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Umweltminister: Februar 2021
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Vertragsklauseln |
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"Bitte lesen sie alles genau durch und unterschreiben
sie hier."
Ach was, wozu durchlesen, steht ja sowieso überall das selbe drin. Fast
täglich sieht man inzwischen schon solche ellenlangen Texte auf dem
Internet, und was tut der kluge Mann? Er klickt einfach OK an, das geht
am schnellsten. Auch wenn es überall heisst, Vorsicht, immer schön
aufpassen, was man unterschreibt, ha ha, irgendwann erwischt es jeden.
Erst vor kurzem hat Gugel höchstpersönlich bei der Eröffnung seines
Postcheckkontos versehentlich noch eine Lebens-Versicherung
abgeschlossen. Wir
haben uns alle in höchstem Masse amüsiert, weil er in den ganzen Jahren
doch schon ein wenig Italienisch gelernt haben müsste. Das hat er
nämlich auch. Mit fester Stimme hat er behauptet, als man ihm die
Unterschrift abverlangt hätte, wäre das Wort Assicurazione
(Versicherung) nie erwähnt worden. Irgendwas von "Poste a sicura" tönt
ja auch nicht unbedingt gemeingefährlich, dennoch wollte man ihm
zusätzlich Geld abknöpfen, wofür auch immer.
Gerade
habe ich auch wieder einen 19-seitigen Brief von der Post bekommen,
plus
Kuvert. Danke für das unnütze Papier. Es wurde ganz klar aufgelistet,
was mein Konto so macht, und da es gar nichts macht, ausser auf Geld zu
warten, sind diese ganzen neunzehn Seiten völlig für die Katz. Aber
Moment. Vielleicht steht irgendwo, versteckt in den 19 Seiten
Text, wenn ich nicht
innert drei Tagen einen Handstand mache, wird mein Konto gelöscht.
Okay, dann habe ich eben Pech gehabt.
Klar
kostet es mehr, wenn man eine Arbeitskraft beauftragen muss, um alle
Nullkonten auszusortieren, aber das Verschicken dieser zwanzigseitigen
Nichtsnummern kostet einen halben Wald. |
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Zweideutige Sprache |
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Ja, das ist ein ganz verrücktes Thema. Aber da habe ich
es gut,
dass ich in einem Land lebe, dessen Sprache ich eigentlich gar nicht
spreche. So gibt es nämlich einen "interfederatalen"
Schaltknopf, den ich einfach ausknipsen kann, wenn mich das
italienische Geschnatter stört. Aber ich würde es natürlich verstehen,
wenn ich zuhören würde. Als wir erst kurze Zeit in Italien
waren
und die Sprache erst lernen mussten,
habe ich gemerkt, dass es sehr wichtig ist, zuerst einmal alle
Schimpfwörter zu verstehen, damit man auch weiss, was gemeint ist. Da
tat sich für mich eine richtig lustige Welt auf. Sobald ich jedes
"Fluchwort" endlich kannte, war ich einer von ihnen. Ha, ha, ha und
konnte mitlachen. Das erinnert mich an die Geheimsprache, die wir
jeweils in der Schule untereinander hatten, wenn wir jeweils nur eines
unserer Wortkompositionen nannten, konnten wir stundenlang lachen, weil
ja nur wir
wussten, wer oder was damit gemeint ist. Aber auch wenn man jede
Geheimsprache
kennt und den ganzen Tag über die zweideutigen Witze lachen kann,
irgendwann wird es langweilig und man möchte dann doch wieder
dahin, wo es klar und nicht zweideutig ist. Ein gutes Beispiel
für die Sprachenvielfalt, die einjeder beherrschen muss, ist zum
Beispiel eine grosse Party. Da trifft man dauernd Leute, die keinen
Klartext reden. "Na, Herr
Minister Hickhol, wie geht es den Kopfschmerzen der Gemahlin?" "Genau
wie am letzten Sonntag, harr, harr, harr." Oder wenn Männer über Öfen
oder Frauen reden, muss man auch eine gewisse Geheimsprache
verstehen. Und dann die vielen dreckigen Witze, die kursieren. Da geht
es immer auf Kosten von Medienopfern oder sexistische
Peinlichkeiten. Stellt euch mal vor,
wir würden die ganze Gugelfamily so zweideutig darstellen, wir
wären
längst berühmt und hätten den Volltreffer gelandet. Aber ich
glaube, das machen wir doch lieber erst, wenn meine Enkelvögel
gross genug sind, ha ha. |
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Sind alle Chaoten
Messies? |
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Vehement lehne ich es ab, Leute zu schubladisieren.
Aber man kommt
manchmal nicht umhin, den einen oder anderen zu vergleichen. Und zwar
mit sich selber, das ist interessant. Aber leider kenne
ich niemanden, der sich persönlich nicht besser findet als
andere,
das sei schon mal voraus gesagt. Der Ausdruck Messie, so dachte ich
immer, sei für jene Leute angemessen, die einfach an allem hängen und
es nicht übers Herz bringen, etwas wegzuwerfen, auch wenn es nur noch
Schrottwert hat. Wie ich mich jetzt aber habe belehren lassen, handelt
es sich beim Messie-Syndrom um eine Krankheit, weil man ein Chaot ist.
Das lasse ich mir absolut nicht gefallen, denn ich habe da Beispiele
gesehen, dass sich Leute richtig zumüllen, und so bin ich nicht. Aber
ich gebe zu, dass wir in Gugellandia wirklich alles Brauchbare sammeln
und aufstapeln. Es kann sein, dass hier verschiedene Messies zusammen
gekommen sind. Aber nun mal Hand aufs Herz. Was ist dabei, wenn man
etwas sammelt? Und wenn dann die vielen gesammelten Dinge den Horizont
verdunkeln und man nirgendwo mehr einen Flecken hat, um die Flügel
auszustrecken? Ja, genau, dann muss man mal aufräumen und
ausmisten. Messies
können das aber nicht, weil sie den Überblick verloren haben, was für
sie wichtig ist und was nicht. Bei uns in Gugellandia ist oft der
Zufall sehr hilfreich. Ein Wasserschaden oder ein Sturmwind, und schon
ist man wieder etwas leichter. Mich persönlich inspiriert ein richtig
schönes Durcheinander, aber man beachte mal kleine Kinder beim Spielen,
sobald überall Spielzeug herumliegt, ist nichts mehr interessant.
Zurück zu den Schubladen. Meine Grossmutter hatte ein Stubenbüffet mit
vier grossen Fächern. Wenn ich bei ihr war, tat ich nichts lieber, als
diese zu öffnen und in eine wundersame Welt einzutauchen, wo nichts
zusammengehört und alles durcheinander ist. Wahrscheinlich habe ich da
diese Krankheit aufgelesen, das Chaos und Chaoten zu lieben.
Aber
ein Messie bin ich deshalb nicht, verstanden? |
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Heiraten |
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Das ist ja ein Thema, da wird wahrscheinlich manche
Jungfer in
ihrem Kämmerlein und mancher Mönch ins Gebetsbuch weinen, weil es nicht
sollte sein, aber es wäre so schön gewesen. Du meine Güte!
Ich
weiss gar nicht, wo ich anfangen soll. Mit Heiraten meine ich in erster
Linie, Hochzeit feiern, so richtig voluminös mit Blumenkindern, Kirche
und Fotografen. Kaum ein Mann wünscht sich das, es ist vor allem der
überschwenglichen Romantik der Damen zuzuschreiben, dass das Geschäft
mit dem
Heiraten noch blüht. Allerdings haben sich die Frauen inzwischen
emanzipiert und
pfeifen schlicht gesagt aufs Heiraten. Wozu brauche ich Ring und
Kleid, schliesslich kann ich auch so leben und eine Familie haben. Was?
Ich bin wohl etwas in der Zeit verrutscht. Nein,
tatsächlich ist es heutzutage so, und ich habe keine Statisitk
verfolgt, dass junge Pärchen nicht mehr heiraten wollen. Obwohl sie ja
müssten. Früher war es frevelhaft, wenn man uneheliche Kinder hatte.
Heute wollen sie nur noch dem Staat eins auswischen, indem sie "frei"
sind und unabhängig. Patchwork-Familien sind heute gang und gäbe. Ob
sich da nicht vielleicht einige etwas vormachen? Ich bin wahrscheinlich
altmodisch, aber ich finde, wo Kinder sind, kann ein
Eheversprechen nicht schaden.
Ich
habe in
meinem ganzen Vogeldasein genau fünf wirklich festive Hochzeiten
erlebt. Mit allem drum und dran. Drei davon sind heute geschieden. Ich
habe mich bei immerhin vier davon amüsiert. Man darf nicht vergessen,
dass Heiraten für viele ein lukratives Geschäft ist. Aber auch wenn man
nur aufs
Standestamt spaziert und für einen Hunni eine Quittung
bekommt, liegt es in jeder Liebesgeschichte selber, ob es in
guten
wie in
schlechten Zeiten hält und vielleicht sogar, bis dass der Tod sie
scheidet. |
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