mein gesunder Katerverstand. Wozu ein
Schnitzel platt klopfen, wenn es vom Metzger bereits haarklein
gleichmässig dünn geschnitten ist? Dass man das einfach seit Jahren so
macht, weiss die Tante, aber mir passt das nicht. Die Schnitzel werden
also nicht geklopft, denn sie sind bereits anständig dünn und ohne
irgendwelche Fasern, es erübrigt sich jede Diskussion, denn sie sind
auch gross genug. Früher wollte man wahrscheinlich einfach mehr grosse
Portionen auf dem Teller haben, deswegen die Klopferei.
Lori hat sich von mir völlig losgelöst und brutzelt ihr
Ding. Ab
und zu komme ich wie ein Reporter dazu, sie etwas zu interviewen. "Was
sagst du zur aktuellen Lage?" Die Pommes frites werden schon werden.
Mit den Schnitzeln kann auch nichts mehr schief gehen, und so eine
Pilzsosse ist keine grosse Hexerei.
Aber zum Schluss sind wir doch alle sehr glücklich über
dieses Gericht. Auch wenn der Teller leicht überladen ist.
Viele schmatzige Grüsse aus dem Kochstudio. Lori und
Otti
Kürbislasagne
"Na, anstrengendes Wochenende gehabt?" Loredana erwartet
mich in
der Küche mit kreisrunden Äuglein und vorwurfsvollem Blick. Ja, wir
hatten nach dem Besuch von Max und Moritz etliches zu putzen, aber
nichts desto trotz wollen wir uns heute wieder um die Kürbisse kümmern.
In einer Woche geht es nämlich wieder um die Halloweenvorbereitungen.
Also was kochen wir heute? Lori macht schon mal den Teig für unsere
Lasagneblätter.
Dazu benötigen wir 200 g Griess, 200 g Mehl, 4 Eigelbe, ein ganzes
Ei, etwas Olivenöl, Salz und Weisswein.
Während wir den Teig etwas hinter dem Basilikum ruhen
lassen,
stürzen wir uns auf einen mittelgrossen Kürbis. Sie kommen uns
allgemein schon etwas leichter vor als noch vor zwei Wochen. Obwohl so
ein Kürbis ziemlich viel Abfall gibt, bleibt zum Schluss doch noch
genügend zur Verarbeitung übrig. Allerdings muss ich die allgemeine
Meinung, man müsse Hokkaido-Kürbisse nicht schälen etwas revidieren.
Unsere haben so viel Sonne abbekommen, dass man sich unter Umständen an
Schalenrückständen doch noch verschlucken könnte.
Dann freuen wir uns erstmal, dass wir die neuen
Kürbisgewürzmischungen probieren können. Leider schmecken alle sehr
dominant nach Kurkuma. Aber Lori sagt, das sei das gesündeste
Gewürz, also sage ich nichts mehr und werfe einfach noch passierte
Tomaten
dazu. Wir kochen das Gemüse eine Weile und probieren dann. Das Resultat
ist niederschmetternd. So wird das nie eine Lasagne. Also weiss ich
wiedermal Rat. Speckwürfel helfen immer, und im Nu haben wir die beste
Kürbisfüllung der Welt.
Jetzt kommt die handwerkliche Leistung. Von dem ganzen
Teig
wollen wir Lasagneblätter herstellen, haben aber keine Ahnung, wie die
Proportionen sind. Haben wir genügend Füllung, soll man noch eine
Bechamelsosse machen? Käse habe ich glücklicherweise zu hinterst im
Kühlschrank noch ganz edlen gefunden. Gruyere und Luzerner Käse, ein
Geschenk des Himmels. So kann uns sogar zuviel Kurkuma nichts mehr
anhaben.
Jetzt müssen wir unsere Lasagne nur noch einrichten.
Zuunterst
eine Ladung Butter und Semmelbrösel, darüber kommt der erste
Teigteppich. Dann ein paar Schöpfkellen Kürbisragout und frisch
fröhlich Käse darübergestreut. Dann wieder eine Decke Teig und das
ganze so lange bis die Sosse knapp wird. Zuoberst kommt dann über dem
letzten Käse noch eine wilde Prise Parmesan, schliesslich sind wir in
Italien.
Lasagne? Exakt, und es schmeckt wunderbar. Der Kürbis
hat sogar noch "Biss".
Viele Grüsse aus Gugellandia. Ottilio und Loredana
Hühnerfrikassee mit
Kürbis
"Was ist denn mit dir passiert?" frage ich Lori, die
heute in
ihrer Witwe Bolte-Montur antanzt und von ihren vier Hühnern gerade noch
eine Hälfte übrig hat. Damit können wir kein Hühnerfrikassee machen,
das ist zu wenig. Sowieso muss zuerst eine anständige Gemüsebrühe
hergestellt werden. Ich kann die fertigen Würfel nicht leiden, da hat
es mir immer zu viel Sellerie drin. Also machen wir erstmal eine
anständige Gemüsesuppe. Lori will mich ärgern und fängt mit Sellerie
an.
Na, schön, es kommen ja noch viele Karotten, gespickte
Zwiebeln
und anderes Gemüse rein. Aber was ist mit dem Kürbis? Man erwartet von
uns, dass wir Kürbisrezepte erfinden. Exakt, und das machen wir nun
notgedrungen, weil in ein Hühnerfrikasse eigentlich Schwarzwurzel oder
Spargel hineinkäme. Den gibt es aber hier nicht. Wir machen also nun
mit unserem Kürbis die passende Alternative.
Ich habe bereits die zündende Idee. Er muss so länglich
geschnitten werden, dass es wie Spargel oder Schwarzwurzel anmutet,
damit es nicht zu sehr nach Kürbis schmeckt, werden wir die Stücke
zuerst etwas im Ofen anbacken und dann in mit viel Muskatnuss gewürzte
Milch einweichen. Soweit die Idee. In der Zwischenzeit kocht immerhin
schon die Suppe. Wenn wir davon noch übrig haben, können wir gleich
noch Kürbissuppe mit dem Rest machen.
Weil das halbe Huhn von Witwe Bolte nicht allzuviel
Fleisch
abwirft, brate ich noch ein paar Hühnerfleischwürfel dazu. Frikassee
bedeutet eigentlich weisses Fleisch in weisser Sosse mit apettitlichem
Gemüse wie Karotten, Champignons und Erbsen. Unseren Kürbis werden wir
inkognito als gelbliche Schwarzwurzel untermischen. Dazu
muss gesagt werden, dass man es mit der Muskatnuss ruhig etwas
übertreiben kann. Sie ist erst ab 3 ganzen Nüssen
halluzinazionsfördernd.
Nachdem wir alle Zutaten für unser Frikassee vorbereitet
haben,
kommt das Wichtigste, nämlich die weisse Sosse. Diese machen wir nach
meinem Lehrlingsrezept mit Butter, Mehl, Weisswein und unserer
sorgfältig geköchelten, pikanten Gemüsebrühe, dann kommt noch Zitrone,
Sahne und etwas Pfeffer dazu. Dann wird alles vermischt, kurz erwärmt
und wer will, kann dazu noch Reis oder Nudeln essen.
Weil in Gugellandia noch nie jemand Schwarzwurzeln
gegessen hat,
ist niemandem die kleine Abweichung vom Rezept aufgefallen. Es lebe der
Kürbis!
Die Kürbis-Saison ist eröffnet
"Juhuh, Ottilio, wo bist du denn? Es ist Post gekommen,
aus Berlin. Es heisst, wir werden sicher Freude daran haben!"
Welcher Höhepunkt in meinem Dasein! Man erbarmt sich
meiner. Lass mal sehen, Gewürzmischungen, alles nur für Kürbis. Ich
bin begeistert. Das werden wir alles noch durchprobieren, aber erstmal
wollen wir zurückdenken, was wir eigentlich schon alles mit
Kürbis gemacht haben.......
Als unsere Kürbiskarriere begann, musste man noch mit
der grünen
Sorte kämpfen. Diese ist heute nicht mehr so gefragt, weil sie sich so
schlecht schälen lässt. Aber seit unseren Anfängen hat sich wirklich
etwas getan. Wir bilden uns sogar ein, wir waren Pioniere im Rezepte
erfinden. Denn anfangs schmeckte der Kürbis nach nichts. Vor allem die
grossen Halloweenkürbisse. Da hatten wir den Tiefkühler mit
Kürbisfleisch voll, welches eigentlich nur ein Sack Wasser und Farbe
enthielt. Aber die Zeiten haben sich geändert.
Der Kürbis wurde zum Kult. Plötzlich war es schick, so
einen
Riesenapparat in Angriff zu nehmen, Harakiri zu machen und vor allem
Kürbissuppe zuzubereiten. Unsere allererste Kürbissuppe, die habe ich,
natürlich nach einem Rezept meiner Tante Lori gezeigt. Das war vor 6
Jahren. Damals benötigte ich für eine überwältigende Suppe noch 2 dl
Martini extra dry. Das kann man heute durch die Qualität der Kürbisse
und die
angebotenen Kürbissuppengewürzmischungen
ins Kämmerlein schieben. Der
Kürbis ist all over. Die Küche kann ohne ihn nicht mehr leben.
Ich bin aber immer noch der Meinung, dass ein Kürbis
kein
Trüffel ist. Aber er ähnelt ein wenig der Kartoffel. Wahrscheinlich
haben sie die Süsskartoffel so gemacht, nämlich mit Kürbis gekreuzt.
Ich weiss es nicht, ich bin ja kein Grünling, aber mir scheint, ich
muss mich generell etwas aktualisieren. Als ich mit "Ottilio's
Kochstudio" begann, hatte ich nichts weiter als einen Mehlsack und eine
Kelle. Heute tanzt mir meine Tante auf dem Kopf herum.
Der Kürbis, das unbekannte Wesen! Wir lieben den Kürbis.
Er hat
alles, was man sich von einer tollen Frucht erträumen kann.
Farbe, Grösse, Kerne, aber Geschmack? Auch der Fleischanteil ist nicht
gerade gross. Aber eben. Man muss sich zuerst einmal so richtig in
diesen Kürbiswahnsinn hineindenken, dann macht es jedes Jahr wieder
Spass, den grössten zu haben. Was die dann in der Küche damit
machen, bleibe dahingestellt, denen sind nämlich die kleineren lieber.
Aber es sind keine Grenzen gesetzt.
Lasst die Kürbisse rollen. Wir freuen uns auf die
nächste Woche. Viele Grüsse aus dem Kochstudio.