Monat
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Insekten, Amphibien und anderes Kleingetier, sowie Tiere in
Haus und Garten: März 2020
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Blindschleiche (Anguis fragilis) |
28. März
2020: Beim
Aufräumen von Gartenutensilien ist uns ein ganz liebes
Kerlchen
in einen Untertopf gekrochen. Es handelt sich dabei um eine Blindschleiche (Anguis fragilis),
die sowohl lateinisch als auch auf Deutsch eindeutig den falschen Namen
bekam. Anguis heisst nämlich Schlange, was nicht stimmt, und blind ist
sie auch nicht. Da sind die Trivialnamen Haselwurm oder Hartwurm schon
etwas besser. |
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Diese glattschuppigen, glänzenden Echsen, die in fast
ganz Europa
beheimatet sind, trifft man überall. Sowohl in nicht zu
tief gemähten Wiesen, in lichten Wäldern, auf Weiden oder in
Weinbergen, in Kies- und Lehmgruben, wie auch auf Industrie-
oder Bahngelände, aber auch auf Schiessplätzen und
militärischem
Übungsgelände, in Gärten, Parks und Friedhöfen. Rundum, sie fühlen sich
überall sehr wohl. Einen Grossteil ihres Lebens verbringen die
lebend gebärenden Blindschleichen unterirdisch und können über 40 Jahre
alt werden. Ihre Lieblingsspeise sind Regenwürmer und Schnecken, aber
auf dem Speiseplan stehen auch Insekten, Spinnen, Ameisen etc. |
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Diese Reptilien sind für uns und den Menschen völlig
harmlos. In
der Regel werden sie 35 - 40 cm lang, es wurden aber auch schon
Exemplare mit 57 cm Körperlänge gesichtet. Anders als bei Schlangen
haben sie bewegliche, verschliessbare Augenlider und können einen
anzwinkern. Die Oberseite ist braun, grau, oder gelblich gefärbt, die
meisten glänzen in Bronze- oder Kupfertönen. Unterteilt werden sie in
eine westliche und östliche "Rasse", wobei bei den Östlichen
häufiger blau getüpfelte Individuen anzutreffen sind. Insgesamt gibt es
4 eigenständige Arten, von den Östlichen 2 Unterarten sowie etliche
Varietäten. |
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Wie bei Eidechsen auch können sie ihren Schwanz an
mehreren
Sollbruchstellen leicht abwerfen, um Fressfeinde mit dem sich dann
bewegenden Teil abzulenken. Es wächst dann aber nicht wieder nach. Mehr
als die Hälfte der erwachsenen Tiere haben keinen vollständigen Schwanz
mehr. Im Winter suchen sie sich frostsichere Erdlöcher, wo sie in
Gruppen von 5 - 30 Tieren in Kältestarre auf den Frühling warten.
In ritualisierten Kämpfen ringen die Männchen um Weibchen,
und
versuchen die Gegner zu Boden zu drücken, sie fest zu umschlingen und
zu beissen. Hat ein Männchen ein Weibchen erobert, verbeisst es sich in
dessen Nacken und paart sich in einem mehrstündigen Akt. |
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Die befruchteten Eier trägt das Weibchen 14 Wochen
lang aus. Sobald die 8 - 12 Jungtiere voll entwickelt sind, platzt die
Eischale. Das Junge kommt in einem transpartenten "Membran" zur Welt,
welches sogleich durchstossen wird. Weibliche Blindschleichen verpaaren
sich nur alle 2 Jahre von April bis Juni. Die Jungen sind erst im
dritten Frühjahr geschlechtsreif und machen mehrere Häutungen durch.
Ein liebenswerter Zeitgenosse, diese Blindschleiche, wer hätte gedacht,
dass sie so alt
werden? Unser Freund verschwand blitzschnell unter dem Laub, wer
weiss, was für ein aufregender Sommer auf ihn wartet. Euer Klepf |
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Zimmermannsbockkäfer (Acanthocinus
aedilis) |
15. März
2020: Gestern hatten wir wiedermal ein "High light". In
unserer Stube, wo wir fast ausschliesslich mit altem Kiefernholz
heizen, trafen wir einen besonders netten Gesellen. Ganz frisch
aufgewacht. Einen Zimmermannsbockkäfer
(Acanthocinus adeilis)
mit besonders langen Fühlern. Dabei handelt es sich um ein Männchen
dieser Spezies. Der Panzer ist braun gefärbt. Das Männchen hat
ungewöhnlich lange Fühler, die das fünffache seines Körpers übersteigt.
Beim Weibchen sind die Fühler etwas kürzer, sie übersteigen nur die
Körperlänge um das Doppelte. |
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Interessant sind die Beine, die sich bei Berührung
sofort
festklammern,
und man den Käfer fast nicht mehr los bringt. Wie eine Klette haftet er
an einem. Es sind dies tagaktive Tiere, die sich ausschliesslich von
Kiefernnadeln ernähren. Bösartig sind sie absolut nicht, denn sie
richten keinen Schaden an.Sie sind in ganz Europa beheimatet, bis hin
nach Sibirien und dem Kaukasus. Interesssant ist auch, dass sie mit dem
Aneinanderreiben des Halsschildes zirpende Geräusche von sich geben
können. |
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Nach der Paarung legt das Weibchen 30 - 50 Eier in die
Rinde von
totem Kiefernholz. Die Larve ernährt sich ausschliesslich vom
Holz
des Baumes. Nach etlichen Häutungen verpuppen sie sich und schlüpfen im
Herbst, überwintern im Holz, und im Frühling erblicken sie das
Tageslicht. |
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Diese Art steht im übrigen auf der Roten Liste und muss
unbedingt geschützt werden. Aber
Achtung: es gibt mittlerweile auch noch den asiatischen
Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis), der ebenso lange Fühler
hat und eingeschleppt wurde durch Bau- und Verpackungholz. Seit 1996
auch in der USA und in Mitteleuropa verbreitet und riesigen Schaden
anrichten kann, weil er frisches Holz bevorzugt. Einziges
Unterscheidungsmerkmal sind die weissen Tupfen auf seinem Panzer. |
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Wir freuen uns auf jeden Fall, einem so liebenswerten
Käfer hier in Gugellandia ein Zuhause bieten zu können. Ein
schöner Artgenosse, wir haben ihn lieb gewonnen, und seine Fühler sind
der Hammer. Euer Klepf |
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