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November 2019
Amanda und Schrotto
"Das Wochenende wird wettermässig eine Katastrophe!" schimpft Amanda. "Ich muss mir irgend etwas Tolles einfallen lassen, wenn Schrotto kommt. Wir können ja nicht einfach nur im Regen herumspazieren." Die ersten Tropfen kündigen sich an, gerade als Schrotto wie ein Sonnenstrahl durch die Beammaschine den Boden Gugellandiens betritt. "Oh, Hallo Schrotto, wie schön, dich wieder zu sehen!" "Ja, Amanda, ich freue mich auch."
"Wir werden ein grosses Lagerfeuer machen, das ist gemütlich und dann feiern wir ein richtiges Zigeunerfest mit Musik und Tanz und, und, und..." Gonni hat immer noch seine feuerroten Haare auf dem Kopf, als er das Feuer anspuckt. "Feuer machen ist für mich ein Klacks, ha ha ha." Er darf jedoch mehrmals pusten, denn die Luft ist so feucht, dass so schnell nichts Feuer fängt. "Da schau, hier sind die ganzen Schurken von Oliver Twist. Sie müssen noch Strafe absitzen heute. Und, wie geht es zu Hause, alle gesund und munter?" Man hat sich viel zu erzählen.
Da kommt auch schon Ahuii. Er spielte den schlimmsten Schurken im Oliver Twist. "Ich habe auch schon eine tolle Idee, wie wir alle so richtig gugelländisch bestrafen können. Kommt mit, da drüben ist unsere Zeitmaschine, die nie so richtig funktioniert hat. Wir haben nun einige Unfreiwillige, die wir reinstopfen können. Ha, ha, ha" Die "Unfreiwilligen" schauen etwas besorgt, müssen dann aber lachen, weil Ahuii ein Spassvogel ist, und das wahrscheinlich nicht ernst gemeint hat.
"Los, kommt, steht nicht im Regen rum. Wir lassen uns von der Zeitmaschine in schöneres Wetter befördern, das kann sie sicher." mutmasst Peso und alle begeben sich nun zu dieser ominösen Maschine, die bereits Rost angesetzt hat, aber nach wie vor ziemlich kompliziert anmutet. "Wo ist denn der Unterschied zu einem Beamgerät?" will Schrotto wissen. "Die Zeitmaschine kann nicht den Ort verändern, und das Beamgerät nicht die Zeit. Wenn du richtig reisen willst, musst du beide Maschinen vereinen, und das wissen wir auch noch nicht, wie man das macht." Amanda ruft dazwischen: "Erstmal Apfelkuchen essen!"
"Magst du keinen Apfelkuchen, Schrotto?" Amanda guckt etwas vorwurfsvoll. Aber nachdem auch Tellerchen und Besteck verteilt wird, mampft auch Schrotto manierlich sein Stück mit viel Schlagsahne. Doch die Zeitmaschine ruft. Alle sind etwas nervös, aber es ist spannend. Vor allem als ein Wuwatini völlig ahnungslos hineinspaziert, weil diese Tiergattung keine Öffnung übersieht, ohne auszuprobieren, ob man darin Platz hat. Alle gucken gespannt zu, als das Wuwatini einsteigt - in die gugelländische Zeitmaschine!
"Welcher Knopf ist für Vorwärts?" fragt Erkül fröhlich und schraubt ein wenig an den Knöpfen rum. Das Ergebnis ist überraschend. Ein dreimal so grosses und dickes Wuwati entsteigt unbeschadet dem Zeitreisemobil. "Waki Schlakibaki" Alle staunen. "Wahrscheinlich ist es in die Zukunft gereist und ist so schnell erwachsen geworden." Der freche Frech ist der nächste. "Mir ist einmal vorausgesagt worden, dass ich ein berühmter Rehjäger werden werde. Das will ich doch gleich mal sehen, los, ab in die Zukunft. Den Zylinder lasse ich hier, der stört beim Jagen."
"Wo ist denn hier die Rehjagdtaste, ich sehe nur BESCHLEUNIGUNG, vorwärts, rückwärts und ein Haufen Zahlen." Frech hat vorhin keinen Kuchen gegessen und ist dementsprechend hungrig. Deshalb wird ihm auch nicht schlecht, als die Maschine anfängt zu kreisen, immer schneller, immer schneller, bis das Ziel erreicht ist. Dann wird Frech ausgespuckt und muss erst einmal schauen, wo er sich überhaupt befindet. "Das ist Gugellandia, und es ist Winter."
"Im Winter sieht man die Rehspuren am Besten." freut sich der Jäger, buddelt und schnuppert neugierig im Schnee herum, bis seine Pfoten tropfnass und kalt sind, da merkt er. "Das ist nicht die Zukunft, ich bin in die Vergangenheit geraten, ich kann mich gut an das freche Reh erinnern, immer hat es mich angegrinst mit seinen frechen Ohren." Inzwischen schürt Amanda das Lagerfeuer. "Bringt mehr Holz, wir wollen die ganze Nacht hier Musik machen und tanzen!"
Frech ist wieder heil in der Gegenwart angekommen, jetzt sind Kai und Gonni an der Reihe. "Kann man selber wählen, wohin man reisen will? Ha, dann suchen wir uns mal was mit besserem Wetter aus, nicht wahr, Kai?" Beide grinsen und positionieren sich in der Schleuder. "Haaaalt! Warte, ich habe meine Zigarre vergessen, man bringe mir meine Zigarre, sonst gehe ich nirgendwohin." Zelli bringt dem Hai das Gewünschte, und Harry schaltet den Kontakt ein. "Tschüs zusammen und viel Spass!"
Die zwei Schurken haben ja eigentlich schon lange nichts mehr ausgefressen, aber so als Vorsichtsmassnahme landen sie dann doch wieder im ligurischen Meer. "Nein, Gonni, was hast du gemacht, du Idiot, hier wollte ich nicht hin." Ich habe Sommer und schönstes Wetter eingetippt, stimmt doch oder etwa nicht?" Kay ist furchtbar ärgerlich. "Und jetzt muss ich dich wieder alles zurückschleppen bis wir nach 49 Tagen im gugelländischen Teich wieder auftauchen, nein danke, diesmal kannst du selber rudern!"
Aber nach dieser Lektion landen beide wieder in Gugellandia. Kai macht sich sofort aus dem Staub, aber Gonni bekommt noch eine besondere "Belohnung". Er darf sich in Festa's Beauty-Salon endlich die rote Haarpracht schneiden lassen. "Halt still, sonst schneide ich dir die Ohren ab!" "Welche Ohren? Habe ich Ohren, lass mal sehen." Gonni schaut angespannt in den Spiegel, er hat bis heute nicht gewusst, dass ein Drache Ohren hat. "Mach die roten Stoppeln auch noch weg, ich sehe grauenhaft aus!" Festa muss lachen. "Wie du meinst, Gonni!" Schnipp, schnapp, schnipp.
"Jetzt bist du der schönste Drache in ganz Gugellandia, und vielleicht ist mit deiner Haarpracht auch deine kriminelle Energie von dir abgefallen." Gonni verlässt glücklich den Friseursalon von Festa, aber auch für ihn ist bereits kein Apfelkuchen mehr da. "Hier kommt noch mehr Kuchen, frischer Gugelhupf mit Rumrosinen von Loredana!"
"Komm, Schrotto, wir probieren auch die Maschine aus, wie du siehst kann nicht viel passieren, alle sind heil zurück gekommen."
Schrotto schaut noch etwas misstrauisch. "Wir wollen ein kleines Bisschen FRUEHLINGSSONNE tanken, was meinst du?" Die Maschine beginnt, sich wie ein auf der Seite liegendes Karussell langsam um die eigene Achse zu drehen. "Amanda kreischt: "Hui, das ist ja wie auf der Achterbahn, mal unten mal oben, halt dich fest, Schrotto, es geht immer scheeeeelllllleeeeerrrr." Man hört nur noch das Schwingen der Zeiträder, dann wird das Gefährt langsamer. "Schrotto, wo bist du?"
"Hier bin ich, Amanda, die Maschine hat mich ausgespuckt wie einen Kirschkern. Ich bin hier auf diesem Ast gelandet." Amanda schüttelt erst mal ihre Federn und sieht dann Schrotto mitten in einem Mandelbaum sitzen. "Bist du weich gelandet? Ha, ha, wie herrlich, diese Blüten, ich fühle mich wie eine Biene." Amanda ist ganz aufgedreht und flattert von Baum zu Baum. Schrotto ist auch beeindruckt von der ganzen Blütenpracht. "Ich nehme mir einen Zweig mit, für Lisa, damit sie mir auch glaubt." schnupper, schnupper.
Man sieht, die Zeitmaschine kann die Tiere zwar in den Zeiten herumfahren, aber offenbar nicht ewig. Nach einer gewissen Zeit sind sie automatisch wieder im Hier und Jetzt. Weg ist die Blütenpracht und es ist wieder regnerischer November. "Es war trotzdem schön, Amanda. Ich fands toll, und schau, ich habe sogar noch die Blüte für Lisa." Harry rennt dauernd zwischen dem Feuer und der Zeitmaschin hin und her. "Uff, da ein Scheit reinwerfen, hier den Knopf drücken, hoffentlich mache ich nicht plötzlich einen Fehler und verbrenne mir die Pfoten."
Die "bösen Jungs" von der Diebesbande sind als nächste in die Zeitmaschine geklettert, offiziell um Busse zu tun. Erkül weiss nicht, wo er drücken soll und nimmt einfach mal den GO-Knopf. Schon wirbeln alle drunter und drüber. "Wir sind etwas überfüllt." würde ich sagen, autsch, du sitzt mir auf den Fangarmen! Haha." "Autsch, geh weg mit deinen Zangen, oder willst du meine Füsse im Gesicht?"
Die Jungs sehen bald, was ihre Strafaufgabe ist. Sie sind wieder dort gelandet, wo sie all diese wertvollen Uhren gestohlen haben. "Wir müssen jedes Exemplar dem Eigentümer zurückbringen." Erkül macht sich gleich auf den Weg. "Ich bringe ihnen ihre Uhr zurück, Herr Eichhorn, sind sie froh darüber?" - "Meine Uhr? Es ist wirklich meine heissgeliebte Uhr, oh wie bin ich glücklich, sie wieder zu haben, danke, danke, ich danke dir von ganzem Herzen, viel Glück, du herzensgute Seele!" Erkül ist etwas verlegen. "Ist doch selbstverständlich." murmelt er.
Auch Mogli hat etwas gut zu machen. "Hier ist ihre Uhr zurück, Herr Seelöwe." "Was? Meine Uhr? Das ist nicht möglich, die ist mir gestohlen worden. Haben sie den Kerl erwischt?" Mogli schaut zu, dass er schnell wegkommt. Gutes Tun ist manchmal gar nicht so einfach. Auch die anderen bringen das von Fagin so gehütete Diebesgut ihren Eigentümern zurück. Natürlich sagen sie nicht, dass sie es waren, die es geklaut haben, dass wäre dann für böse Buben doch etwas zu viel verlangt.
Inzwischen ist es dunkel geworden. Kerzen werden angezündet und obwohl es immer noch regnet, brennt das Feuer wie eine trotzige Sonne immer weiter. Neben der Zeitmaschine baut sich nun Battamba auf. "Ich sorge nun für den musikalischen Teil, liebe Freunde. Was soll ich singen? Der Tag als der Regen kam, oder Raindrops keep falling oder Piove, guarda come viene giu? Ich kann natürlich auch let the sunshine in. Ich lege einfach mal los. Laaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!" Aber zum Glück wird sie unterbrochen. "Jetzt komm das Seeräuberhuhn. Loredana hat es extra für Schrotto gekocht".
Und dann wird noch ausgiebig Musik gemacht. "Tanzbein schwingen? Ha ha, na klar, besser als wie Wäsche in der Schleuder rumsausen!" Und wie es in Gugellandia so ist. Gute Laune vertreibt sogar das schlechteste Wetter. Die Regentropfen werden zu Musiknoten und hüpfen im Takt herum. Und weil es so schön ist, schaut auch bald die Sonne wieder neugierig hinter den Wolken hervor. Sie will doch nichts verpassen.
Am nächsten Sonntag ist bereits wieder unser ADVENTSKALENDER aktiv. Darauf sind schon alle sehr neugierig. Vor allem die KALENDERTUERCHENFRAGEN können für Spannung sorgen, weil es ja wieder Punkte gibt.
Viele liebe Grüsse aus dem wieder heiteren Gugellandia!
Oliver Twist (Teil 3)
Der kleine Oliver Twist hat in London einen Unterschlupf bei einem roten Alten, namens Fagin, gefunden. Er hält Dodger Frech und die anderen Kinder, die in dem Dachgeschoss wohnen für seine neuen Freunde. Er darf auch schon bald mit ihnen zur "Arbeit". In dieser Stadt herrscht ein grosses Menschengewühl. Überall Leute, die hin-oder hergehen, herumstehen oder einen zur Seite schubsen. Keiner ist besonders freundlich, alle haben es eilig und nur ihre eigenen Interessen im Kopf.
Edi, also Oliver, schaut verwundert dem ganzen Treiben zu und verliert beinahe den Anschluss an Frech und Erkül, die sich gegenüber einer Buchhandlung nun aufgebaut haben. "Siehst du den Mann mit dem Zylinder da drüben? Der ist genau richtig." "Tatsächlich, er ist völlig in ein Buch vertieft, los, wir machen die Lese, bevor er mit Lesen fertig ist. Ha, ha." Frech und Erkül überqueren die Strasse, ohne auf Edi zu achten. Dieser bleibt erst einmal am Strassenrand stehen und schaut den Leuten zu. Vor allem denen vor der Buchhandlung.
Der BUCHHAENDLER freut sich über die Kundschaft und schaut kurz, ob alles in Ordnung ist. Frech und Erkül haben ein paar Bände verschoben, deswegen geht Harry hin um diese wieder zu richten. Die zwei falschen Buchinteressenten schnuppern nun neben und hinter Mister Green herum. Erkül greift kurz in den Umhängebeutel des scheinbar reichen Herrn und schwupp hat er was erbeutet. Das gibt er sofort an Frech ab und geht dann ohne Hast sogar zwischen Grünling und Harry hindurch und entschwindet in der Menge.
Mister Green will gerade das Buch zahlen, als er merkt, dass ihm etwas aus seinem Umhängebeutel fehlt. "Ich bin gerade bestohlen worden!" Als er um sich blickt, schaut ihn ein völlig verdatterter Edi an, der soeben mitbekommen hat, was seine vermeintlichen Freunde getan haben. Wie er so erschrocken da steht und keinen Ton rauskriegt, sieht er so tatverdächtig aus, dass auch alle umstehenden Leute gleich denken: "Das ist der Dieb!"
Die zwei wirklichen Diebe beobachten das Geschehen aus dem Hintergrund. "Haben sie das gehört, Miss Miezi, da ist wieder jemand beklaut worden!" "Diebe, Polizei, schnell, da vorne rennt der Dieb, dieser Verbrecher, dieser gemeine Räuber!" Jetzt geht eine wilde Hetzjagd nach Edi los, alle rennen hinter Oliver Twist her. Er kann zwar schnell laufen, aber noch ist er nicht in so guter Verfassung, dass er es schafft, zu entkommen.
Immer mehr Leute rennen hinter ihm her. Er keucht schon, es ist ein Albtraum. Dabei hat er doch gar nichts gemacht, aber er kennt die Diebe, das reicht in einer Stadt wie London vielleicht schon, um gehängt zu werden. Edi rennt um sein Leben. "Meinst du, sie erwischen ihn, Frech?" "Keine Ahnung, aber was sagen wir Fagin, wenn wir ohne Oliver zurückkommen?" "Der wird sich über die Kette freuen und nicht mehr an diese kleine Ratte denken."
Die kleine Ratte ist ziemlich ausser Puste, als sich direkt vor ihr ein Herzog in die Quere stellt. "Wohin denn so eilig, rück das Diebesgut raus, sonst kriegst du noch zusätzlich ein paar an die Waffel." Edi ist zu Boden gegangen und liegt nun im gugelländischen Dreck, besser gesagt im Strassenstaub von London. Die Polizei ist auch schon da und man schleppt ihn aufs Präsidium.
"Ein Taschendieb ist auf frischer Tat ertappt worden, was soll mit ihm geschehen?" Der Herzog und noch ein feiner Herr mit Zylinder sind der Meinung, dass gerade solche kleinen Diebe anständig bestraft werden müssen, damit sie vor grösseren Taten abgeschreckt werden. Edi versteht inzwischen schon, dass seine Lage sehr ernst ist, denn Gerechtigkeit hat er in dieser Welt noch nie erfahren. Und jetzt wird er für einen gemeinen Dieb gehalten, dabei hat er nur so entgeistert geguckt, weil er den grossen, imposanten Mann so sympathisch findet.
"Diesen kleinen frechen Kerl sollte man ordentlich verdreschen!" "Er sieht doch eigentlich ganz unschuldig drein!" findet Mister Green, der inzwischen auch beim Polizeirevier eingetroffen ist. "Hat jemand das Geschehen beobachtet?" will nun der Polizeioberinspektor Zottel wissen. "Gesehen habe ich es nicht," sagt der Herzog, "ich habe ihn an der Flucht gehindert." "Ich habe es eigentlich auch nicht gesehen." gibt Mister Green zu. Dann kommt zum Glück der Buchhändler noch vorbei und erklärt, dass zwei andere Jungs neben Grünling gewesen seien, und dass er Edi immer auf der anderen Strassenseite glaubte.
Edi's Unschuld ist zwar nicht bewiesen, aber immerhin möglich. Grünling findet den Kleinen auch so mitleiderregend und er bietet ihm an, ihn mit sich nach Hause zu nehmen, damit er sich von seinem Sturz erholen kann. "Passen sie nur auf, was sie sich da ins Haus holen...." warnt ihn noch jemand, aber Grünling glaubt nun fest an Oliver's Unschuld und die beiden gehen zum Haus von Mister Green. Inzwischen kommen auch Frech und Erkül wieder in den Ganovenunterschlupf, wo Fagin sie bereits gespannt erwartet.
"Sie haben ihn hopps genommen, der war aber auch zu blöd, dieser Oliver Twist!" schimpft Frech, als er zur Tür ins Verbrecherlager hereinkommt. "Wo haben sie ihn verhaftet?" will Fagin wissen und er schickt dann Nancy zu besagtem Polizeirevier, um etwas über den Verbleib von Oliver herauszukriegen. Nancy macht sich sofort auf den Weg. Vom Buchhändler erfährt sie, welches Polizeirevier es war und dort trifft sie auch noch den Herzog. "Ich glaube Mister Green wohnt in dem kleinen Haus an der Ecke Wakeupstreet und Flowerpowerroad.
Nancy eilt sofort mit ihrem neuen Wissen zurück ins Hauptquartier und erzählt allen, was sie erfahren hat. "Wir müssen Oliver unbedingt wieder schnappen. Er kennt uns alle und unser Versteck, der wird uns hochgehen lassen in seiner Einfalt." Alle sind ziemlich geschockt von dieser Nachricht. Dass dieser kleine Nichtsnutz sie nun in der Hand hat, gefällt ihnen gar nicht.
"Wo war das genau? Ich hol ihn zurück, keine Bange, der ist schneller wieder da, als ihm lieb ist, ha ha ha." Ahuii gibt seinem treuen Hund einen Tritt. "Komm Alter wir holen uns diese kleine Ratte."
Inzwischen ist im Hause von Grünling ein guter Freund zu Besuch. "Du hast einen Dieb in dein Haus genommen? Ja bist du denn von Sinnen, Grünling, der raubt dich aus bis auf das letzte Hemd." Im Moment kann der Kleine nichts stehlen. Er schläft erst einmal fast einen ganzen Tag und eine ganze Nacht. Er hat noch nie zuvor in einem richtigen Bett gelegen.
Grünling und Gugel spielen immer mal wieder zusammen Schach. Aber heute kann sich Grünling überhaupt nicht konzentrieren, weil ihn Gugel die ganze Zeit warnt, dass er einen Verbrecher unter sein Dach geholt hätte. "Ich glaube an seine Unschuld, Oliver Twist ist ein guter Kerl, er ist nur in schlechte Gesellschaft geraten." Inzwischen zeigt die Haushälterin, Schangelina, wo sich Edi nun befindet. "Da vorne ist die Flowerpowerroad und auf der anderen Seite geht es zur Wakeupstreet, von dort kommt man wieder zum Buchladen.
Oliver bewundert die vielen Bücher von Mister Green. "Diese hier sind nur geliehen, die muss man dem Buchhändler wieder zurückbringen." "Darf ich das machen?" fragt Edi ohne Hintergedanken, denn er mag Schangelina und ist Mister Green unsagbar dankbar, dass sie ihn zu sich geholt haben. "Ich weiss ja, wo der Buchladen ist. Bis gleich." Aber kaum ist Oliver zur Tür hinaus, regnet es Vorwürfe für die Haushälterin.
Und nicht zu Unrecht. Weit kommt Oliver nämlich nicht. In der Nähe des Hauses lungern bereits Ahuii und sein frecher Köter HUNDERASSE unbekannt. "Da, Toffel, schnapp ihn dir. Nicht die Bücher, den Kerl!" Und so macht Olivers Weg in eine gute Welt gleich eine Kehrtwendung, und es geht zurück in den Unterschlupf von Fagin und seiner Diebesbande. "Schaut mal, wen ich euch da wieder bringe, frisch gewaschen und gebügelt, ha ha ha."
Oliver wird gründlich ausgelacht und verhöhnt. "Uii, ist ein feiner Pinkel geworden, unsere Kanalratte riecht nach Parfüm, ho ho ho." Er wird von Fagin zwar ungern verdroschen aber er muss versprechen, in Zukunft nicht mehr auf eigene Faust Geschäfte zu machen. "Du bist einer von uns, verstanden? Man verrät nicht seine Brüder!" bläut man ihm ein. "So und jetzt kriegst du noch eine Gratislektion." Ahuii zeigt ihm eine grosse schwarze Pistole. "Weisst du, was man damit macht? Du dummer Trottel?"
"Gleich kommt mein Freund Kai, der Hai, mit seinem EINBRUCHSWERKZEUG und dann machen wir zusammen einen kleinen Bruch, mein Freund, halt die Ohren stramm, denn du hast eine wichtige Rolle in dem Stück. Nachher sind deine Pfötchen nicht mehr so weiss, ha ha ha, wo bleibt denn Kai?" Und schon kommt eine weitere Schreckensgestalt in Olivers junges Leben. Er hat eine BRECHSTANGE unter dem Arm, bzw. den Flossen. "Los, gehen wir."
Wo man hingeht, ist nicht schwer zu erraten. Ausgerechnet das Haus des netten Mister Green haben sich diese Ganoven ausgesucht, um einzubrechen. "Wo bist du, Oliver, du kleiner Scheisser, hier wird nicht gekniffen, da, jetzt kannst du durch das Fenster reinklettern, und uns von drinnen die Eingangstüre öffnen, du weisst ja wahrscheinlich, wo die ist." Edi quetscht sich durch das enge Fenster und kommt schon fast wohlbehalten auf der anderen Seite hinaus. "Jetzt wäre ich in Sicherheit." denkt er eine Sekunde lang, aber da reisst ihn der Kai gleich am Schwanz wieder zurück. "Wehe, wenn du irgendwelche Mätzchen vorhast...dann bist du eine tote Maus!"
Auch wenn das alles nur gespielt ist, Edi als Oliver Twist klopft trotzdem das Herz bis zum Hals. "Ahuii wird mich ja sowieso gleich erschiessen. Ich spiele nie mehr solche blöden Rollen, Hilfe, hilfe!"
Schangelina hat einen leichten Schlaf und kommt ins Zimmer, weil sie etwas gehört hat. "Immer diese Ratten!" schimpft sie treffend und zündet eine Kerze an. "Ist da jemand?" Edi hat sich soeben entschlossen, doch die Türe für die Einbrecher zu öffnen, da erscheint auch noch Grünling und alle werden Zeugen der nun kommenden schrecklichen Tat.
Edi hat die Türe geöffnet und die zwei Einbrecher stehen nun vor ihnen mit erhobener Kanone. "Keine Bewegung oder ich schiesse!" droht Ahuii, aber Edi will in Grünling's Arme rennen, da knallt's. "Oliver! Mein Kleiner! Oh Gott!" Alle sind von dem ohrenbetäubenden Knall und dem traurigen Ergebnis geschockt. Da liegt der kleine Oliver am Boden. Doch der Kai, der Hai, ist geistesgegenwärtig und schnappt sich den Kleinen. Auf ein paar Wunden mehr oder weniger kommt es ja nun auch nicht mehr an.
"Ihr rührt euch nicht von der Stelle, bis wir weg sind, sonst...." Das können sich nun Schangelina und Mister Green in etwa ausmalen. Beide zittern und sind völlig verzweifelt. Ahuii und Kai schaffen es unerkannt wieder zu Fagin zu kommen. Dort werfen sie den verwundeten Oliver auf den Boden. "Da habt ihr ihn wieder, der ist zu nicht nütze, am besten lasst ihr in abkratzen!" Aber Fagin ist der kleine Oliver doch auch schon etwas ans Herz gewachsen und er pflegt ihn mit einer Menge Zaubermittelchen wieder gesund.
Inzwischen hat auch Nancy ein schlechtes Gewissen. Hätte sie Ahuii nicht die Adresse von Mister Green verraten, wäre das mit Oliver nicht passiert. Der Kleine tut ihr auch schrecklich leid, und sie holt zu einem folgenschweren Gegenschlag aus. Sie will Mister Green nun den Aufenthaltsort von Oliver verraten. "Ist Mister Green zu Hause?" Schangelina hat die Türe geöffnet. "Nein, er ist leider nicht da, kann ich ihm etwas ausrichten, Miss.........?"
Amanda möchte sich nun auch nicht unbedingt direkt ans Messer liefern. "Sagen Sie ihm, eine Freundin von Oliver möchte ihn sprechen. Er soll am Sonntagabend um Mitternacht auf die London Bridge kommen."
"Wenn er nicht kommt, ist er selber schuld." denkt Amanda, "aber ich habe dann immerhin mein Bestes getan". Das merkwürdige Verhalten des roten Papageienmädchens ist sowohl Fagin wie auch Ahuii aufgefallen. "Wo geht die denn zu dieser Uhrzeit hin? Das ist verdächtig, los, Frech folge ihr unauffällig und finde heraus, was sie vorhat. "Immer ich" motzt Frech, aber er ist selber neugierig was diese Nancy zu mitternächtlicher Stunde auf der London Bridge zu erledigen hat.
Grünling hat überhaupt nicht darüber nachgedacht, was ihm alles hätte widerfahren können, wenn er sich des nachts allein mit jemand Unbekanntem trifft. Zu sehr beschäftigt ihn die Sorge um den kleinen Oliver, der verletzt wieder im Lager der Verbrecher gelandet ist. "Mister Green?" "Ja, sind sie es, die mich sprechen wollte?" "Ich bin Amanda, eine Freundin von Oliver, ich weiss, wo er sich befindet. Hier auf diesem Zettel ist die Adresse, seien sie vorsichtig, es hausen hauptsächlich miese Typen dort." Grünling schnappt sich den Zettel und bedankt sich bei Nancy.
Dann gehen beide wieder ihrer Wege, schnell und unauffällig, aber einer hat sie beobachtet und auch belauscht. "Dieses hinterhältige Weib hat uns verpfiffen!" Er rennt im Höllentempo zurück zu Fagin und berichtet noch atemlos. "Nancy, sie hat dem schnieken Typ unsere Adresse verraten, sie hat uns verpfiffen, wir müssen sofort abhauen." Alle gucken noch eine Weile sprachlos in die Runde, aber in gewissen Momenten weiss man genau, ob ein Gauner lügt oder nicht.
Fagin erzählt es auch gleich Ahuii. "Deine Freundin hat uns allesamt hochgehen lassen, so ein fieses Luder, das hätte ich von ihr nicht gedacht. Wir räumen jetzt das Feld, was du mit ihr machst, ist deine Sache!" Fagin uns seine Diebesbande raffen in aller Eile ihr Hab und Gut zusammen und verlassen ihre Bruchbude, um in der nächsten ihr Leben wieder neu zu gestalten. So brüchige Dachböden mit vielen Nischen gibt es zum Glück noch viele in London. Mogli denkt noch im letzten Moment daran, die Kerzen auszulöschen.
Inzwischen hat Mister Green natürlich die Polizei alarmiert und ihr das Versteck von Fagin und seinem miesen Diebeshaufen verraten. "Nehmen sie die Bande fest. Und sagen sie mir Bescheid, wie es Oliver geht, ich werde ihn sofort ärzlich behandeln lassen." Grünling ist ganz aufgeregt und kann die ganze Nacht nicht schlafen. Die Polizei findet das Versteck, allerdings ziemlich leer. "Die Vögel sind offenbar ausgeflogen."
Ahuii ist wütend auf Amanda. "Diese miese Hexe, was tut die uns an, was denkt die eigentlich?" Leider nicht viel, denn Amanda wiegt sich in Sicherheit, denn sie weiss ja nicht, dass ihr Frech gefolgt ist und ihren Verrat nun alle kennen. "Wie kannst du so etwas tun, du miese Schlampe, du undankbare Schmarotzerin, du Stück Dreck, du...." und er greift nach dem Besen (ein besserer Stock war gerade nicht da) und er prügelt auf sie ein, bis....
"Scheisse, ich habe vergessen, dass sie fliegen kann." Trotzdem fällt das Verschwinden von Amanda überall auf und Ahuii wird steckbrieflich gesucht. Dummerweise ist er besonders gut zu identifizieren, weil er immer seinen treuen Begleiter, den Toffel, bei sich hat. Ganoven wie Ahuii gibt es viele, aber einen Hund wie Toffel nur einen.
Als sie sich auf dem Fahndungsplakat wieder erkennen, entschliesst sich Ahuii, den Toffel ins Jenseits zu befördern. "Los, da springst du jetzt rein und ersäufst von selber oder ich mache dir einen Strick mit einem Stein ans Bein." Toffel schaut ganz entsetzt. "Das kann er doch nicht ernst meinen, ich war doch immer sein treuer Hund." Aber auch der treuste Hund hat, wenn es um sein Leben geht, vielleicht noch einen Funken Hirn und hüpft nicht sinnlos in die Fluten. Nein, Toffel tut, als würde er davonrennen. "Tschüss Herrchen!" Ahuii ist erleichtert.
"Den wäre ich erstmal los, jetzt kann ich ja bei Fagin und seiner Bande Unterschlupf finden." Aber die Diebesbande, die inzwischen wieder in einem ähnlichen Dachboden haust, ist nicht begeistert, einen gesuchten Mörder zu beherrbergen. "Bist du sicher, dass dich niemand erkannt hat, und auch nicht verfolgt?" Fagin ist mit den Nerven am Ende. Die Pflege von Oliver hat ihn sehr mitgenommen, der Kleine ist nur knapp am Leben geblieben. Es vergeht keine Stunde, da hört man von unten ein Jaulen, ein herzzerreissendes Geheul. Toffel ist wieder da.
Leider nicht nur Toffel. Die Leute auf der Strasse haben den Hund erkannt und sind ihm gefolgt. Auch die Polizei. "Wenn der Hund da hinaufschaut, da bin ich ja fast sicher, dass wir dort oben den Gesuchten finden werden." grinst Zottel und Schmuwahä nickt bewundernd über so viel Scharfsinn seines Kollegen. "Na, dann werden wir mal raufgehen, alle miteinander, was, Kumpel?" Aber der Hund ist schon vorausgesaust.
Ahuii hat die Lage blitzschnell erkannt und hat sich Oliver als Geissel geschnappt. "Du kommst mit. Du bist ja an der ganzen Scheisse schuld!" Und über einen schmalen Steg geht es in Richtung Dach.
Atemlos verfolgen die Leute unten am Haus das gefährliche Schauspiel. Ahuii klettert mit Edi unter dem Arm auf den höchsten Punkt des Hauses, er schubst ihn vor sich her. Von unten bellt Toffel wie verrückt. Edi stolpert und verliert das Gleichgewicht. In diesem Moment weiss Ahuii, dass er verloren hat. In der richtigen Geschichte verfängt er sich dann in einem Seil und baumelt grotesk vom Dach. In dieser gugelländischen Version geschieht natürlich noch rechtzeitig ein Wunder.
Während Edi in die Tiefe saust, rennt Toffel zu der Stelle, wo er möglicherweise aufprallen könnte und legt sich auf den Rücken. Oliver Twist landet weich auf seinem Bauch und wird gleich freudig als neuer Meister begrüsst. Ahuii konnte gerade noch dem Strick entflattern. Oliver bzw. Edi's schreckliche Irrfahrt ist nun zu Ende. Er wird bei Grünling und Schangelina mitsamt Toffel, seinem Hund, liebevoll aufgenommen und kann sich endlich einmal richtig von den Strapazen erholen.
Ganz zu Ende ist die gugelländische Version von Oliver Twist noch nicht. Wir wollen doch noch wissen, was aus den Bösewichten geworden ist, nicht wahr?
Oliver Twist (Teil 2)
Tag für Tag müssen Cirillo und Edi nun für den Meister Peso, den Bestattungsunternehmer, arbeiten. Cirillo lässt keine Sekunde ungenutzt, um Edi zu ärgern. Er mag ihn nicht, weil der Meister den kleinen Oliver betüdelt. "Der macht immer ein so schrecklich trauriges Gesicht, das ist hervorragend für Beerdigungen. Ich werde ihn zukünftig die Kerze tragen lassen. Er soll direkt hinter dem Sarg herspazieren." Peso reibt sich die Flügel und kichert. "Das ist gut für's Geschäft."
Man stemmt Särge hin und her, lässt Wuwatis Mass sitzen und wartet eigentlich den ganzen Tag nur darauf, dass endlich Battamba erscheint und zu Tisch bittet. Aber das Essen ist auch hier sehr spärlich und besteht meistens aus Suppe und Brot. Für Edi sogar ist nicht einmal Suppe drin. Er ist auch bei der Frau vom Meister nicht der grosse Liebling. Dafür ist er dann ganz stolz, als das erste Begräbnis ansteht.
Zu der Zeit, als die Geschichte spielt, gibt es viel mehr Begräbnisse als heute, das ist gut für Sargmacher, Bestattungsunternehmen, und so auch für unseren kleinen Oliver Twist, der den ganzen Zirkus überhaupt nicht versteht, aber brav sein traurigstes Gesicht aufsetzt und hinter dem Sarg herwatschelt. Auch wenn er manchmal Angst hat, die brennende Kerze könnte auf ihn herunterkippen.
Zum Glück geht immer alles gut. Cirillo kocht vor Wut und trachtet nach Bösem, wenn er Edi sieht. Er stichelt aber nur mit Worten auf dem armen Waisenkind herum. "So, du billiger Sohn vom schrägsten Verbrecher, hast du heute auch ein bisschen Suppe bekommen?" Edi erwiddert nichts, denn er kennt ja seinen Vater nicht, aber es trifft ihn natürlich schon. "Deine Mutter war die grösste Schlampe im Dorf und hat mit jedem herumgesoffen. Das sagen alle, ha ha." Edi beisst auf die Zähne. Am liebsten hätte er den frechen Kerl in der Luft zerrissen.
"Schon klar, dass sich deine Mutter bei deiner Geburt umgebracht hat, so wie du aussiehst." "Hör auf, Cirillo, hör auf, über meine Mutter zu reden, bitte." Edi versucht es erst im Guten, aber Cirillo sucht Streit und bohrt weiter in der zweifelhaften VERGANGENHEIT von Edi herum. "Auf dem Grabstein deiner Mutter steht sicher, sie war der Liebling aller Tunichtgute. Sie hat gestohlen und gefälscht, und ist mit jedem Drecksack..." Edi bleibt die Suppe im Halse stecken und er legt wuterfüllt den Löffel hin.
"Was kann ich dafür, wenn alle Leute sagen, dass deine Mutter eine...." "Hör auf, meine Mutter zu beleidigen. Sie war eine gute Frau, sie kann nichts dafür, dass sie gestorben ist." Edi stürzt sich auf den frechen Papagei, dass die Federn fliegen. Dieser ist völlig überrascht und bekommt einen gehörigen Schreck. "Autsch, Hilfeee, Oliver Twist ist verrückt geworden!" "Nimm alles zurück, was du gesagt hast, oder ich reiss dir jede Feder einzeln aus." schreit Edi, aber er weint schon selber fast vor Verzweiflung.
Cirillo ist um einiges grösser als Edi, deshalb ist er selber erstaunt, welche enormen Kräfte in dem kleinen, ausgehungerten Körper dieses Waisenkindes stecken. "Hilfee, Frau Battamba, Edi will mich umbringen!" Die Frau des Bestattungsmeisters erscheint sofort auf der Bildfläche, sorgt allerdings nicht für Ruhe, sondern jetzt geht ein doppeltes Gezeter los. "Peso, komm schnell, Oliver will unseren Lehrburschen totschlagen!"
"Bloss nicht!" schimpft Peso, "wir haben ohnehin zu wenig Särge. Was ist denn in den Kleinen gefahren, dass er so wild geworden ist? z z z." Aber da hat Battamba den ausgerasteten Oliver bereits an den Ohren gepackt und zieht ihn Richtung Kohlekeller, was im gugelländischen Fall das Werkzeugschöpfchen und ehemaliger Schweinestall ist. "Darin bleibst du bis wir Napoleon geholt haben, der wird sagen, was nun mit dir geschieht." Armer Edi, warum immer er?
Cirillo rast zu dem hohen Würdenträger und Waisenverantwortlichen Napoleon und schildert ihm gleich die Sachlage. "Der Oliver Twist ist gemeingefährlich, der hat mich ohne Grund angefallen und auf mich eingeschlagen, ich wäre beinahe bewusstlos geworden." "Wir klären den Fall, wo ist der Bursche?" "Im Kohlekeller eingesperrt. Wir dachten, das Wichtigste wäre, ihn irgendwie dingfest zu machen." Die Obrigkeit beschliesst, Edi soll nach seiner Freilassung bestraft werden.
Peso ist nicht gerade begeistert, als er den armen Waisenknaben mit dem Stock verhauen soll, aber so will es die Geschichte. Das Stecklein, das er verwendet hat, wird Edi kaum gespürt haben. Dennoch beschliesst das arme Waisenkind noch in der gleichen Nacht, das Weite zu suchen. Er packt sein Bündel, in welches er noch etwas Brot steckt, und haut ab. Einfach nur weg von hier, schlimmer kann es ja nirgendwo sein.
Er weiss, dass es ein weiter Weg ist. Aber London ist die Hauptstadt von diesem Land. Dort will er sein Glück versuchen. Es leben nur gute, reiche Menschen dort, da wird ihm sicher irgend jemand etwas Freundlichkeit geben. Und wenn er arbeiten muss, ist ihm das auch recht, er hat ja bei Meister Peso auch sein Bestes getan. Er watschelt anfangs zuversichtlich den sonnigen Weg entlang. Die düsteren Wolken am Horizont kümmern ihn nicht. Er findet immer einen UNTERSCHLUPF.
Nach zwei Tagen sieht die Gegend immer noch gleich ländlich aus. Von Grossstadt keine Spur. Edi wirft sich ins Gras und futtert das letzte Stückchen Brot. "Ich werde einfach an der nächsten Hütte mal anklopfen, vielleicht wohnen dort nette Leute und geben mir was, wenn sie hören, dass ich ein tapferer Waisenknabe bin. Etwas anderes bin ich ja leider nicht, vielleicht sollte ich das nicht sagen, sondern...hmm, denk, studier, überleg."
Nach ein paar Meilen kommt Edi an eine Behausung, wo er denkt, dass da jemand drin wohnt. "Hallo, jemand zu Hause? Ich bin Oliver Twist und auf dem Weg nach London, könnte ich vielleicht einen Teller Suppe und etwas Brot haben?" Ein hübsches Mädchen kommt zur Tür heraus, aber was sie sagt, ist weniger hübsch: "Was fällt dir ein, du Vagabund, wir haben selber kaum was zu knabbern, mach, dass du weiterkommst!" Ja so ist die Welt, überall Armut und Gehässigkeit. Aber es kommt gleich noch schlimmer. Vom Dach aus schreit die Dame des Hauses. "Wenn du nicht gleich abhaust, hole ich die Polizei!"
Da bleiben nicht mehr viele Optionen. Edi, unser Oliver Twist, watschelt und watschelt und watschelt. Es tun ihm schrecklich die Füsse weh, er kann fast nicht mehr auftreten, und es sind noch immer viele viele Meilen bis London. "Nichts zu essen, nichts zu trinken, und kein Mensch weit und breit, ich werde verhungern und verdursten, ach ich armer, dummer Trottel, warum bin ich nicht bei meinem Prügelmeister mit der bösen Frau und dem frechen Papagei geblieben." Edi ist so erschöpft, er kann nicht einmal mehr weinen.
"Oh, was sehe ich denn da?" Ein kleiner Wandersmann ist genau vor meiner Haustüre zusammengebrochen. Der arme kleine Kerl braucht sicher etwas zu Essen und zu Trinken." Das alte Weib nähert sich dem Unglückswurm und päppelt ihn auf. "Komm in meine Hütte, ich habe noch etwas Suppe und Brot für dich." Edi schlägt die Augen auf, aber er jappst nur. "Ll.d.d.n." Edi klebt die Zunge am Gaumen und er sieht nur noch Sterne. "Du willst nach London? Na, dann komm, stärk dich erst mal." Die nette Alte serviert ihm ein vorzügliches Mal. Schon bald ist Edi wieder fit.
Oliver Twist, gestärkt von so viel Güte und Suppe beisst wieder einmal auf seine Zähne, die Füsse schmerzen zwar noch immer, aber London ruft, es kann nicht mehr so lange dauern, er hat es bald geschafft. Die gute Frau schaut ihm nachdenklich nach. "Der arme Kerl weiss ja nicht, was in London alles los ist, oh, der süsse Kleine, ich würde ihn so gerne beschützen." Sie schaut Edi nach bis er verschwunden ist.
Mit Grossstädten ist das so eine Sache. Sie sind nicht einfach plötzlich da. Man kommt ihnen einfach langsam näher. Edi erkennt zuerst gar nicht, dass er bereits da ist, allerdings fällt ihm auf, dass ihm viele merkwürdige Gestalten begegnen. Eine von ihnen trägt einen Zylinder und schlägt ihm mit einer dicken Tigertatze auf die wunden Pfoten. "Stooop, wo willst du hin? Kleiner? Wenn du nach London willst, dann geht das nur über mich, sonst bist du ein toter Mann, äh, ich meine, eine tote Maus. Ha, ha, Gestatten ich bin Dodger Frech." Edi ist fassungslos. "Ich bin tatsächlich da? Und jetzt bin ich schon tot, welch unglückliches Unglück!"
Dodger Frech scheint ein sympathischer Kerl zu sein. "Komm einfach mit mir mit, ich kenne hier jede Ecke und ich führe dich zu unserem Quartier, da kannst du in Saus und Braus leben und reich werden. Morgen hast du auch einen Zylinder auf, wie ich. Wie heisst du überhaupt?" "Ich bin Oliver Twist und komme aus dem Waisenhaus von..." "Schon gut, schon gut, keine Details, in dieser Stadt hat auch einer wie du eine Chance." Die Füsse von Edi schmerzen wie Feuer, aber er freut sich und schöpft neue Hoffnung. "Pass auf, ein Wagen!" Fast wäre ihm ein riesiges Wagenrad über die Pfötchen gefahren. "Da ist ja einiges los bei euch..." stottert er und schaut sich um.
Überall patrouillieren Leute mit hohen Hüten und Zylindern, Damen in schicken Kleidern, auch ganz bunte Gestalten und ein paar Einschüchternde sind darunter. "Komm, Oliver, ich zeige dir jetzt dein neues Zuhause. Edi weiss gar nicht, wohin er gucken soll. "Da schau mal, diesen eleganten Herrn." Er zeigt auf Zeig. "Nicht hingucken, Edi, der kennt mich, auf den bin ich nicht besonders gut zu sprechen." Edi ist ganz hingerissen vom Zauber der Grossstadt. "Schau mal da, Dodger Frech... huii!" "Komm schnell weiter, Edi, die sind nicht echt, komm einfach weiter, gleich sind wir da."
Unterwegs kommen sie an verschiedenen Krämern vorbei. Es duftet herrlich nach frischem Brot, und Edi fällt fast in Ohnmacht, als er eine Nase davon erschnuppert. Wie hypnotisiert bleibt er vor der Bäckersfrau stehen. "Hast du kein Geld, Kleiner?" fragt die Eulalia besorgt, aber jetzt kommt ja Dodger Frech vorbei. "Guten Tag, Gnädigste, ich wünsche ihnen gute Geschäfte, für heute haben wir genügend Brot, meine Verehrung, wundervolle Frau." Und er schwingt seinen Hut herum, zuerst vom Kopf, dann schwupp, ein Brötchen rein, und dann wieder zurück auf den Kopf."
Edi hat von dem kleinen Trick nichts mitbekommen, aber als er das Brötchen vor der Nase hat, ist er glücklich. "Oh, danke, ich möchte am liebsten hineinkriechen. Knabber, knabber, seufz, wie gut du bist, Dodger!" Edi liebt London. Überall wundervolle Düfte, wundervolle Leute, wundervolle Brötchen. Aber es wird ja noch besser. Sie kommen am Fleischerladen vorbei. Die Würste liegen in Reih und Glied, eine pikanter als die andere. Aber Edi ist satt, und er kriegt nicht mit, wie Frech nochmals die selbe Nummer abzieht. "Oh, Frau Rosine, wie wunderschön sie heute aussehen!"
"Wir sind gleich da, nur noch eine Treppe, ein Balkon und quer über den Hinterhof. Du wirst alle meine Freunde kennen lernen, das sind nicht wenige, und alle ehrlich -hicks- ehrlich gut." Edi vertraut seinem neuen Freund und klettert über Treppe, Balkon und Hinterhof. "Ist Fagin da?" Ein ganz neuer geschäftiger Ton an Dodger Frech überrascht Edi. "Er müsste oben sein, wen bringst du denn da mit?"
Der Merlo mit der grünen Kappe schleust die beiden Neuankömmlinge über eine Art Hängebrücke nun zum eigentlichen Eingang des "Verstecks". Aber Edi wundert schon lange nichts mehr, er möchte sich nur noch hinlegen und schlafen. Bei diesem "Fagin" handelt es sich um den Wohnungsinhaber. Einen roten Schurken, der überall in London seine kleinen Kinder auf DIEBESTOUR schickt um sich dadurch zu berreichern. "Ich habe dir einen kleinen Waisenjungen aus der Provinz mitgebracht." lacht Dodger Frech. Fagin lässt noch schnell eine glitzernde Kette verschwinden und nähert sich dann überfreundlich seinem neuen Gast.
"Aaaah, du bis Oliver Twist. Interessant, ich kenne noch niemanden mit diesem Namen. Du wirst dich bei uns wohl fühlen, schau, da vorne sind deine neuen Freunde und Essen so viel du willst. Du kannst dich nachher einfach irgendwo hinwerfen und schlafen. Wir sind alles deine Freunde." Edi traut seinen Augen nicht. Er muss im Paradies angekommen sein. Überall freundliche lustige Augen, Essen, weiche Tücher, Kerzen, warmes Licht.... . "Hallo, ich bin Oliver Twist.... schnarch, dös, schlummer.
Edi schläft. Aber in der Hochburg des Taschendiebstahls ist noch nicht Feierabend. "Gleich kommt noch Ahuii mit seinem Hund und Amanda...." Und die Taschendiebe üben fleissig. "Morgen gehen wir in die Baker Street." Und wir machen uns auf dem Portobello Market breit, ha ha. Es ist inzwischen klar. Fagin bildet Taschendiebe aus. Er selber macht keinen Finger mehr krumm, aber er hält die Bande wie ein Vater zusammen.
"Los, du rempelst den Herrn an, ich hüpfe links vorbei, sage entschuldigung, dann schnappst du dir von hinten seine Börse oder sein Seidentuch und wirfst es schnell mir zu. Dann zeigst du dem Herrn aus irgendeinem Grund deine blütenweissen Hände und wir verkrümeln uns. So geht das bis weit in die Nacht. Alle hüpfen und lachen, üben ihre Taschenspielchen und essen Würste und frische Brötchen. Ahuii und Amanda trinken auch Rotwein und schäkern laut und lustig. Edi hört vor allem nichts mehr. Bis am nächsten Morgen. Da ist überhaupt keiner mehr da.
Edi ist noch zu verschlafen, um zu erkennen, was der rote Fagin so tut, wenn er meint, dass ihn niemand beobachtet. Er holt nämlich aus seinem Versteck eine unscheinbare Dose. Es scheint, als wäre für ihn der Inhalt besser als jeder Schnupftabak, denn als er sie öffnet und daran schnuppert verdreht er gleich die roten Äuglein. Aber Edi ahnt nichts. "Guten Morgen, wo sind denn alle anderen?" fragt er von seinem Bett herunter. "Die anderen? Oh, ah, nichts, die kommen sicher bald wieder, dann darfst du auch mitgehen."
In der nächsten Folge befasst sich sogar Grünling mit VERBRECHENSBEKAEMPFUNG
Oliver Twist
Edi, die gugelländische Leseratte, hat diesmal einen besonders dicken Wälzer im BUECHERREGAL gefunden. "Das ist die Idee." freut er sich. "Jetzt werden die Tage feucht und irgendwie englisch, da kann doch ein wenig makabere Literatur nicht schaden, ich werde den Vorschlag mal unseren Regie-Damen unterbreiten." Dolly Dama und das Huhn sind sofort einverstanden. "Eine hervorragende Idee, Edi. Damit füllen wir den ganzen November! Ha, ha, ha, und du spielst natürlich die Hauptrolle." Edi freut sich über alle Massen. "Ich werde gleich Miezi suchen, zur Besprechung!"
"Oliver Twist? Na klar kenne ich Oliver Twist. Das ist ein kleiner Waisenjunge, der immer wieder vom Regen in die Traufe kommt, aber im Grunde ein ehrlicher Kerl ist. Stimmts?" Miezi ist sich offenbar nicht ganz sicher. "Ja, schon, aber da geht es um TASCHENDIEBSTAHL und einen Haufen Ganoven." Edi hüpft aufgeregt von Baum zu Baum. "Wir können den ganzen miesen Nebel vom November hervorragend brauchen, die Geschichte ist zum Steinerweichen traurig." Die Blättersammler von Miezi sind nun plötzlich alle ganz Ohr. "Wir wollen aber lieber lustige Geschichten spielen!" müpfen sie auf, und Edi sagt vorübergehend nichts.
Aber die Idee ist gesät, sie muss nur noch in den verschiedenen Köpfen etwas arbeiten. Auch bei Hefe ist es angekommen. "Ich sollte für Edi eine BASKENMUETZE machen, das kann ja nicht so schwierig sein. Einfach etwas schwarzen Stoff um die Ohren. Und dann noch ein paar hohe Zylinder für steife englische Herren. Ein Klacks ist das für mich." lacht sie anfangs. Aber nun ist sie schon einen ganzen Tag am Nähen, Kleben und Probieren und noch kein einziges brauchbares Exemplar ist zur Hand.
Edi probiert schon mal einen von Hefe's künstlerischen Auswüchsen. " Damit ist man sicher ein hohes Tier, nicht wahr?" Überall liegen Stecknadeln, Fadenspulen und Scheren herum. "Pass auf, Edi, das ist der Hut für die Oberen, für dich mache ich eine Kappe. Ja, sieht doch schon ganz gut aus." Edi versucht sich vorzustellen, wie es ist, wenn man keine Mutter und keinen Vater - überhaupt keine Familie auf der Welt - hat und Waise ist. Schon bei der Vorstellung wird ihm ganz flau, und er sieht nicht mal, dass das Casting für Oliver Twist bereits in vollem Gange ist.
Edi will noch mehr Waisen holen. Wir haben im gugelländischen Heustock massenhaft verwaiste Tiere, die nicht einmal bis zu Who is Who gekommen sind, ich schaue mal nach, ob ich ein paar Talente finde." Leider sorgt sein ahnungsloses Vorgehen für ziemliche Unruhe. Denn alle wollen nun Waisen spielen. "Das ist ja ein richtiges Elend hier." seufzt Edi und watschelt nachdenklich zu den Verantwortlichen für das Casting.
"Ich habe hier noch ein paar Schauspielanwärter mitgebracht." Eine ganze Kolonne mit bunten, fröhlichen Waisenkindern marschiert mit Edi einher. "Kriegen wir nun auch alle eine Baskenmütze?" Miezi hat in der Zwischenzeit mit ihren bunten Blättern etwas Stimmung auf den Rasen gezaubert. "Hat denn jemand eine Liste gemacht, welche Charaktere, ausser Waisenkinder, noch gebraucht werden?" Alle schauen sich ratlos an. Keiner der Beteiligten hat Edi's Buch gelesen. Na, das kann ja heiter werden....
"Also, es braucht viele steife Engländer mit hohen Hüten, einen Riesenhaufen verdorbene Kinder und eben massenhaft Waisen, die immer hungrig sind und von klein an arbeiten müssen. Die Verbrecher kommen erst später..." Edi holt kurz Luft, aber dann verschlägt es ihm auch schon den Atem, denn Kai und Gonni fletschen die Zähne. "Du hast nach uns gerufen?" Das ganze Casting droht nun etwas aus dem Ruder zu laufen, denn es wollen nun nicht nur noch die Papageien eine Rolle, sondern auch die Wuwati's drängeln sich um die Verantwortlichen. "Itti bini gutti Waisi!"
"Schluss jetzt, fangen wir einfach an. Wir spielen die gugelländische Version von Oliver Twist, da sieht das Drehbuch eben aus wie eine Tüte voller bunter Konfetti. Ha, ha, ha." Der Nebel will sich schon fast vor Schmunzeln in den Himmel verziehen, aber man braucht ihn doch noch. "Sonst ist das Ganze zu wenig niederschmetternd." Tatsächlich wird es nun ernst. Napoleon holt Edi aus dem Waisenhaus, in das er nicht freiwillig gekommen ist, ab, und bringt ihn nun, da er gross genug zum Arbeiten ist, in ein anderes Haus. "Es wird dir gefallen, du arbeitest dort und kriegst dafür Essen und sogar ein eigenes Bett zum Schlafen."
Napoleon ist ein hoher Würdenträger und hat auch ein ganz kleines Bisschen Ehre und Verantwortungsgefühl für so ein kleines Würmchen wie Edi. Dieser ist völlig am Boden. Erstens vor Hunger, zweitens vor Sorge, was nun wieder Schreckliches passieren würde und drittens hörte er Schlimmes über das
Arbeiten müssen
. Vor ihnen liegt ein steinernes Gebäude mit einem verriegelten Tor davor. "Halloh" ruft Napoleon, ich bringe Oliver Twist, man öffne das Tor!" Tatsächlich kommt so ein Aufseher mit Hut heraus und macht sich am Schloss zu schaffen. "Noch so ein armer Wurm. Wir haben bald keinen Platz mehr!" Xaver, der Aufseher, ist nicht sehr erfreut, aber er öffnet das Tor.
"Seine Mutter ist vor neun Jahren bei seiner Geburt gestorben, mehr weiss ich nicht über ihn." Napoleon scheint froh, den kleinen "Wurm" loszuwerden. "Bis jetzt hat er nichts verbrochen und auch nichts verdient." Etwas Gescheites will ihm zu diesem kleinen unnützen Lebewesen nicht einfallen. Xaver schiebt Edi in Richtung Eingang und verabschiedet sich von Napoleon. "Man sieht sich, ja, ha ha, hoffentlich nicht so schnell wieder!"
Edi ist sehr scheu und blickt sorgenvoll in die Runde. Das Gemäuer ist kalt und es riecht nach abgestandenem Russ und etwas Säuerlichem, was vielleicht das Essen gewesen sein konnte. Sein Magen knurrt, aber zuerst muss er nun ja zur Arbeit. In seinem Alter will das Essen verdient werden. Er kommt zu Ballo, das ist der Aufseher in der Werkhalle. Da sitzen alle Waisenkinder in Reih und Glied und arbeiten. Was auch immer sie Unnützes machen müssen, im heutigen Fall entwuseln sie gekappte Seilstücke, wahrscheinlich von Gehängten oder Geköpften oder sonst was Grusliges.
Alle hocken stumm auf dem Boden und blicken stur auf ihre Schnur-Reste. Edi schaut angstvoll in die Runde und sieht in den Augen seiner zukünftigen Leidgenossen dieselbe Verdrossenheit. Ballo klopft mit dem Stock auf den Boden. "Hopp, hopp, seid nicht so faul, das geht doch schneller, warum grinst du so frech, du kleiner Bastard." und er schlägt dem armen Hündchen lustig mit seinem Stock auf den Kopf. Edi sieht, dass es für ihn eine Lücke hat. "Das ist dein Arbeitsplatz, mein Sohn." sagt Ballo gönnerisch, haut ihm aber gleichzeitig eins mit seinem Schläger in die Rippen.
"Warum müssen wir denn das machen?" will Edi flüsternd von Otto, seinem Nebenmann, wissen. "RUHE, Ruhe, oder es gibt kein Essen für dich und diejenigen links und rechts von dir!" Edi rupft angstvoll an seiner Schnur herum und weiss jetzt schon. Hier wird es ihm nicht gefallen. Diese ganzen armen Waisenmäuse waren ebenso schlimm dran wie er. Vielleicht sogar noch schlimmer, denn das zeigt sich in der Nacht, als sie endlich in ihren harten Betten liegen. Edi versucht zu schlafen, aber es ist unmöglich. Jemand huscht dauernd an seinem Bett vorbei. Tapp, tapp, tapp, tapp nach links, dann wieder tapp, tapp, tapp, tapp nach rechts, die halbe Nacht.
Man versucht, es nicht zu hören. Tapp tapp tapp tapp. Watschel watschel watschel. Tapp tapp tapp. Aber man hört einfach, wie da einer wie gestört dauernd hin und herrennt. Man wälzt sich, versucht die Ohren zuzumachen, aber es nützt alles nichts, so kann keiner schlafen. "Was treibst du denn da, Otto? Weshalb rennst du denn dauernd hin und her?" Dem armen Otto ist es sehr peinlich. "Tut mir Leid, aber ich kann nicht anders. Ich habe so einen Hunger, so einen Wahnsinnskohldampf, wenn ich liege, garantiere ich für nichts, ich könnte im Traum meinen Nachbarn auffressen." Armer Otto. Aber es geht allen gleich, man leidet Hunger.
Die Tage vergehen. Man gewöhnt sich auch an das schrecklichste Leben. Damit die Kinder keinen Spass haben, dafür sorgen die Heimleiter, und wenn dann der einzige Lichtblick des ganzen Tages kommt, nämlich das Essen, wird es einem auch möglichst vermiest. HAFERFLOCKENSUPPE ist nicht unbedingt das, wonach sich Kinder sehnen, aber wenn man Hunger hat, das einzig Richtige. Das denken wenigsten die Heimleiter, auch wenn sie selber natürlich ihren Vergissmeinnichttrank schlürfen und feine Schnitzel schmatzen.
"Warum bist du denn Waise geworden?" fragt Edi sein Tischgegenüber. "Entenjagd!" Otto ist nichtmal sehr betrübt, er hat sein Schicksal hingenommen. Die meisten können während des Essens nicht reden, weil sie so schnell essen müssen. Die Suppe könnte verdunsten oder eine Fliege könnte vorbeikommen und davon naschen. Schon nach wenigen Sekunden legen alle die Löffel hin. "Gibt es denn hier keinen Nachschlag?" Edi ist etwas frecher als Oliver Twist, deshalb muss er auch bald den Kopf hinhalten und nachfragen.
Die Heimleiter, besondere Hütetrager und Würdenträger, Protzköche und Halsabschneider sitzen alle um einen Tisch und lassen es sich gut gehen, während die Schalen der Waisenkinder längst bis zum letzten Tropfen leergeleckt sind. Edi soll nun zur obersten Kochinstanz vordringen und um "mehr" bitten. Vielleicht hatte er ja Glück und war den Herren so sympathisch, dass sie für alle noch eine Runde spendierten. Edi wagt sich also mit seinem leeren Napf vor den Ballo, der ihm unangenehm rülpsend zu verstehen gibt, dass er ihn stört, gleich gehörig noch die Leviten liest. "Ja bist du des Wahnsinns? Du verlangst nach mehr? Weisst du eigentlich, wie viel du den Staat kostest. Los, mach' dich vom Acker, du Nimmersatt, morgen wirst du unser Haus verlassen."
"Ich wollte doch nur fragen....ob..." Aber man hat keine Gnade mit armen Olivers. Edi wird halsüberkopf wieder auf die Strasse geworfen. "Wenn einer mehr essen will, dann soll er auch mehr arbeiten!" So waren früher die Sitten. (ooops?) Am nächsten Tag wird Edi wieder von Napoleon abgeholt. "Ja, was machen wir denn nun mit dir? Offenbar will dich keiner haben?" Wir werden mal das hohe Gericht fragen. Vielleicht hat Oberst Matoni eine Idee, wo wir dich hinbringen können."
Und wieder packt der kleine Oliver sein Bündel und verlässt ein weiteres trübes Loch um es für das nächste einzutauschen. Seine Augen spiegeln schon nur noch ein einziges Bitten wieder. Mitleid ist das Einzige, das er noch erwecken kann. Nichtmal um mehr Essen bitten, hat er geschafft. Was war er doch für ein kläglicher Versager. Napoleon schleppt ihn mit und hält weise Reden. "Du kannst es immernoch weit bringen, Kleiner, du musst einfach lernen, ein Handwerk zu beherrschen, damit kannst du dir dann dein Brot verdienen."
Sie sind jetzt bei Matoni angekommen. "Was hat sie denn ausgefressen, die kleine Ratte?" "Es ist Oliver Twist, und er wollte mehr, das Essen hat ihm nicht gefallen." "Das ist natürlich sehr schwierig, für so arrogante Mehrwoller ist diese Welt nicht geschaffen, aber ich glaube, ich werde mal in meiner Liste nachsehen, ob jemand einen Lehrling braucht."
Matoni guckt stundenlang in seiner Liste nach und findet tatsächlich den idealen Lehrmeister für Oliver. "Da, ich hab's , Mister Bertram, der Schornsteinkehrer sucht einen Lehrling. Ich lasse ihn gleich mal kommen!" Vorübergehend zeigt sich ein Sonnenstrahl in Oliver's tristem Leben. Aber dann kommt wie ein schwarzes Phantom der Kaminfeger in sein Leben. Edi bricht in Tränen aus. "Ich habe doch nichts getan, ich will nicht gefressen werden vom schwarzen Mann, ich wollte doch nur ein Schälchen Suppe mehr. Schluchz, wein, heul, tränenfliess, schnüff.
Edi hat die "Oberen" überzeugt. Er braucht einen Lehrmeister, der ihm zusagt. "Ich hätte da noch einen auf der Liste, der braucht dich zwar nicht, aber mit deinem Geschluchze könntest du dort grosse Chancen haben. Es handelt sich um Meister Peso, den Beerdigungsfachmann, den Bestattungsexperten, den Friedhofgeier persönlich. Wer kann sich schon einen besseren Job wünschen? Edi, unser Oliver, ist mit allem zufrieden. Sein Bäuchlein knurrt auch schon wieder, aber als er die Frau vom Bestattungspeso erblickt, sinken seine Hoffnungen bereits wieder ins Bodenlose. Ach, welch rabenschwarzes Dasein, welch ungerechtes Leben. Aber es wird ja noch schlimmer.
Bestattungsgeier Peso findet, Oliver hätte einen so wunderbar traurigen Blick. "Du wirst mir bei den Bestattungen immer vorne mitlaufen, die Leute lieben es, wenn eine Beerdigung richtig heulsusig ist." Und er klopft Edi aufmunternd auf die Schulter. "Du hast Talent, Junge!" Edi's Talent wird allerdings stark beneidet. Der Totengräber hat nämlich bereits einen Angestellten, Cirillo, der ist nicht so talentiert wie Edi, und deswegen hat er ihn gleich schon auf dem Kieker.
Wie das wohl enden wird? Nächste Woche geht's weiter.
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