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Spaziergang mit Bienchen

Esmeralda begrüsst Bienchen aus Berlin. Bei strahlendem Sonnenschein Ende November freut man sich, wiederzusehen. Was allerdings niemand weiss, ist, dass Konfuzius, mit dem schönen frechen Namen Fuzzi, sich unbemerkt hinter Bienchen ebenfalls in das Beamgerät geschmuggelt und nach Gugellandia verfrachtet hat. "Ich will ihr ja nicht die Show stehlen, ich werde einfach ein wenig aufpassen."
Esmeralda möchte Bienchen zur Begrüssung ein paar echte Bienchen zeigen. "Hier hat es sonst immer welche. Aber weisst du was, wir machen einfach einen Spaziergang, dann treffen wir automatisch viele lustige Dinge."

Bienchen war schon oft in Gugellandia, aber mit Esmeralda hat sie noch nie einen Spaziergang gemacht. Also warum auch nicht. Auf einem nahen Mäuerchen treffen sie Miezi. "Ich habe vorhin Gonni und Kai im Wald verschwinden sehen, ihr müsst auf der Hut sein, bei den zwei Schelmen weiss man nie, was sie vor haben." Aber Bienchen und Esmeralda lachen nur. "Ach, was können die schon anstellen, an so einem schönen Tag wie heute." Aus einiger Entfernung hat Fuzzi zugehört. "Gonni und Kai, aha, das sind die gugelländischen Panzerknacker, sowas kenne ich."

"Ha, ha, ha, schau mal Kai, die haben was vor, was hältst du davon, wenn wir denen ein wenig die Suppe versalzen?" Gonni entwischt ein kleiner Rauchrülpser, er darf hier ja kein Feuer spucken, aber wenn er sich freut, rutscht es ihm eben manchmal raus. "Hör auf zu rülpsen oder ich hole meine Zigarre." knurrt Kai, der Hai und beide observieren gründlich den Weg, den nun Bienchen und Esmeralda einschlagen. "Ha, und ich bin hier der Doppelagent, wa" kichert Fuzzi und sucht hinter ein paar Tannen Deckung. Bienchen und Esmeralda merken nicht, dass sie beobachtet werden.

"Oh, da vorne ist Miezi mit ein paar anderen. Komm, wir gesellen uns zu ihnen, das wird sicher lustig." Tatsächlich tummeln sich ein paar bekannte Gugellandier auf dem nahen Waldweg. Professor Dr. Zeig ist zugegen, auch Edi und zwei von den Papageien hüpfen aufgeregt auf und ab. "Habt ihr das gesehen? Das ist ein Wetterphänomen, ganz einzigartig!" Gonni und Kai beobachten alles aus gewisser Distanz und sind im Moment gar nicht mehr sicher, ob sie es auch wirklich sind, die die "Suppe versalzen" haben.

Auch Fuzzi hat ein wenig damit zu tun. "Vielleicht hätte ich diese Beeren nicht fressen sollen. Die zwei Ganoven da drüben haben so hämisch gegrinst, als ich mich darüber hergemacht habe. Die haben sicher ein Pulver darüber geschüttet, und jetzt bin ich an der ganzen Misere schuld."
Gonni und Kai lachen sich die Bäuche voll. "Der hat das ganze Schlechtwetterpulver von den Beeren verputzt, jetzt kommt gleich die Quittung, ho ho." Gonni hält sich mit seinen Flügelchen brav den Mund zu, um nicht laut lach- loszuhauchen.

Fuzzi muss sich auch die Pfötchen vors Maul halten. "Ich hätte nicht so übertreiben sollen. Das waren tatsächlich Schlechtwetterbeeren. Der Himmel wird immer schwärzer. Warum bin ich nur immer so hungrig? Jetzt habe ich Bienchen in Gefahr gebracht, dabei wollte ich sie ja beschützen." Alle beobachten gespannt das Schauspiel am Himmel. Eine dicke, böse Wolke schwebt über Gugellandia. Es ist, als würde die Nacht kommen, dabei war doch erst gerade noch Mittag.

Esmeralda möchte gerne etwas Entschuldigendes sagen, um Bienchen zu beruhigen. Aber diese fürchtet sich überhaupt nicht. "Das ist doch nur eine Schlechtwetterwolke. Wolken ziehen vorbei, das weiss man, die kommen nicht und bleiben vor deiner Nase stehen!" Aber so ganz sicher ist sich Bienchen in diesem Moment auch nicht. Aber man hat ja sogar den Wetterprofessor dabei. Vielleicht hat der ja eine Idee, wie sich die Sachlage entwickelt. "Hm, hm, hm," murmelt Zeig. "ja, genau, wie ich es mir gedacht habe, sicher hat wieder jemand von den Schlechtwetterbeeren genascht, da hinten steht ein Busch mit sehr vielen Früchten."

Esmeralda und Bienchen sind nun doch beide etwas beunruhigt. "Das sieht ja aus wie der Weltuntergang." Alle gucken auf die unheimliche Landschaft. An den Grashalmen bilden sich sogar Wassertropfen, als würden gleich alle zu Weinen anfangen. Edi rät zur Flucht. Am besten gehen wir nach Hause und kommen wieder, wenn es vorbei ist. Auch Bienchen findet. "Irgend etwas ist falsch gelaufen, Edi hat Recht. Wir gehen am besten zurück und machen den Spaziergang erneut. Dann sehen wir vielleicht, woran es liegt."

Da hören sie plötzlich Piepslaute aus einem Wurzelstock. "Da braucht jemand unsere Hilfe." Esmeralda schnuppert ein wenig an dem Loch im Baum herum. "Wollt ihr nun mit der Welt untergehen, oder nach Hause rennen, um später wieder zu kommen?" Das fiesefeuchte Wetter treibt sie nun alle schleunigst nach Hause. Sogar Gonni und Kai geben Fersengeld, und Fuzzi beobachtet besorgt, wie alle die Stätte des Geschehens fluchtartig verlassen. "Aber ich weiss jetzt, woran es liegt. Ich bin ein Superdoppelagent. Es liegt an diesen Schlechtwetterbeeren. Das passiert mir nicht noch einmal."

Kaum haben Bienchen und Esmeralda ihren Ausgangspunkt für den Spaziergang erreicht, herrscht wieder eitel Sonnenschein. "Los, Esmeralda, wir machen alles genau wie vorher, dann können wir vielleicht auch das Küken aus dem Baumstamm retten." "Welches Küken?" Die zwei Mädchen haben auch bereits wieder ihre obligaten Verfolger auf ihren Fersen. Gonni und Kai, als auch Fuzzi sind hinter den Spaziergängern her. "Da vorne haben wir Miezi getroffen. Ah, und sie ist auch schon da. Siehst, du, wenn wir alles wieder genau so machen, wird alles gut."

"Zeig ist ein Gelehrter. Das mit den Schlechtwetterbeeren war sicher kein Blödsinn." Miezi runzelt ernst die Stirn, zwinkert Bienchen aber verschmitzt zu. Während die Mädchen plappernd im Wald verschwinden, bauen sich schon wieder einige Widersacher in der Umgebung auf. "Diesmal behalte ich die zwei Ganoven besser im Auge und fresse keine einzige Beere." Fuzzi ist guten Willens, bildet sich sogar ein, dass er an einer gewissen NAHRUNGSMITTELVERTRAEGLICHKEIT leidet, schliesslich will er ja Bienchen und Esmeralda vor den zwei Übeltätern beschützen.

Der Wald ist still und friedlich. Ab und zu kommt sogar noch eine Hummel vorbei. "Hallo Bienchen!" Alles ist gleich wie vorher, und man ist gespannt, ob nun an der selben Stelle wieder diese unheilvolle Wolke auftaucht, um alle in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber es geschieht nichts. Zwar knackst hier und dort ein Zweig. Das werden Gonni und Kai sein, die ebenfalls auf eine neuerliche Katastrophe warten, oder Fuzzi, der sich mit beiden Pfoten die Schnauze zuhält, um nicht wieder von diesen Schlechtwetterbeeren zu naschen. Die sind nämlich bei dieser JAHRESDURCHSCHNITTSTEMPERATUR besonders geschmackvoll geworden.

Alle gucken wie betört in den stahlblauen Novemberhimmel. Das gugelländische WELTRAUMFORSCHUNGSZENTRUM jauchzt, aber Edi seufzt. "Wenn ich jetzt könnte, würde ich nochmals den Himmel von vorher anknippsen, und gleich wieder umschalten, nur um den Unterschied zu sehen." Bienchen überlegt auch. "Irgendwie habe ich die ganze Zeit das Gefühl, dass wir beobachtet werden." Esmeralda macht ein belustigtes Gesicht. "Ja, allerdings, Gonni und Kai treiben sich hier rum, und meine Nase sagt mir, dass hier noch viel mehr Leute sind, als wir gerade sehen."

Sie gucken sich ein wenig das Panorama an. "Euer Wetterprofessor hat es ja gut, er hat von hier aus die ganze Rundsicht." Bienchen möchte aber trotzdem nicht Meteorologin werden. "Ja, aber du hast ja erlebt, wie schnell es gehen kann, und dann sieht man nichts mehr." Sie sind jetzt wieder bei dem Wurzelstock, wo es aus dem Loch gepiepst hat. "Los, Esmeralda, du bist ein Ameisenbär, du kannst das Küken vielleicht aus seinem Gefängnis herausschnüffeln.

Bienchen schaut erwartungsvoll zu, wie Esmeralda sich dem merkwürdigen Loch nähert, aus dem wirklich leises Gepiepse kommt. Auch die anderen, Miezi, Zeig, Edi, die Papageien und sogar Schnorbert wollen nun endlich wissen, was da in diesem ominösen Wurzelstock gefangen gehalten wird. "Ich muss mich konzentrieren." Esmeralda blickt ernst in die Runde und holt dann tief Luft.

"Piep," welche Überraschung. Esmeralda hat niemand anderen als den berühmten gugelländischen Insektenforscher Klepf aus dem Baumstrunk herausgesaugt. Alle jubeln und klatschen. "Nein, wartet, da ist doch noch mein Onkel drin. Ich wollte ihn rausholen und bin dabei selber stecken geblieben."
Jetzt kommt Onkel Tino auch ans Tageslicht.
"Hallo," sagt er etwas tollpatschig, aber alle freuen sich und rufen: Willkommen in Gugellandia.

"Ich verstehe überhaupt nichts mehr." schimpft Gonni. "Ja, die blöde Ratte ist schuld, dieser Schlechtwetterbeerenfuzzi, der hat uns alles vermasselt!" Während sich Kai und Gonni noch streiten, freut sich der neue Onkel von Klepf an der Freiheit. "Als es plötzlich so ungemütlich wurde und nach Weltuntergang aussah, bin ich in das Loch geschlüpft und dann nicht mehr herausgekommen. Klepf wollte mir helfen und ist ebenfalls stecken geblieben."

Aber jetzt ist alles wieder gut. Fuzzi sitzt immer noch in seinem Versteck. "Und das alles, weil ich diesmal keine Beeren gegessen habe. Bewundert mich, ja, ja, das war toll, wa, und ich nehme eine ganze Tüte von diesen Schlechtwetterbeeren mit nach Berlin, bei uns zu Hause bewirken sie wahrscheinlin das Gegenteil."

Oh, aber was muss man sehen? Klepf und sein Onkel stürzen sich geradezu auf den Busch mit den Schlechtwetterbeeren. "Wir Vögel können fressen, was wir wollen, uns bekommt alles." Wenn man den gugelländischen Grössen wie Grünling, Zeig und Klepf glauben kann, muss das wohl stimmen.
Bienchen ist wieder nach Berlin gereist, auch Fuzzi hat sich heimlich wieder ins Gepäck geschmuggelt.

Das war ein kleiner Spaziergang von Bienchen und Esmeralda in Gugellandia.

von einem, der auszog das Fürchten zu lernen. - Schluss

Edi kommt zum König. Dieser ist mit seinem Spukschloss die letzte Hoffnung für ihn, doch noch das Gruseln zu lernen. Der König hat sogar seine Tochter, die Prinzessin Pepsi, als Siegestrophäe in den Raum gestellt, wenn es jemand schaffen sollte, das Spukschloss von dem bösen Geist zu befreien und den königlichen Schatz zurückzugewinnen. Edi wirft zwar schon einen erfreuten Blick auf die Königstochter, will aber nur schnellstmöglich mit dem Gruseln anfangen.

"Wo ist denn hier der Eingang zu diesem Pfundshaus. Mammamia, gross ist es ja, so viele Türen und Gänge." Alles ist verlottert und verwittert. Der Wind pfeift durch die Ritzen und kaum ein Raum, ohne Spuren von Ratten, Asseln und noch Schlimmerem. "Drei Nächte muss ich mich hier rumtreiben, das kann ganz schön langweilig werden." denkt Edi und setzt sich neben eine grosse Kerze, die wenigstens etwas Gemütlichkeit vermittelt. Als längere Zeit nichts passiert, versucht Edi, sich einzurollen um etwas zu schlafen.

Gerade als er einnickt hört er ein freches Tappsen aus dem gegenüberliegenden Winkel des Raumes. Eigentlich müssten nun zwei grosse schwarze Katzen erscheinen, aber es kommt nur eine, dafür mit einer Art Sensemann im Schlepptau. "Höllöööh, Edi, wir kommen, um mit dir eine Runde Karten zu spielen!" Edi öffnet mühsam die Augen. "Kartenspielen?"

Er erinnert sich gerade noch daran, dass er ja eigentlich hier ist, um das Gruseln zu lernen. Aber der Knorrli mit der schwarzen Kaputze will ihm so gar nicht furchteinflössend erscheinen, und das schwarze Miezekätzchen mit seinen Spielkarten noch weniger. "Los, wir zocken um dein Leben oder um dein Geld, was ist dir lieber?" Edi schaut sich seine Gegner genau an. "Ich spiele schon mit euch Karten, aber zuerst schneiden wir euere Krallen, diese Zinken gefallen mir nämlich gar nicht."

In der Originalgeschichte hat sich der Junge eine Drehbank und einen Schraubstock erbeten, ausserdem ein Schnitzmesser, Edi reicht die kleine Nagelschere, die er an einer zusammengeklappten Bettstatt findet. "Damit werden wir uns schon einigen, nicht wahr?" Ein erstauntes Pfeifen geht durch den Raum, verschiedentlich fangen sogar die Karten an, zu bibbern. "Oh, ich denke, uns ist die Lust zum Kartenspielen vergangen."

Die schwarze Katze mit ihrem Sensemann entschwindet langsam aus dem Raum, dafür kommen aus allen Ecken neue Bestien. Hunde, Katzen, Maulwurfsmonster, immer mehr. SINNESTAEUSCHUNGEN? Sie scheinen sich zu verdoppeln und kommen langsam schwarzgesichtig und lautlos auf Edi zu. "Was wollt ihr? Haut ab. Ich spiele auch mit Euch nicht."

Edi versucht, den Monstern in die Augen zu schauen, als er sieht, dass die alle durch ihn hindurchblicken und einfach weiter auf ihn zugehen. Das wäre an und für sich ein Moment gewesen, sich zu gruseln, aber Edi wird nur wütend und schimpft. "Wenn ihr hier nichts Gescheites zu tun habt, dann haut besser wieder ab, und lasst mich eine Runde schlafen." Wie von seinen Worten gepackt, verschwinden alle - puff - in der Luft, und Edi ist wieder alleine.

Allerdings zeigt sich nun ein recht agiles und offenbar übermütiges Möbelstück vor Edi. Es sieht ein wenig aus wie ein Bett und versucht sich an ihn ranzumachen. Aber Edi ist es zu dumm. Er schmeisst sich auf seinen Geldbeutel und schläft ein. Bis zum nächsten Morgen ist nichts mit Gruseln. Er bemerkt enttäuscht, dass die erste Nacht schon vorbei ist. Aber vielleicht wird er ja in der nächsten endlich das Gruseln lernen.

Das Möbelstück, das aussieht wie ein Bettgestell, wartet bereits, dass Edi endlich mal in seine Richtung schaut. Dann fängt es an, zu locken, ihn einzuladen, mit Leintüchern und Decken wackelt es und wippt. Edi hatte schon immer eine Vorliebe für das Bett und lässt sich gerne einladen. "Na schön, wenn du meinst, dann werde ich mal gucken, wie weich deine Federplümm ist, ha ha ha." Er knallt sich genüsslich auf die Matratze und will sich gerade einkuscheln, da fängt das Bett an, sich erst einmal aufzubäumen.

Kleine SPUKSCHLOSSRUNDFAHRT gefällig? Edi hat sich noch nicht mal die Decke über den Kopf gezogen, fängt das Bett schon an, die verrücktesten Kapriolen zu machen. Es saust, bremst, wackelt, hüpft und düst dann wie verrückt durch das Schloss, treppauf, treppab. Edi kann sich gerade noch mit letzter Kraft an den Laken und dem Bettgestänge festhalten, damit er nicht rausgeschleudert wird. Zuerst geht die wilde Fahrt in den Schlosskeller. Abwärts immer weiter abwärts, immer dunkler und enger wird es. Es riecht nach Neonlicht und Kohlsuppe, dabei sieht man kaum noch was.

Das Bett hinterlässt kleine Feuerspuren, wenn es um die Ecken kurvt. Modergeruch und kleine Wurzelmännchen spicken Edi um die Ohren, er duckt sich zwischen die Decken, muss aber immer zwischendurch schauen, wo die Reise hingeht. Er versucht, das Bett anzuhalten. "Halt ein, du tolle Heia, brems ab, bevor wir umkippen." Wie ein durchgegangenes Pferd scheint das Bett zwischendurch beinahe lenkbar, nur, um dann erst recht horrend in den nächsten eisigen Korridor einzubiegen und den Teufelsflug fortzusetzen.

Besonders stacksig holpert man dann die Kellertreppe hinunter. Das KELLERTREPPENMONSTER verpasst vor lauter Schreck seinen eigenen Einsatz, und Edi beisst zwischendurch auf das Leinentuch anstelle auf die Zähne. Aber Gruseln? Nein, bei dieser Höllenfahrt gibt es nichts zu Gruseln. Allerdings wäre es Edi schon langsam angenehm, das Gefährt würde endlich müde und er könnte aussteigen. Aber so eine Nacht ist lang. Und das Schloss ist sehr gross.

Edi klammert sich noch immer mit letzter Kraft an die Bettstand, als diese so quasi zum Landeanflug ansetzt. Es geht durch ein Meer an Spinnweben. "Gleich werden wir festhängen, das sehe ich kommen." seufzt Edi und zieht den Kopf ein. Eine grosse schwarze Spinne hakt sich ein Stück vom Bett, und es wird herumgeschleudert, Edi weiss nicht, wo oben ist und wo unten. Schlussendlich steht alles still. Die Teufelsfahrt ist zu Ende. Die zweite Nacht ist um.

In der dritten Nacht wird sich Edi sicher gruseln, denn da kommt der Schlossgeist persönlich aus der Reserve und fordert ihn heraus. Edi trägt noch immer sein Säckchen mit dem Geld vom Vater. Bisher hat er noch nichts verloren. "Das wird sich nun ändern." das Gespenst breitet sich in seiner ganzen riesigen Gestalt vor ihm aus und sagt weiter: "Wir spielen um dein Geld und um mein Geld. Fürchtest du dich?" Im Gegenteil. Edi freut sich, das Gespenst kennen zu lernen.

Das Gespenst ist sehr gross. Es kann sich vom Boden bis zur Decke erstrecken, dann ist der Kopf ganz weit oben im Dachstock, dann kann es auch wieder am Boden herumkriechen wie eine Rauchschwade, aber dazwischen auch so hart sein wie ein Totenschädel und Böxe verteilen und Seitenhiebe. Edi hat bereits ein paar blaue Flecken, aber er freut sich auf das Spiel. "Wo sind denn die Kegel? Den Ball habe ich schon gesehen." Das Gespenst fängt an und wirft den Totenkopf in Richtung wackelnder Totenkegel.

Edi merkt gleich, dass das Gespenst schummelt, was das Zeug hält. "Ich brauche einfach mehr Ausdauer. So ein durchsichtiges Gelichter wird wohl irgendwann daneben schiessen." Und so ist es auch. Edi zielt einfach mit seinem Totenkopf auf die vergeistigten Milchflaschen bis diese nur noch tot herum liegen.

Als das Gespenst merkt, dass es besiegt wurde, entsteht ein merkwürdiger Kampf unter dem Schlossdach. Überall pfeifen und seufzen befreite Seelen, überall klappern und schlottern freigelegte Skelette, ein Kettenrasseln dröhnt durch das ganze Schloss, ein Getrampel beginnt, als würde eine Herde Elefanten losgelassen.

Das Gespenst klappt in sich zusammen, fällt in zuckenden, weissen Wellen auf den Schlossboden. Aber dann rafft es sich noch einmal auf und bedankt sich. "Toll Edi, hast du super gemacht. Dir gehört der Schlossschatz, du hast ihn verdient, ich werde mich nun in die Spukannalen einreihen und zu gegebener Zeit wiederkommen. Hab Dank für die Befreiung."

Das ganze Spukschloss atmet glücklich auf, aber Edi ist auch, nachdem er die wunderschöne Prinzessin zur Frau bekommen hat, noch nicht glücklich. "Ich weiss noch immer nicht, was gruseln ist." raunzt er. Aber nun nimmt die Prinzessin die Dinge in die Hand. Edi wird sich gleich sehr wundern.
Sie geht mit einem grossen Eimer runter zum königlichen Bach. Dort füllt sie reichlich Wasser und ein paar Gründlinge ein. Das sind kleine Fischchen, die gründeln.

Als wäre nichts, kommt die Prinzessin mit ihrem Eimer voller Wasser und Gründlingen zurück zum königlichen Bett. Edi schläft noch glückseelig. Doch als der Eimer kippt und sich die ganze Wassermasse mit den Gründlingen über ihn ergiesst, diese unter der Bettdecke zappeln und schlabbern, schreckt er dermassen auf und sagt. "Mit gruselt."
Das schreckliche Märchen hat also doch noch sein wundersames Ende gefunden.

Und alle sind glücklich.

Die vielen bösen Gestalten in dieser Geschichte sind natürlich auch alle ganz lieb.

Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen. (Fortsetzung)

Edi ist von seinem Vater nun zum Küster und seiner Frau geschickt worden. Er soll in der Kirche die Glocken läuten und dem Küster helfen. Aber in Wirklichkeit wollen die ehrbaren Leute dem kleinen Kerl eine Lektion erteilen, damit er mal weiss, was Gruseln heisst. Er hat schon so viel von seinem Bruder gehört, dass der sich gruselt, wenn er allein über den Kirchhof gehen muss. Aber Edi kann sich darunter nichts vorstellen und möchte es gerne lernen, damit er überhaupt etwas kann.

Zuerst benimmt er sich aber bei den Küsterleuten wie BETTWAESCHEVERKAEUFER, der vormacht, wie herrlich es ist in den Daunen zu liegen und zu schlafen. Eines Nachts kommt der Küster an Edi's Bett und gibt vor, man müsse jetzt unverzüglich in den Glockenturm hinaufklettern, um zu läuten. "Aber es ist ziemlich gruselig da oben um diese Zeit." gibt Odin, der Küster zu bedenken. Seine Frau hat ihm ein Laken mitgegeben, womit er dann Edi erschrecken soll. Die beiden gehen also zu nachtschlafender Zeit, einer hinter dem anderen in den Glockenturm hinauf.

"Ich verstehe zwar nicht, was es bringen soll, um diese Zeit die Glocken zu läuten, aber ich fürchte mich nicht vor ein paar Fledermäusen." Plötzlich ist der Küster nicht mehr hinter ihm, und Edi befindet sich mutterseelenallein in dem unheimlichen Gemäuer. "Wirds wohl selber mit der Angst zu tun bekommen haben, der alte Vogel."

Edi wundert sich ein wenig über den strahlend blauen Himmel, der das SCHLECHTWETTERPROGRAMM ersetzt. "Aber ich bin ja ein Schauspieler, der einen spielt, der sich nicht fürchten kann, und das ist nun wirklich nicht schwer." seufzt er und schaut noch mal nach dem Küster. Aber statt dem sieht er gegenüber auf einem Mauervorsprung eine weisse Gestalt, die regungslos zu ihm hinstarrt. Anstatt sich über das Gespenst zu gruseln ruft er ihm zu:
"Geh schon weg, du, wer auch immer, du hast hier nichts verloren." Aber das Gespenst bleibt unbeweglich stehen.

Edi verwarnt den Eindringling erneut und sagt: "Wenn du nicht verschwindest, gebe ich dir einen Tritt, damit du abhaust, du gehörst nämlich nicht hierher." Das Gespenst bleibt aber hartnäckig auf seinem Posten. Da wird es Edi zu bunt und er gibt dem frechen Kerl einen Tritt, dass er in die Tiefe purzelt und zu unterst mucksmäuschenstill liegen bleibt. Aber Edi gruselt es keinen Moment. "Ich hab dich gewarnt!" sagt er und klettert nun in den Glockenturm hinauf, um seine Arbeit zu verrichten. Mancheiner wundert sich zwar, weshalb mitten in der Nacht die Glocken läuten.

Anschliessend geht Edi zufrieden wieder zurück zu seinem Bett, hängt seine Kappe auf den Haken, und kuschelt sich schlaftrunken zwischen die Laken. "Wenn ich mich doch nur gruseln könnte wie andere Leute." denkt er noch, dann ist er schon eingeschlafen. Inzwischen wundert sich die Küsterfrau, warum ihr Mann denn nicht mehr zurückkommt. Sie denkt allerdings, das gehöre zum Plan und macht sich bis zum Morgen keine Sorgen.

Als aber in den Morgenstunden immer noch keine Spur von Odin zu sehen ist, geht Frau Pidi schnurstracks zu Edi und schüttelt ihn wach. "Weisst du, wo mein Mann ist, Edi, ihr seid doch gestern zusammen in den Glockenturm hinaufgestiegen." Edi denkt nach. "Keine Ahnung wo der abgeblieben ist. Ich habe aber so einen weissen Eindringling verscheucht, nachdem ich ihn mehrmals gewarnt habe, ich würde ihn die Treppe runterschubsen, wenn er nicht verschwinde." "Du gütiger Himmel!" schreit die Küsterfrau und rennt sofort los, um den Verunfallten zu suchen.

Tatsächlich findet sie ihren Mann mit einem gebrochenen Flügel am Fusse der Treppe. "Weshalb hast du denn nicht um Hilfe gerufen?" - "Dann hätte er doch gemerkt, dass ich kein Gespenst bin." Für Edi hat dies alles ebenfalls ein schlimmes Ende, er wird nämlich wieder nach Hause befördert. "Da habt ihr eueren Taugenichts wieder, der ist schuld, dass der Küster nun einen gebrochenen Flügel hat." schimpft seine Frau und lädt ihre ganze Wut ab.

"Ich wollte so gern das Gruseln lernen, Vater, damit ich auch etwas kann und damit Geld verdienen." Edi schaut schuldbewusst zu seinem Vater und seinem Bruder auf. "Nichts wirst du damit verdienen, aber ich gebe dir jetzt fünfzig Taler, damit ziehst du in die Welt hinaus, und sag ja niemandem, dass ich dein Vater bin, ich möchte mich nicht schämen." Edi nimmt das Geld und macht sich auf den Weg. "Vielleicht werde ich doch noch das Gruseln lernen." denkt er und macht sich immer wieder Gedanken, was das wohl sein könnte.

Unterwegs murmelt er ständig vor sich hin. "Wenn ich mich doch nur gruseln könnte." Aber niemand, der ihn hört, nimmt ihn ernst. Nach ein paar Tagen kommt er an ein schäbiges Wirtshaus. Alles ist lotterig und fällt auseinander. Vom Wirt ist auch nichts zu sehen, so setzt sich Edi auf die Stufen und murmelt wieder. "Ach ich würde mich so gerne gruseln, aber ich weiss ja nicht mal was das ist." Auch wenn der schäbige Gasthof schon etwas schauderlich anmutet. Edi kommt überhaupt nicht auf die Idee, sich zu gruseln. Da erscheint der Wirt, und endlich nimmt ihn jemand Ernst.

"Ich wüsste schon, wie du das Gruseln lernen könntest. Hast du da Geld in deinem Beutel?" Der Wirt schaut ganz interessiert und ruft seinen Freund Ballo zur Stelle. "Da drüben steht der Galgen, wenn du da unter dem Gehenkten die Nachtwache übernimmst, könntest du vielleicht das Gruseln lernen. Wir wetten um deinen Batzen da drin." Edi freut sich und willigt sofort ein. "Sobald ich mich gegruselt habe, gehört das Geld euch!"

Der Wirt kann sein GALGENVOGELGEZWITSCHER kaum unterdrücken und wünscht Edi noch viel Glück. Ballo zeigt ihm nun den Weg zum Galgen. Ein eisiger Lufthauch weht um den alten Baum, an dem ein Unbekannter aufgeknüpft herumbaumelt. "Du machst am besten ein Feuer an, dann frierst du dir nicht die Pfoten ab." Grotesk bewegt sich der Gehängte im Wind. Ein paar Fledermäuse schrecken aus dem Baum auf und die Sonne verschwindet hinter den Berggipfeln. "Ich lass dich dann mal allein." sagt Ballo schaudernd und fügt tapfer hinzu. "Wir sehen uns, wenn überhaupt bei Sonnenaufgang drüben beim Wirtshaus."

Jetzt ist Edi allein. Eine Fledermaus beobachtet ihn gespannt. "Was will denn dieser Kerl hier? Nachts traut sich doch kein Bein in die Nähe." "Es ist wirklich saukalt." stellt Edi fest. Aber frieren heisst ja nicht gruseln. Ich werde das Feuer anmachen, dann wird mir sicher etwas wärmer." Die Kälte wird immer intensiver, obwohl Edi nun bald ein Feuer angefacht hat und sich daran die Pfoten reibt. Er ist auch schon ziemlich müde. "Dass der Kerl da oben bei der Kälte schlafen kann?" wundert er sich. Die Fledermaus versucht Edi klar zu machen, dass der da am Seil tot ist.

Der Wind pfeift durch die Blätter. Die anderen Knochengerüste, die schon länger hängen, klappern und scheppern. "Mir werden auch bald die Zähne klappern, aber vor Kälte." stellt Edi sachlich fest. Da knackst es erneut im Geäst. Wilde Tiere schleichen sich an. Mit feurigen Augen blicken sie auf ihn herunter. Aber Edi lässt dies alles im wahrsten Sinne des Wortes kalt. Er versucht sich vor dem Feuer einzuringeln und etwas zu schlafen. "So eine Nacht kann ganz schön lang sein, wenn man bis am Morgen warten muss."

Es ist kurz vor Mitternacht, als Edi aus dem Schlaf erwacht. Irgendwer hat ihn beim Namen gerufen. "Was ist?" fragt er neugierig? "Will mir endlich jemand beibringen, was gruseln ist?" Die Gehängten baumeln wortlos hin und her. Einige Nachtvögel kreischen und etwas knistert auf dem Boden herum. Edi ist noch immer kalt, aber den armen Gestalten die da über ihm leise schwingen, ist es sicher noch kälter. "Ich hole den jetzt runter, dann kann er sich hier ein wenig aufwärmen, der arme Kerl." Eine Fledermaus schaut interessiert zu, wie Edi den Baum hochklettert.

Er überlegt nicht lange und knöpft den Gehängten vom Galgen. Mit einem leisen Plumps bleibt dieser direkt vor dem Feuer liegen. "Gleich wird dir wärmer und wir können uns etwas über das Gruseln unterhalten." Aber leider ist die Sellerieleiche kein angenehmer Gesprächsparter. Nachdem Edi auf keine seiner freundlichen Fragen eine Antwort bekommt, wird er stutzig. "Ah du bist auch so einer wie der im Glockenturm. Einfach keine Antwort geben und hämisch in die Taschen schweigen.

"Los, erzähl mir etwas über das Gruseln. Warum denken alle, dass ich hier das Gruseln lernen könnte?" Aber die Sellerieleiche ist zu tot, um zu antworten. Langsam wird Edi ärgerlich.
"Wenn du nicht antwortest, knüpf ich dich wieder auf! Dann kannst du dort oben weiterfrieren."

Die Fledermaus findet Edi's Taten zwar merkwürdig, aber doch auch ziemlich mutig. Sie hilft ihm sogar, den Gehängten wieder ordnungsgemäss an seinem Platz zu befestigen. "Undankbares Gesindel." schimpft er und meint natürlich seinen stummen Freund und nicht die Fledermaus. Er eilt zurück zu seinem Feuer, das ihn nun endlich doch langsam etwas wärmt. Das ist auch sehr nötig, denn die Temperaturen sind nie so niedrig, wie kurz bevor die Sonne aufgeht.

Noch einmal klappern die Skelette wie nahende Schlangen, pfeift der Wind durch die Knochen, als wollte er eine Melodie anstimmen, und es knarrt und stöhnt der Galgen, als würde er unter seiner schweren Last gleich zusammenbrechen. Edi lässt das alles unberührt. Er ist nur sehr enttäuscht. "Jetzt ist Morgen und ich habe mich wieder nicht gegruselt. Wo soll denn das enden? Wie soll ich je etwas lernen, wenn ich das nicht einmal kann, was alle können?"

Als Edi zum schäbigen Wirtshaus kommt, warten Ballo und der Wirt schon gespannt. "Na, wie war's? Hast du dich gegruselt?" Edi macht nur ein mürrisches Gesicht. "Nicht die Spur. Habt ihr keine andere Idee, wie ich das Gruseln doch noch lernen könnte?"
"Oh ja, es gibt in der Nähe ein ziemlich gruseliges Schloss, in dem soll es spuken. Es gehört dem König und er will demjenigen die Prinzessin zur Frau geben, der es schafft, das Schloss von dem Spuk zu erlösen."

Edi schöpft wieder Hoffnung.

Halloween 22 und Anfang eines Märchens

Noch herrscht sonnendurchfluteter Nachmittag. Besuch aus Berlin ist da. Die Gugellandier vertreiben sich die Zeit mit Wiedersehensgeplänkel und lustiger Unterhaltung. Ein neuer Zeitgenosse ist in den Kreis der Plüsch-Piraten eingezogen. "Hallo, ich bin Konfuzius, und du bist Edi, wa?" Edi ist schon älter als Konfuzius und schlägt ihm sofort das Du vor. "Ja, ich bin Edi, angenehm, wir werden dich Fuzzi nennen.""Wir kommen aus dem selben Schlag, wa, du bist auch eine Ratte?"

Was bei dieser Tierart eine Art Ritual ist, hat Edi dann aber doch nicht so einfach akzeptiert. "Du, Karla, euer Fuzzi hat mich in den Schwanz gebissen." "Er ist eben noch ein wenig übermütig." lacht Karla. "Wir werden ihm eine Aufgabe erteilen, dann ist er beschäftigt." Konfuzius alias Fuzzi darf nun den Halloweenkürbis entzweischneiden. "Ich kann auch knabbern, aber darf man nicht, wa?"

Dann wird der Kürbis noch fachgerecht von Karla und Lisa ausgehölt. Schrotto kontrolliert, ob sie es auch zur vollsten Zufriedenheit getan haben. Inzwischen jonglieren Edi und Beppa schon mit den Kürbiskernen, und Fuzzi ist nach dem vielen Arbeiten anderweitig unterwegs. Die Vorbereitungen für Halloween sind an jeder Ecke zu spüren. Frech wird zum Beispiel von einem allerliebsten Sensemännchen verfolgt. "Könnt ihr den da hinten bitte auch ins Mehl werfen und panieren, ich mag keine Typen, die mir nachwatscheln."

Im Laufe des Tages gibt es noch viel Ungewohntes. In einer unübersichtlichen Hausnische findet eine TOTENKOPFREPARATUR statt, auf dem Balkon der gugelländischen Küche hat sich ein erschöpftes Gespenst hingelegt und wird nun von Tante Lori wieder aufgepäppelt. In der Wiese vor dem Haus versucht man mit dem Bügeleisen, einem zerknitterten Knochengerüst vom Vorjahr wieder Leben einzuhauchen. Und von überall her strömen freche Kinder, die um Süssigkeiten betteln.

Zum Glück ist Zelli's Schleckröhre wieder in Betrieb und die Kleinen können sich vor lauter Süsskram kaum retten. Jeder kann selber aussuchen, was er möchte. So braucht man nicht an Haustüren zu klingeln und vor allem muss sich wegen dem Gesang keiner die Ohren zuhalten. Dabei ist Battamba gar nicht unter den "Kindern". Irgendwo wird sie wahrscheinlich wieder ein armes Trommelfell zermartern.

"Gibt es denn heute noch eine HALLOWEENGESCHICHTE?" Otto ist schon ganz grün im Gesicht. Das kommt von den vielen Lakritzebonbons, die Zelli mit Moosgummi und Nidelsahne gemacht hat. Eine neue Spezialität. Das Naschen ist dieses Jahr nicht so angesagt, denn es ist heiss, man muss sich nicht mit Zuckerzeug aufwärmen, und wie gesagt, Singen muss auch niemand. "Leute, kommt zum Casting, wir spielen dieses Jahr ein Märchen, das euch alle vom Hocker reissen wird." Edi schaut kurz, ob Konfuzius in der Nähe ist, richtet selbstbewusst seinen Schwanz, dann fährt er fort.
"Miezi wird euch alles weitere erklären."

Miezi hat einen Hexenhut auf und setzt sich in Position. Laura und Frech werden wohl in diesem Stück nicht mitspielen, aber da kommen schon verschiedene Anwärter aus dem gugelländischen Fundus. "Wir spielen das Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen. Wer hat Lust?" Edi möchte natürlich selber am liebsten die Hauptrolle haben, aber er ist nicht so, er gönnt jedem mal einen Erfolg. Zum Beispiel Männi. Der ist nämlich ein hervorragender Schauspieler und hat schon im Meisterdieb und in Pinocchio die Hauptrolle gespielt.

"Es geht in dieser Geschichte darum, dass sich ein kleiner Bub einfach vor nichts fürchtet. So dass sich jeder um ihn Sorgen machen, vor allem sein Vater. Er muss dann das Gruseln lernen und deswegen in die Welt hinaus ziehen. Wer von euch gruselt sich nicht, das wäre wahrscheinlich die Grundvoraussetzung für diese Rolle." Miezi guckt schmunzelnd in die Runde. "Ich kenne da noch ein paar andere." sagt Edi. "Zum Beispiel der kleine Löwe, der sagt immer, io rido in faccia al pericolo, was soviel heisst, wie der Gefahr ins Antlitz lachen." Immer mehr Mutige kommen zum Casting. "Wir können ja auch die anderen zum Fürchten bringen." Das ist allerdings auch ein Argument. Miezi ist zufrieden.

Völlig unbeachtet verlässt Professor Dr. Zeig das Casting. "Ich war hier mit meinen Wolkenbeobachtungen beschäftigt, da ist plötzlich Miezi gekommen und hat sich versehentlich gefreut, dass ich mich vor nichts fürchte. Aber jetzt kann ich ja endlich abschleichen, jetzt sind genügend furchtlose Anwärter da." Viele Ideen machen die Runde. Noch immer sind Männi und Edi die Favoriten für die Rolle. "Wir fragen das Oberhaupt von Gugellandia um Rat."

Gugel hat immer ein sehr gerechtes Urteil, wenn es um Entscheidungen geht. Heute weiss er aber auch nicht, wer der bessere Fürchtenicht sein soll. "Es geht darum, sich zu gruseln, dass ist so eine Vorstufe von Fürchten, versteht ihr?" "Ja, klar, das macht richtig Spass, deswegen gefällt uns ja Halloween." Männi hüpft schon aufgeregt. "Ja, aber ihr sollt euch ja im richtigen Leben gruseln lernen, da muss man ganz ernsthaft mit der Gefahr umgehen." Gugel ringt ein wenig nach plausiblen Erklärungen für das Märchen."Am besten mache ich mit euch einen kleinen Test."

Männi und Edi müssen nun verschiedene Konfrontationen über sich ergehen lassen. Sie reagieren ganz verschieden. Fürchten tun sie sich beide kaum, aber das mit dem Gruseln ist dann eben doch eine andere Sache. Während Edi alles mit seiner unbestechlichen Nase erschnuppert, lässt sich Männi doch zwischendurch anstatt von seiner Intelligenz von der blossen Wahrnehmung täuschen. Einmal winkt das Skelett aus dem Schuh und sonnt sich auf den Seerosenblättern. Oder es ruft um Hilfe, weil der Geranieschuh es immer weiter runterzieht, und dann liegt es schon zum Aufbahren bereit. Einmal lacht der Kürbis freundlich. Von der anderen Seite aus macht er ein grimmiges Gesicht.

Männi und Edi werden in den Weinkeller geschickt. Dort hat es zwar kein KLAPPERSCHLANGENNEST, aber doch allerhand Vergessenes, und es ist dunkel und riecht nach altem Wein, vermodertem Holz, Spinnen und Muff. Und was man da so alles sieht, ist auch nicht gerade alltäglich.
Wer von den beiden ist wohl die richtige Besetzung für die Rolle? Miezi ist inzwischen auf der Suche nach dem geeigneten Küster. "Kannst du dich in ein Gespenst verkleiden? Du musst den Knaben zur Mitternachtstunde als Geist erschrecken!"

"Da oben hinge dein Gewand, los, du bist doch ein Vogel, hol es runter!" Miezi ist heute auch etwas frech, schliesslich ist ja Halloween. "Huhuhuuu! siehst du, so macht man das. Nochmal: Huuuuuhuuuuuhuuuu! Jetzt bist du doch fast umgekippt vor Schreck." Odin kennt natürlich Miezi und fürchtet sich auch nicht vor ihrer Stimme unter einem weissen Fetzen. "So soll ich den Jungen erschrecken?" "Nein, du machst natürlich noch Löcher hinein und malst ein Gebiss drauf, deine Frau wird dich dann retten, wenn du ein Bein gebrochen hast." "Oh, wow, und wer spielt meine Frau?"

Miezi ist langsam mit den Nerven fertig. "Nächstesmal bekommt jeder in Gugellandia ein Drehbuch, ein Lexikon und zusätzlich einen Ohrstöppsel, wo ich dauernd rausquatsche. Mammamia, wo ist denn heute wieder dieser Grünling." Miezi sucht noch den Vater für die zwei Söhne der Geschichte. "Oh, tut mir leid, Miezi, ausgerechnet heute kann ich nicht. Die Pflanzen müssen ins Winterquartier. Man weiss ja nie, wenn es plötzlich kalt wird." Miezi schaut ihn etwas enttäuscht an und witzelt. "Ja, du hast recht, es sind fast 30 Grad an der Sonne."

Das Märchen beginnt. Ein Vater hat zwei Söhne. Bubi darf den Vater spielen und er gibt gut acht, dass der Zylinder oben bleibt, denn schliesslich ist er ein guter Bürger, ein ehrliches Mitglied der Gesellschaft in welchem Zeitalter auch immer, und er hat zwei Söhne, auch wie immer, einer gut und der andere total missraten. Aber das wollen wir nun doch noch genauer herausfinden. Das Märchen heisst ja, von Einem, der auszog, das Fürchten zu lernen. Der Vater ist sehr stolz auf Männi, der ist sehr gescheit und ausgebildet, aber er gruselt sich, wenn er abends durch den Garten an dem nassen Gebüsch vorbeistreifen muss und es in jeder Mulde glubscht und grunzt.

Der kleine Bruder von Männi spielt Edi. Der bewundert seinen Bruder, dass er sich gruseln kann. "Das möchte ich auch mal können. Dem stehen die Haare zu Berge, wenn der Nachtvogel schreit, der wird kreidebleich, wenn er etwas Ungewohntes unter dem Fuss spürt." Edi kann sich nicht gruseln und schämt sich deswegen. "Ja, Vater, ich weiss, ich muss etwas lernen, ich will das Gruseln lernen. " Der Vater ist nicht gerade begeistert. "Wer sich nicht gruseln kann ist wahrscheinlich sonst ein untauglicher Wicht, der nichts lernen kann."
Der Vater findet, dass das sich Gruseln nicht so schlimm wäre, wie das nichts lernen und verdammt den jüngsten Sohn also dahin, dass er das Gruseln lernen soll.

Der grössere Bruder beobachtet nun häufiger Edi, der einfach alles anfasst, ohne zu denken, der überall durchspaziert, ohne Angst zu haben. "Entweder ist er ein Dummkopf oder ein Glückskind, warum fällt immer nur mir etwas auf den Kopf?" Es klingelt gerade an der Tür. Ach, nein, der Küster ist auf den Eintrittstein gehüpft und sein Klingelbeutel hat geläutet. "Hallo, Meister Bubi, habe ich richtig gehört, ihr braucht eine Lehrstelle für einen eurer Söhne?"

"Ja, Hochwürden Küster, ich habs ja nicht so mit der Kirche, wenn Sie verzeihen, aber ich brauche wirklich ihre Hilfe. Einer meiner Buben ist überhaupt nicht fromm und wird es sein Lebtag zu nichts bringen, weil er sich nicht gruseln kann. Könnt ihr ihm das nicht so beiläufig beibringen?" Odin guckt Bubi etwas schief an. "Wie ist der Text, du hast mich nur geboxt und ich soll das verstehen?" Die Buben Männi und Edi wissen nun endlich, wer die Rolle hat. "Ich bin der Fürchti und Edi hat wieder das grosse Los gezogen." Edi grinst so breit, dass das gehäkelte Käppi wackelt, irgendwann werden wir die Rollen tauschen, aber jetzt bist du mein grösserer Bruder."

Männi hat es gut, denn er ist Pappa's Liebling. Edi muss in den sauren Apfel beissen und mit dem Küster mitgehen. Der Vater hatte vorher noch eine eingehende Unterhaltung mit Odin. "Du musst ihm irgendwie Angst einjagen, verstehst du, der kleine Kerl fürchtet sich vor nichts. Kannst ja mal ein Leintuch überwerfen und Gespenst spielen, ha, ha, ha."

Edi geht mit dem Küster mit. "Ich will etwas lernen, was lerne ich denn bei dir?" Odin schaut mitleidig auf das kleine Opfer hinunter und spricht genüsslich die Worte, wie sie im Buche stehen. "Du wirst im Kirchturm die Glocken läuten, aber du wirst auch das Gruseln lernen."
"Da bin ich aber gespannt."

Nächste Woche geht es weiter. Die Umbauten sind schon voll im Gange.

November 2022