Garten- und Blumenkolumne, Pflanzenexperte und Ratgeber
präsentiert von Grünling, unserem Fachmann
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Gartenecke: November 2022






 
 Wunderblume (Mirabilis jalapa)
23. November 2022: Zufällig gewachsen, direkt vor der Haustüre. Bei uns in Gugellandia geschehen Wunder. Eine gelb-blühende Wunderblume (Mirabilis kalapa). Ja, Ihr habt richtig gehört. Dieses Wunder der Natur heisst tatsächlich "Wunderblume". Die erste Besonderheit ist, dass dieses Pflänzchen anstelle einer Blütenfarbe gleichzeitig in verschiedenen Farben ihre Blüten hervorbringen kann. In unserem Fall trägt sie aber nur, auch das gibt es, nur gelb leuchtende Blüten.
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Die zweite Besonderheit liegt daran, dass die Wunderblume ihre neuen Blüten erst nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr öffnet. So lockt sie Nachtfalter und Schwärmer an, in ihrer Heimat die Kolibris. Frühmorgens bleibt die Blüte noch geöffnet, jedoch spätestens um halb 11 Uhr schliesst die "Schöne der Nacht" ihre Blüten und macht ihre verdiente Siesta.
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Trivialnamen sind "Vier-Uhr-Blume" bzw. "Four o'Clocks" und in der Schweiz sagt man Ihr "Schweizerhose". Ursprünglich  kommt die Wunderblume aus Mexiko und gehört zur Familie der Nyctaginaceae (Wunderblumengewächse) mit etwa 60 verschiedenen Arten. 1525 gelangten die ersten Pflanzenexemplare nach Europa. Die Blütenfarben, weiss, gelb, rot, rosa, orange, lila, sowie zwei oder mehrfarbig machen sie in den Sommermonaten zu Schmuckblumen auf Balkonen und Gärten. Die Pflanzen selber sind frostempflindlich aber mehrjährig. Dank ihrer rübenartigen Knollen, die der der Dahlie im Aussehen gleichen, treiben sie im Frühling, sofern sie frostfrei und trocken gelagert wurden, wieder neu aus. 
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Eine einzige Wunderblume wird 75 bis 100 cm hoch, und ebenso breit. In Ihrer Heimat, dem schönen Mexiko, kann sie über 2 Meter hoch werden. Im Laufe des Sommers wird sie immer buschiger und braucht versteckte Stützen. Am besten hierfür sind kleine Bambusstecken geeignet. Nach 2 Wochen sind diese Stützen durch den schnellen Wildwuchs nicht mehr zu sehen, eine sognannte Wucherblume. Sie blüht unermüdlich und setzt im Laufe des Sommers unglaublich viele Samen an. Und jetzt kommt die nächste Besonderheit. Die schwarz-braunen Samen sehen wie kleine Handgranaten aus. In der Grösse einer länglichen Erbse und schwer, fallen sie zu Boden und sind während 3 Jahren keimfähig.
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Die Samen, das Rhizom und die Pflanze selber ist giftig. Von den geernteten Samen empflielt sich die Aussaat im März drinnen vor dem Stubenfenster. 24 - 48 Stunden quellen lassen, und einen halben cm in die feuchte Erde drücken. Nach 7 - 14 Tagen keimen sie zuverlässig und sind für den Sommer bereit. Wichtig ist ein sonniger bis halbschattiger Standort, bei Hitze und Trockenheit muss für ausreichend Wasser gesorgt sein.
Derzeit bin ich beim " Miniatür-Handgranaten" ernten.
Euer Grünling
 
 Schmalblättriger Doppelsame (Diplotaxis tenuifolia)
16. November 2022: Wild wachsend oder im Garten gesät. Die Blätter sind unverkennbar und erfreuen sich grosser Beliebtheit für Salate und als Gewürz. Der schmalblättrige Doppelsame (Dipltaxis tenuifolia) wird auch als Wilde Rauke oder Rucola bezeichnet. Beim Zerreiben der Blätter strömt das Kraut einen intensiven scharf würzigen Duft aus. Manch einer findet den Geruch unangenehm, manche Autoren vergleichen es mit einem "angebrannten Schweinebraten", aus diesem Grunde heisst dieses Kraut auch Stinkraute.
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Der schmalblättrige Doppelsame gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse und ist auf der ganzen Welt beheimatet. Das Kraut besitzt eine Pfahlwurzel, ist frostverträglich bis zu Minus 17 Grad, im Winter stirbt der oberirdische Teil ab und im Frühling treibt die Pflanze wieder neu aus und wird mehrere Jahre alt.
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Wild wachsend ist sie vor allem auf sandigen trockenen Boden, meist an vollsonniger Lage an Wegen, Schuttplätzen, Brachen, Äckern, an Bahnhöfen oder Häfen anzutreffen. Es wird ein aufrecht verzweigter Stängel gebildet, der bis zu einem Meter lang werden kann. An ihm sitzen die tief eingeschnittenen fiederspaltigen fast blaugrünlichen Blätter, welche Senföle enthalten.
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Die Blütezeit ist von Mai bis September, unverkennbar die vier schwefelgelben Kronblätter. Nach der Blüte werden Schoten gebildet, die Samen sind darin zweiseitig angeordnet und platzen reif und trocken auf. Es ist dies ein typischer Trockenstreuer. Werden die Samen allerdings nass, so werden sie klebrig und schleimig und bleiben beim Vorbeistreifen von Tieren an deren Fell hängen und verbreiten sich.
Euer Grünling
 
 Tännelkraut (Kickxia)
09. November 2022: In einem Topf des japanischen Sagopalmfarns entdeckte unser Klepf eine bis anhin noch nie gesehene Pflanze. Es handelt sich dabei um das eiblättrige Tännelkraut (Kickxia spuria). Es gibt aber auch noch das spiessblättrige Tännelkraut (Kickxia elatine), welches sich nur an der Form der Blätter unterscheiden lässt.
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Trivialname ist Schlangenbart. Diese einjährigen giftigen Wildkräuter gehören zur Familie der Wegerichgewächse sowie zu den Braunwurzgewächsen. Der Stängel mit seinen wechselständigen Blättern wächst anfangs aufrecht, bald aber niederliegend verzweigt und kann etwa 30 cm lang werden.
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Dazwischen bilden sich zwittrige Blüten mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist ungleich fünfzipfelig. Die hellgelbe Krone ist behaart und mit einem Sporn etwa 8 bis 11 mm lang. Die Oberlippe ist innen violett. Die Unterlippe ist samtig und dunkler gelb gefärbt. Der Sporn ist gerade und spitz. Blütenokologisch handelt sich hierbei um eine Maskenblume.
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Die Blütezeit ist Juli bis September, nachher bilden sich kugelige Kapselfrüchte, die sich bei Reife öffnen und ihre Samen frei geben. Die Pflanze wächst vorwiegend auf Getreide- und Stoppelfeldern und wurzelt etwa 50 cm tief. Es ist dies eine submediteranes - subatlantisches Florenelement. Die Pflanze ist ein Lehmanzeiger, ist wärmeliebend und  wurde mittlerweile in die ganze Welt eingeschleppt, in Nordeuropa ist sie eher selten anzutreffen.
Euer Grünling
 
 Kleine Braunelle (Prunella vulgaris)
02. November 2022: Aus Anlass zur gewählten Blume des Jahres 2023 will ich heute über die kleine Braunelle (Prunella vulgaris) berichten. Ihren Namen bekam sie wegen der braunen Farbe der verblühten Kelchblätter. Diese Wildblume gehört zur Familie der Lippenblütler. Trivialnamen sind unter anderen: St. Antonikraut, Brunelle, Halskraut, Immergsund, Mundfaulkraut, Gotthihi, Selbstheil oder Veitlein.
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Das Aussehen der Blüten ähnelt dem Edel-Gamander (ich berichtete bereits darüber, siehe Link), jedoch sind die Blütezeiten und auch die Form der Blätter gänzlich unterschiedlich. Es ist dies eine ziemlich niederliegende Pflanze mit  wintergrünen gegenseitigen oval, lanzettlichen Laubblättern und bildet unterirdische Ausläufer, die wiederum Wurzeln fassen und etwa 15 cm in den Boden reichen. So breitet sich die Pflanze zu Blumenteppichen aus. Die Blützeit erstreckt sich von Juni bis in den November hinein. Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Bienen, aber vorallem durch Hummeln.
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Die salbeiähnlichen quirlig angeordneten lila Blüten ragen an einem leicht behaarten Stängel 5 bis 20 cm an kompakten Ähren aus dem Gras.Die winterharte kleine Braunelle ist in ganz Europa heimisch, mittlerweile nahezu weltweit eingebürgert. Die Pflanze ist anspruchslos, wächst bevorzugt auf nährstoffreichen, kalkarmen Ton- und Lehmboden in Trockenrasen, Mager- Fett- und Moorwiesen, Weiden, Waldwegen und Lichtungen, auf Brachland sowie auch gerne auf Rasenflächen an sonnigen Plätzen, verträgt auch Trockenheit und ist resistent gegen Krankheiten und Schädlinge.
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Nach den zahlreich gebildeten Lippenblüten an den walzenförmigen Ähren bilden sich die Klausenfrüchte mit je 4 Samen, die lichtkeimend sind und durch Regentropfen ihre Samen herausschleudern. Die Vermehrung kann man aber auch durch Stecklinge oder durch Teilung am besten im Frühling oder nach der Blüte im Spätherbst vornehmen. Im Mittelalter wurde die kleine Braunelle gegen Diphterie erfolgreich eingesetzt. In Asien und in der chinesischen Medizin hilft sie bei Leber- und Gallenleiden. Die getrockneten Blüten und  Blätter als Tee aufgegossen helfen gegen Fieber, und Kopfschmerzen, sind blutdrucksenkend und roh gegessen, wenn auch leicht bitter, eignen sich sowohl die Blätter als auch die Blüten für die Beigabe in Salaten. Die Pflanze enthält zudem Rosmarinsäure und wird in der Kosmetikindustrie für Präperate zum Schutz der Haut vor UV-Strahlung verwendet.
Zu Recht wurde dieses niedliche Pflänzchen endlich zur Blume des Jahres gewählt.
Euer Grünling


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