Monat
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Insekten, Amphibien und anderes Kleingetier, sowie Tiere in
Haus und Garten: Oktober 2019
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Tausendfüsser (Myriapoda) |
20.
Oktober 2019: Gerade habe ich Smokey getroffen, der ja
ebenfalls zur Gattung der Tausendfüsser
(Myriapoda)
gehört. Weltweit gibt es weit über 10'000 verschiedene Arten, die auf
allen Kontinenten der Erde vertretend sind. Sie alle gehören zur
Familie der Gliederfüsser. Mit Ausnahme von Smokey weisen die hier in
Gugellandia lebenden Tausendfüsser eine Körperlänge von etwa 5
cm
aus. Ihre Beinpaare konnten wir bis anhin noch nicht zählen, es dürften
aber weit über die 100 sein. |
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Tausendfüsser gibt es seit 410 Millionen Jahren, und
sie waren auch
die ersten Landbewohner. Der Grösste damals hatte eine Länge von 2
Metern. Heute gibt es sie je nach Art in einer Grösse von 1mm bis zu 30
cm. Die meisten Beinpaare, nämlich 750 an 192 Körperringen besitzt der
Kalifornische (Illacme plenipes). Mit nur 3,5 cm Körperlänge ist er
somit Spitzenreiter, was die Füsse anbetrifft. |
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Sie alle atmen über Tracheen, das sind feine
Luftkanäle, die
überall durch die Haut in den Körper führen. Alle gemeinsam haben sie
allerdings das Problem, dass sie kein Wasser speichern können. Um sich
vor dem Austrocknen zu bewahren, benötigen sie eine feuchte dunkle
Umgebung. Ideal dafür ist morsches Holz, das Unterholz von Wäldern oder
der Kompost. Mit Ausnahme der tropischen Arten, die auch
fleischfressend sind, ernähren sich die meisten Arten von abgestorbenem
Holz und Laub, sowie vermoderten Früchten. Es sind deswegen, wie
Regenwürmer auch, sehr nützliche Tiere, da sie die gefressenen
Pflanzenteile in Humus verwandeln. |
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Es gibt die unterschiedlichsten Lebensräume dieser
Tiere:
Wald-, Stein-, Feld-, Steppen/Savannen-, Rinden-, Höhlen-,
Hochalpinen-, Wüsten-, und Baumtiere. Sie beissen und stechen nicht,
sondern aber bei Gefahr ein gasförmiges übelriechendes Sekret
aus, das man noch stundenlang nach der Berührung eines dieser
Tiere in der Wohnung riecht.
In den Tropen gibt es Arten, welche ständig solche Abwehrsekrete in
gasförmiger Form absondern, um Pilze und Bakterien abzuwehren.
Tropische Arten verteidigen sich gegen Fressfeinde mit
blausäurehaltigem Giftstoff oder schleimhautreizenden Substanzen.
Allerdings sind die Tiere selbst nicht gegen das eigene Abwehrsekret
immun und können daran sterben. |
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Bei der Paarung krabbelt das Männchen auf den Rücken
des Weibchens und beklopft sie mit seinen Fühlern. Will sie nicht,
kringelt sie sich ein. Bei Aktzeptanz und Gefallen sind sie mehrere
Stunden lang dann fest umschlungen. Je nach Art kann so eine Paarung
einige Tage bis Wochen dauern. Bei vielen Arten sterben die Weibchen
nach der Eiablage. Nach eingen Tagen schlüpfen die Larven aus den bis
zu 300 gelegten Eiern. Anfänglich haben sie meist 7 Beinpaare. Von
Häutung zu Häutung nimmt die Anzahl der Beine zu. Je nach Art können so
Tausendfüsser oft ein Alter von 4 - 10 Jahren erreichen.
Zudem
sind dies sehr reinliche Tiere, sie verbringen mehrere Stunden
am
Tag mit der Körperpflege. Euer Klepf |
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Wespenspinne (Argiope
bruennichi) |
13.
Oktober 2019: Hier in Gugellandia begegnen wir immer
wieder der auffällg gezeichneten Wespenspinne
(Argiope bruennichi).
Sie gehört zur Familie der Radnetzspinnen. Auch Zebra-, Tiger-, oder
Seidenbandspinne genannt. 2001 wurde sie sogar zur Spinne des Jahres
gewählt. Vor 50 Jahren war sie im südlichen Europa verbreitet. Infolge
des wärmeren Klimas ist sie heute in allen europäischen Ländern bis
hoch im Norden, sowie in asiatischen und nordafrikanischen Landschaften
heimisch geworden. |
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Auffallend ist, dass sie im Gegensatz zur Kreuzspinne
(welche ihr
Netz in 2 Meter Höhe baut und ein Versteck hat, wo sie sich
zurückziehen kann), ihr Netz nur 20 bis 70 cm über
dem Boden
baut und kopfüber auf Beute wartet. Der sonnige Standort ist immer bei
niedriger Vegetation mit hoher Heuschrecken-Population gewählt. Auf
ihrem Speiseplan stehen vor allem grosse Heuschrecken und Heupferde,
sowie Bienen, Wespen, Fliegen, Schmetterlinge und Libellen. |
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Sobald sich eines dieser Tiere im Netz verfangen hat,
wird es
umsponnen, beziehungsweise eingewickelt, mit ihrem Gift injisziert und
dann ausgesaugt. Übrigens ist sie für den Menschen nicht gefährlich, da
die
Giftklauen nur kurz sind und in der Regel die menschliche Haut nicht
durchdringenkönnen. Und wenn, dann ist der Stich nicht schlimmer als
der von einer Wespe. |
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Noch eine Besonderheit hat das mit einer Spannweite von
30 - 40
cm grosse, in etwa 40 Minuten angelegte Netz. Es hat zur Stabilisierung
ein Zickzack-Band. Die Tag und Nacht aktiven Weibchen sind gelb-weiss
gestreift, wespenähnlich mit schwarzen Querbändern versehen und weisen
eine Körpergrösse von bis zu 25 mm auf. Die Männchen sind hellbraun mit
dunkler Zeichnung und haben eine Körpergrösse von 6 mm. Die Weibchen
sind also etwa 4 mal so gross wie die Männchen.
Die Paarung erfolgt Ende Juli, Anfang August. Dabei rüttelt das
Männchen am Netz, um die Gunst des Weibchen zu gewinnen, und muss sich
schon während der Paarung sputen, da die Weibchen kannibalistisch
veranlagt sind. Deshalb trifft man im Herbst fast nur noch Weibchen an. |
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In ihrem angelegten Kokon werden 50 - 300 Eier
gelegt Den beschützt das Muttertier bis es nach den
Sommermonaten ihr Zeitliches segnet. Die nach kurzer Zeit geschlüpften
Jungtiere häuten sich in ihrer Entwicklungsphase 9 - 12 mal,
überwintern im Kokon und schlüpfen Anfang Mai. Wir persönlich finden
diese Tierchen sehr attraktiv und wir versuchen, ihre Netze zu
respektieren. Euer Klepf |
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Singzikade (Lyristes plebejus) |
06.
Oktober 2019: Heute versuche ich, den Sommer nochmals
aufleben zu lassen. Bei uns, im Juni, sobald es über 20 Grad hat,
schlüpfen die jungen Singzikaden
(Lyristes plebejus).
Zeig ist immer der Erste, der bei seinen nächtlichen Rundgängen, seinen
Wetterbeobachtungen auf solche kleine Wesen stösst. Von den
Zikaden selber gibt es weltweit über 45'000 Arten, wobei in den
Hauptgruppen zwischen Glas-, Sporn-, Ameisen-, Sing-, Buckel-, Blut-,
Schaum-, und kleinen Zikaden unterschieden wird. Von den auch bei uns
heimischen Singzikaden gibt es 4'000 verschiedene Arten, wovon etwa 10
alleine in der Schweiz , und in Deutschland 5 ansässig sind. |
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Sobald es minimum 25 Grad im Schatten hat, beginnen sie
zu zirpen,
wobei ihr Gesang oft an eine kaputte Stomleitung erinnert. Dabei können
sie bis zu 106,7 Dezibel laut werden. Erwachse Zikaden erreichen
eine
Körpergrösse von bis zu 52 mm, die Komplexaugen sind bei Jungtieren
grün, bei den Erwachsenen blau oder dunkelbraun. Das Zirpen der
Männchen dient ausschliesslich, um die weiblichen Tiere anzulocken, die
selber aber stumm bleiben. Die Lebenserwartung der erwachsenen Tiere
dauert bloss 3 - 5 Wochen. Nach mehreren Paarungen erfolgt die Eiablage
durch die Weibchen in der Rinde dicker Äste und Stämme. Die Larven
schlüpfen im Sommer oder Herbst und lassen sich zu Boden fallen. |
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Dann graben sie sich, teils bis zu drei Meter tief in
den Boden und saugen so unterirdisch
lebend, den Pflanzensaft an den Wurzeln von verschiedenen Pflanzen. Sie
durchlaufen 5 Häutungen während ihrer3 - 5 jährigen Entwicklungszeit.
Anfang Juni verlassen sie den Boden und häuten sich das letzte Mal.
Die nun geschlüpften Tiere sind zunächst grünlich und in weiteren vier
bis fünf Tagen sind sie vollständig ausgefärbt. Dann fliegen sie auf
Bäume, bevorzugt sind Pinien und andere Nadelgehölze. Mit Hilfe ihres
Saugrüssels stechen die erwachsenen Tiere Leitungen und trinken wie
mit einem Strohhalm den Saft der Pflanze. |
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Durch ihre Farbgebung, hervorragend an die Umgebung
angepasst, sind sie nur schwer zu finden. Nähert man sich einem Baum,
von wo das Zirpen kommt, vestummen sie augenblicklich. Die geringsten
Veränderungen werden von den Tieren wahr genommen, sei es Wind, oder
das Anflattern von Vögeln, sie unterbrechen sofort ihren Gesang. Im
vorderen Teil des Hinterleibes sitzt rechts und link ein Trommelorgan.
Eine elastische Platte, die von einem Muskel immer wieder berührt wird.
Erschlafft der Muskel (Schallplattenmuskel), springt die Platte in
ihrem ursprünlichen Zustand und erzeugt die Geräusche. Das geschieht
hunderte von Malen in der Sekunde. |
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Singzikaden haben eine lange Larvenentwicklungzeit.
Bei der Art (Magicicada), die in Nordamerika lebend ist, sind es 13 -
17 Jahre. Die Weibchen dieser Spezie legen etwa 400 Eier, und exakt
alle 17 Jahre kommt es regelrecht zu einer Masseninvasion. 2021 ist das
nächste Datum hierfür. Der Grund dafür ist, dass die meisten
Feinde
der
Singzikade (Spinnen, Raubwanzen und andere) einen
Ausschlüpfrhytmus von 2, 4 oder 6 Jahren haben. Diejenigen die nun in
den Zwischenrhytmen auschlüpfen, haben also eine gössere Chance zum
Überleben. Obwohl die Tiere vielerorts als Plage angesehen werden,
lieben wir alle aber den schönen Zikadengesang in den
Sommermonaten. Euer Klepf |
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