Monat
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Insekten, Amphibien und anderes Kleingetier, sowie Tiere in
Haus und Garten: Februar 2020
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Weidenbohrer (Cossus
cossus) |
22.
Februar 2020: Bei
Umgrabarbeiten entdeckten wir im lockeren Erdreich eine riesengrosse
rote Raupe. So schön, wie es anmutet, so schädlich ist dieses
Tier. Die Rede ist vom Weidenbohrer
(Cossus cossus).
Die Raupen können eine Länge von bis zu 12 cm vorweisen. Der
Nachtfalter, der daraus entsteht hat eine Flügelspannweite von 80 mm
beim Männchen und 100 mm beim Weibchen. Allerdings wird man
diese
Tiere, wenn sie ausgewachsen sind, kaum oder nur selten zu Gesicht
bekommen, da sie eine gute Tarnung vorweisen und nur in den
Abend-
bzw. Nachtstunden aktiv sind.
Die Raupen haben einen gelben Bauch,
einen roten Rücken, einen schwarzen Kopf und eine Dornenreihe am
Hinterleib. Die Falter haben hellgraue Flügel mit einer dunkelgrauen
Marmorierung, und die Färbung imitiert die Baumrinde. |
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Flugzeit dieser Falter ist in den Monaten Juni/Juli.
Die Weibchen
legen etwa 700 Eier, verteilt auf Haufen mit jeweils 20 Eiern,
geschützt mit einem klebrigen Sekret an der Stammbasis bevorzugt auf
Weiden, Pappeln aber auch Obstbäumen. Die Junglarven bohren sich in die
Rinde ein, und bleiben ein Jahr darin verborgen. Das nennt man
"Plattfrass".
Im zweiten Jahr bohren sie sich ins Holz ein, meist stammaufwärts, und
im Laufe der Zeit weist der Tunnel, den sie gegraben haben, eine Länge
von 1 Meter auf. Die Larven, die jetzt etwa 6 cm gross sind, riechen
intensiv nach Holzessig (Ziegengeruch). |
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Nach 3 oder auch 4 Überwinterungen erfolgt im Frühling
die
Verpuppung zum Falter. Dazu verlassen sie meist den Wirt und arbeiten
sich in Bodenstreu ein. Da stets mehrere Larven den Stammbereich
durchziehen, sind grössere Schäden bis hin zum Totalausfall des Baumes
möglich. Meist findet man unterhalb des Baumes rote Sägespäne und der
Geruch nach Essig sollte ein Alarmzeichen sein. Verbreitungsgebiet ist
ganz Europa, Nord-Afrika, sowie die gemässigten Zonen Asiens. In den
Alpen sind sie bis zu einer Höhenlage von 1'500 Metern noch
anzutreffen. In der Regel werden aber geschwächte oder auch
abgestorbene Bäume bevorzugt. Trotzdem ist der Weidenbohrer ein
gefürchteter Schädling mit immensem Hunger auf Holz. |
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In Anbetracht dessen, dass die Falter rund 700 Eier an
einem Baum
ablegen, kann eine unvorstellbare Menge an Raupen das Gehölz fressen.
Die Raupen selber zählen aber als Delikatesse von Schlupfwespen.
Bekämpfen kann man sie lediglich mit der "Quassiajauche", welche aus
dem Quassiaholz hergestellt wird. Die Raupen selber können auch
beissen. So ein Biss kann mitunter sehr schmerzhaft sein. Hunde und
Katzen machen aber erfahrungsgemass einen weiten Bogen um diese Raupen,
da sie durch das Ausströmen des nach Essig riechenden Sekretes auf
Abstand gehalten werden.
Wir haben unsere gefunden Raupe, die sich jetzt verpuppen
will, in
einen grossen Blumentopf, gefüllt mit Bodenstreu, gegeben. Sie hat sich
sofort vollständig eingegraben. Grünling hat dieses
Exemplar vorsichtshalber an einen weit entferten Ort gebracht. So wie
ich das aber sehe,
wird der im Juni schlüpfende Falter sicher wieder an seinen
Geburtsort bei uns zurückfinden.
Die Falter selber sind harmlos und richten keine Schäden an.
Euer Klepf |
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Blaue Holzbiene
(Xylocopa violacea) |
15.
Februar 2020: Durch den diesjährigen, milden Winter, der
vor allem immer über der 0 Grad-Grenze liegt, sind die Männchen der blauen Holzbiene (Xylocapa
violacea)
schon ab Januar fleissig unterwegs. Sie fallen durch ihr lautes Brummen
auf, sie sind aber sehr friedliebend. Sie versuchen, die
Weibchen aus ihren Winterquartieren hervor zu locken. Von den
Holzbienen gibt es verschiedene Arten, die meisten sind in den
tropischen Wäldern beheimatet. Alleine in Europa sind 8 Arten davon
vertreten. |
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Sie gehören zur Familie der echten Bienen, sind aber
Einzelgänger
und leben solitär. Auffallend bei der blauen Holzbiene ist zum einen
die stattliche Grösse. Zum einen kann sie mit einer Körperlänge von bis
zu 28 mm durchaus
mit der Hummel konkurieren, zum anderen fällt
ihr Körper
durch die metallisch-schwarze Behaarung und die blau oder violett
schimmernden Flügeln auf. Die Männchen
übernachten in selbstgebauten Erdlöchern. |
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Die Weibchen hingegen bauen ihre Nestgänge in Totholz.
Mitunter
können sie auch zur Plage werden, da sie ihre Kinderstube an altem
Fachwerk oder Bauholz, in Pfähle oder Dachbalken sowie in gelagertem
Kaminholz bauen. Mit ihrem kräfigen Kauwerkzeug nagen sie eine
Brutröhre ins Holz. Dabei produziert sie richtiges Sägemehl und die
Gänge können bis zu drei Meter lang werden. Darin befinden sich die
Brutkammern, in der das Weibchen je ein Ei mit eingetragenen Pollen
einschliesst. Die Larven verzehren den Futtervorrat, verpuppen sich,
schlüpfen im Sommer und fressen sich als erwachsene Biene aus dem Holz
heraus. Ungewöhlich ist dabei die lange Lebensdauer der Weibchen. Sie
leben so lange, dass sie die Brut erleben und mit ihnen gemeinsam im
Nest bleiben. |
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Die Jungbienen überwintern, und im Frühling erfolgt die
Paarung. Sie
besuchen viele Blüten. Wenn die Holzbiene trotz ihres langen
Rüssels nicht an den Nektar kommt, nagt sie ein Loch in die Blütenwand.
Dabei kann es passieren, dass sie mit den Pollen nicht in Berührung
kommt. So nimmt sie also den Nektar ohne eine übliche Gegenleistung zu
erbringen, nämlich ohne Bestäubung der Blüte. Diese Wildbienen sind in
der Lage zu stechen, sie verhalten sich aber nicht aggressiv.
Wunderschöne, laut brummende Tiere. Euer Klepf |
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Hummel (Bombus) |
09.
Februar 2020: Zu dieser Jahreszeit ist es eine der wenigen
Insekten, die vorhandene Blüten anfliegt. Die Rede ist von der Hummel (Bombus). An
unserem Erdbeerbaum, welcher bereits im Dezember zu blühen beginnt,
sind diese fleissigen Tierchen zu beobachten.
Mitunter sind sie ein wichtiges Bindeglied für zu früh blühende
Obstbäume. Es sind staatenbildenen Insekten und gehören zu den echten
Bienen. So ein Hummelvolk besteht je nach Art aus etwa 50 - 600 Tieren.
Es gibt Arbeiterinnen, Männchen (Drohnen), sowie Jungköniginnen.
Nur die Jungköniginnen überwintern und beginnen im Frühling mit der
Gründung eines neuen Staates. Sie ereichen ein Alter von 12 Monaten,
die Drohnen und Arbeiterinnen allerdings weden nur drei bis vier Wochen
alt. |
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Die Jungköniginnen sind bereits ab 2 Grad unterwegs, da
sie beim
Fliegen durch Vibration der Brustmuskulatur eine Körpertemperatur von
37 Grad erzeugen. Sie sind pelzartig mit Haaren bedeckt, welche auch
vor Kälte schützen, sind meist mehrfach gestreift, nämlich gelb,
schwarz und weiss, und haben einen Rüssel zur Nahrungsaufnahme.
Weltweit gibt es 250 Hummelarten, wovon alleine in Deutschland 36 Arten
gezählt werden. Sie bevorzugen gemässigte und kühlere Regionen.
Sie fehlen in Afrika südlich der Sahara und in Australien. In Indien
sind sie nur oberhalb von 1'000 Metern beheimatet. Die
Unterscheidung ist für den Laien nicht ganz einfach, denn es gibt da:
Die Alpen-, Duft-, Garten-, Baum-, Heide-, Stein-, Erd-, Berg-, Moos-,
Acker-, Obst-, Wiesen-, Gras-, Feld-, Distel-, Wald-, Sand-Hummeln,
sowie viele andere. |
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Der Nistplatz ist je nach Art unterschiedlich, entweder
in kleinen
Erdhöhlen (z.B. Mäuselöcher), verlassenen Vogelnestern, unter
Moosschichten oder in hohlen Bäumen. Die Königin sammelt Nektar und
Pollen, die sie zu "Bienenbrot" verarbeitet, auf der sie die Eier
ablegen kann. Zudem baut sie sich einen Topf, mit dem Kopf zum
Honigtopf gerichtet, den sie mit Honig füllt und setzt sich auf die
Eier zum Brüten. Mit dem Rüssel kann sie so den Honig als Nahrung
aufnehmen. Während der ersten 10 Tage durchlaufen die Geschlüpften
mehrere Larvenstadien. Die Königin füttert die Larven 10 Tage lang,
nachher verpuppen sie sich. Nach weiteren 10 Tagen schlüpfen die neuen
Hummeln mit Flügeln. Während dieser Metamorphose legt die Königin ein
zweites Mal Eier. |
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Die schlüpfenden Hummeln sind ausschliesslich
Arbeiterinnen. Die Königin bleibt im Nest bis zum Ende ihres Lebens und
lebt von der Nahrung, die die Arbeiterinnen eintragen. Ab Juli werden
männliche und weibliche Eier gelegt, aus denen die Jungköniginnen
schlüpfen, und das Nest für immer verlassen. Die Drohnen haben keine
andere Funktion, als die Begattung der Jungköniginnen. Da keine neuen
Arbeiterinnen heranwachsen, geht mit dem Absterben der Arbeiterinnen,
der Kolonie die Nahrung aus, und die Königin, die jetzt ein Jahr alt
ist, muss sterben. Täglich fliegen die Hummeln bis zu 18 Stunden und
bis zu 1'000 Blüten an. Sie fliegen sogar bei schlechtem Wetter, sogar
bei leichtem Regen sind sie unterwegs. Der Pollentransport geschieht
über die Hinterbeine. Das sieht manchmal sehr lustig aus. Dicke gelbe
Wollkneuel tragen sie an den Beinen, während sie von Blüte zu Blüte
fliegen. |
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Derzeit sind die Jungköniginnen bei uns in
Gugellandia an den Hyazinthen sehr interessiert. Sie haben übrigens
einen Wehrstachel. Das Tier muss sich aber schon sehr bedroht fühlen,
um den Stachel auszufahren. Die Drohnen besitzen übrigens keinen
Stachel. Die schlimmsten Feinde für ein Volk sind die schmarotzende
Kuckuckshummeln. Der Name sagt bereits alles. Aber auch grosse
Wollbienen und die Wachsmotte können ein ganzes Nest zunichte machen.
Erwähnenswert ist noch, dass jede Hummel "Schweissfüsse" hat. So
hinterlassen sie beim Nektarsammeln ihren Duftstoff und markieren so
die Blüten. Jetzt weiss jede Hummel bereits beim Anflug, ob sie den
schon kennt, der ihr gerade die Nahrung weggesaugt hat.
Interessant ist auch, dass Hummeln
am Mount Everest bis zu einer Höhe von 5'600 Metern fliegen, um dort
von Enzian und anderen Gebirgsblumen Nektar zu sammeln. Ja, sie sind
sogar in der Lage, so wurde unter Laborbedinungen geforscht, in
dünnster Luft von über 9'000 Metern flugfähig zu sein. Man muss diese
Tierchen einfach bewundern. Euer Klepf |
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