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Umweltminister: April 2019
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Warten |
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Warten hat eigentlich gar nichts mit Geduld zu tun.
Denn wie
angenehm kann Warten sein, wenn man damit etwas aufschieben kann, so
unter dem Motto Abwarten und Tee trinken. Richtig sinnlos ist das
Warten nur, wenn man sich dabei über Dinge aufregt, die man ohnehin
nicht ändern kann. Aber ich gebe zu, es gibt Leute, die benehmen sich
einfach unmöglich, wenn sie warten müssen. Dabei ist Warten total
freiwillig. Man kann auch wieder gehen und etwas anderes machen
anstelle warten. Als ich noch ein ganz junger Vogel war, fand ich das
Warten immer federsträubend. Das ganze Leben hiess warten, warten,
warten. Sogar Arbeiten kann in gewissen Fällen aus Warten bestehen,
nämlich warten, bis endlich Feierabend ist. Aber wenn es so weit kommt,
sollte man doch versuchen, aus eigener Kraft etwas dagegen zu
unternehmen, denn sonst dauert das Warten gleich noch einmal so lange.
Warten müssen ist eine Qual, warten dürfen ein Privileg. Wenn ich Leute
sehe und höre, die irgendwo ihre Nägel maniküren und dabei stöhnen, sie
müssten warten, bis die Wäsche trocken ist, dann kann ich das nicht
recht glauben. Wenn allerdings einer im Wartezimmer die Zeit vertrödeln
muss, bis er drankommt, gibt es sicher ein paar kurzweilige Dinge, die
man machen kann. Mit uns hat man jeweils immer "Ich sehe was,
was
du nicht siehst." gespielt. Heute macht man seine Spielchen auf dem
Smartphone.
Wer
beim Warten nicht die Hände in den Schoss legt, dem fällt alles zu.
(Spruch von T.A. Edison) Ich werde also fleissig beim Warten mit den
Flügeln flattern. Einen schönen Ostermontag wünscht euch Peso. |
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Sitten, Gebräuche und
Unsitten |
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Man kann sich ja unter dem Deckmantel der Kultur schon
allerhand
erlauben. Durch die vielen verschiedenen Sitten und Gebräuche in den
Ländern und Kontinenten, findet manch einer immer mal ein
Hintertürchen,
um seine Schandtaten zu rechtfertigen. Wenn in China Schlürfen,
Schmatzen und andere Geräuschkulissen beim Essen als höflich gelten,
soll das doch nicht heissen, dass man jetzt überall die Sau rauslassen
soll. Ich habe mich ursprünglich nur über die foie gras aufgeregt, die
gestopfte Gänseleber, die in Frankreich gang und gäbe ist
, in den deutschsprachigen Räumen hingegen schon so verpönt, man wird
fast gesteinigt, wenn man im Lebensmittelgeschäft nur schon danach
fragt. Darüber zu urteilen, was Unsitte und was alter Brauch ist, steht
mir also nicht zu. Aber wie findet man den richtigen Weg durch dieses
kulturelle Labyrinth? Instinktiv
hat es mich schon immer gestört, wenn Leute auf Schnappschüssen ihre
Finger mit dem Victory-Zeichen in die Kamera strecken. Wie ich jetzt
erfahren habe, sind meine Bedenken nicht unbegründet, denn zum Beispiel
in Australien kann das durchaus negativ interpretiert werden. Auch dass
man auf verschiedenen Teilen der Erde mit Kopfschütteln "Ja" ausdrücken
will und mit Nicken "Nein", ist natürlich etwas gewöhnungsbedürftig. Je
mehr sich nun diese ganzen Völkerkulturen vermischen, desto wichtiger
ist, dass man sich irgendwo einigt. Jedem
Land das Seine. Ich denke
mal, dass ich, nachdem
ich schon längere Zeit in Italien lebe, mich wenigstens endlich damit
abfinden sollte, dass nach dem Mittagessen Siesta machen angesagt
ist. Auch wenn ich mich nie daran gewöhnen werde, vielleicht sollte ich
es wenigstens akzeptieren. Und die Gänseleber? Auch die! |
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Drohneneinsatz bei der
Jagd |
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Seit ich hier in Gugellandia lebe, habe ich mit Jägern
und auch mit
ihrer zukunftigen Beute schon allerhand erlebt. Das Erfreuliche hielt
sich meist in Grenzen. Oft hatten wir jedoch auch Anlass zu etwas
Schadenfreude. Ein besonders merkwürdiges Ereignis erlebten wir
letzten Sommer, als wir zu Dreharbeiten für "das Feuerzeug" zu unserem
grossen Maronibaum hinunter wanderten, um dort Fotos zu machen. Wir
hatten zwei menschliche Bühnenarbeiter mit dabei, die uns halfen, die
schweren Geldkisten von einer Höhle zur anderen zu hieven. Sicher eine
Stunde lang wuselten wir so um den grossen Baum herum. Hin und her,
einmal rauf, dann wieder runter, dann wieder rundherum, von weitem
gesehen völlig sinnlos. Als wir fertig waren, räumten wir alles
zusammen und stapften einzeln wieder hinauf nach Hause. Da begegneten
wir zwei Jägern mit Hunden, die zielstrebig unseren Drehort
ansteuerten. Na, sowas? Wir hatten während der ganzen Zeit, die wir
dort herumraschelten, nicht das leiseste Anzeichen von einem wilden
Tier gesehen. Klar, die Wildschweine kamen dort schon ab und zu vorbei.
Beim zweiten Jäger fragte ich dann: "Habt ihr eine Spur?" "Ja," sagte
der Jäger und grinste, "Wildschweine!" - Jetzt kam mir ein Verdacht.
"Viele?" Und als er sagte "zwei" musste ich mich zusammenreissen, um
nicht laut loszulachen. Uns Plüschtiere konnten sie ja kaum
mit
wühlendem Schwarzwild verwechseln, aber offenbar haben sie unsere zwei
Bühnenarbeiter mit ihrer Wärmebildkamera für Wildschweine gehalten. Na
klar, wer sonst würde stundenlang meist auf allen Vieren
um einen einzigen Baum
herumwuseln?
Es fiel natürlich kein einziger Schuss, und wir haben noch
tagelang gelacht. |
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Sitzen |
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Wir Vögel haben diese Fähigkeit nicht. Aber es sieht
schon ulkig
aus, wenn Menschen ein Gerät bauen, um sich darauf zu verbiegen, was
sie als Sitzen bezeichnen. Das Wort hat ja schon eine leicht anrüchige
Bedeutung, dass nämlich einer, der sitzt, im Gefängnis hockt. Ich muss
mich einfach über die Gepflogenheiten der Menschen wundern. Die lassen
doch einfach nichts aus, um sich selber kaputt zu machen. Und seit sie
jetzt auch noch ihre Minibildschirme mit sich herumtragen, hält keiner
mehr den Kopf gerade. Vom vielen Sitzen haben sie dann "Standschäden"
und rennen zum Arzt, der ihnen etwas mehr Bewegung verschreibt.
Bewegung heisst aber nicht, dass man zwei Stunden lang Sport im
Fernsehen guckt und sich nachher richtig erholt fühlt. Nach zu viel
Sitzen ist man nämlich noch bewegungsunfreudiger als sonst. Im Grunde
kann ja jeder seine Gesundheit so zu Grunde richten wie es ihm gefällt,
aber dass man kleine Kinder schon zwingt, auf Stühlen zu hocken, um den
ganzen unsinnigen Krempel zu lernen, den sie in ihrem zukünftigen Leben
wahrscheinlich gar nicht brauchen, das, finde ich, ist eine Schande.
Mir käme nie in den Sinn, meine kleinen Enkelvögel zu zwingen, dass sie
mehrere Stunden auf dem selben Fleck verharren müssen, ausser sie sind
müde und wollen ins Nest. Die ganze Misere von Aggressionen und
Krankheiten fängt schon bei den Kindern an, weil sie gezwungen werden,
Dinge zu tun, die einfach für ihren Organismus nicht gut sind. Klar,
das ist vielleicht nicht überall so, und wenn ich an die armen
Buschkinder denke, die gar nicht in die Schule dürfen, weil es keine
hat, denke ich, dass sie Dinge, die sie wissen müssen, genau so gut
lernen können ohne stundenlang zu SITZEN. |
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